Handwerk Special Nr. 144 vom 3. November 2010 - page 7

Von traditionell bis modern: Gestaltung im Handwerk
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Nr. 144
3. November 2010
Milchzähne in Silber gefasst
„Es war ein ungewöhn-
licher Auftrag. Eine Kun-
din wollte ihrer Tochter
zum Abitur deren von ihr
aufbewahrten Milchzähne
als Halsschmuck in Silber
gefasst schenken“, er-
zählt Goldschmiedemeis-
terin Melanie Geib aus
Meisenheim.
Auch ein Knochen seiner ver-
storbenen Maus sollte einen
Tierliebhaber als Schmuckstück
gefasst an das Haustier erinnern.
„Ich liebe verrückte Ideen und
setze sie handwerklich gern
um“, bekennt die 32-Jährige.
Melanie Geib erinnert sich auch
an romantische Schmuckstücke
aus ihrer Werkstatt. So wurde
anlässlich des zehnten Hoch-
zeitstages ein goldenes Herz mit
einem Diamanten für jedes Jahr
in Auftrag gegeben.
Seit 2005 ist die Goldschmiede-
meisterin selbstständig. Zusam-
men mit ihrem Partner Stefan
Nowak, einem ehemaligen
Bankkaufmann, der jedoch
bereits vor 15 Jahren ins Gold-
schmiedehandwerk wechselte,
hat sie ihre Werkstatt in der
alten Sattlerei ihres Großvaters
eingerichtet. Richard Geib war
hier mehr als fünfzig Jahre als
Sattler tätig. „Von ihm habe
ich die Liebe zum Handwerk
geerbt. Es gibt nichts Besseres,
Goldschmiedemeisterin setzt auf traditionelles Handwerk und verrückte Ideen
Steckbrief:Goldschmiedew.„Palatium“,Meisenh.
Gegr.2005 | 4Mitarb.(1Meister,1Lehrl.) | MokumeGane,Ringeselbst
schmieden | Tel.: 06753/ 964945 |
als der Fantasie freien Lauf
zu lassen und mit den Händen
Dinge zu schaffen, die die
Menschen erfreuen“, schwärmt
sie.Mund-zu-Mund-Propaganda
zufriedenerKunden ist für siedie
beste Werbung.
Wer die Gold- und Silber-
schmiedewerkstatt „Palatium“
in der alten Sattlerei betritt, wird
gefangen genommen von dem
von ihr ausgehendenbesonderen
Flair.Offenund für dieBesucher
sichtbar wird hier gearbeitet,
ganz traditionell mit Hammer
undAmboss,mitFeuerundEdel-
metallen der verschiedensten
Art. Es sind Arbeiten voller
Leidenschaft, die hier entstehen.
AufdievoretwavierhundertJah-
reninJapanentstandeneTechnik
des Mokume Gane haben sich
MelanieGeibundStefanNowak
spezialisiert.
Holzmaserung
in Metall
„Mokume Gane
bedeutet, Holzma-
serung inMetall zu
bannen. Mokume
Ganeentstehtdurch
schichtweises Ver-
schweißen ver-
schiedenfarbiger
Metalle. Es entste-
hen individuelle
und einzigartige
Muster, die nicht
wiederholbar sind“, erklärt
die Goldschmiedemeisterin.
„Hauchdünne Bleche werden
übereinander gestapelt und
zwischen zwei Stahlblechen
fest miteinander verschnürt. In
einer Brennkammer aus Scha-
mottsteinenwirddannmit einem
Schweißbahnbrenner ordentlich
eingeheizt“, schildert sie sehr
verkürzt den zweitägigen
Arbeitsprozess bis zum
fertigenMokumeGane
Modul. Erst dann be-
ginnt die eigentliche
Schmuckgestaltung.
„Die Begeisterung der
Kollegen, die plötz-
lich ungeahnte Gestal-
tungsmöglichkeiten
in Händen halten, ist
immerwieder schön zu
erleben“, sagt Melanie
Geib.DerReizdesUnbekannten,
kein Schmuckstück gleicht dem
anderen, treibt die Goldschmie-
demeisterin an, motiviert sie
täglich neu. „Schmuckstücke zu
gestalten ist einwunderbaresEr-
lebnis“, sagt sie. Dieses „Feuer“
für ihren Beruf gibt sie an ihren
Lehrling Ann-Kathrin Müller
und die privaten Interessenten
weiter, die in zahlreichen Lehr-
gängen Ringe selbst schmieden
können.
Mokume
Gane-Seminar
In einem Praxisseminar für Pro-
fis können interessierte Gold-,
Silber- und Damastschmiede
vom 12. bis 13. Januar 2011
in der Goldschmiedewerkstatt
Palatium in Meisenheim ein
eigenes Schmuckstück in der
Kunst des japanischen Mokume
Gane schmieden.
In der offenen Werkstatt können die Besucher den
Goldschmieden über die Schulter schauen.
Eine Schatulle
in der Mokume
Gane-Technik
geschmiedet.
Goldschmiedemeisterin Melanie Geib liebt es,
kreative Schmuckstücke zu gestalten.
Zahntechnikermeisterin Ute Speth führt die Bad Kreuznacher Unternehmerfrauen im Handwerk
51 bildungsinteressierte
und engagierte Frauen
aus dem Raum Bad
Kreuznach treffen sich re-
gelmäßig, tauschen sich
aus. Sie sind zwischen
20 und 65 Jahre alt. Allen
gemeinsam: Sie kommen
aus dem Handwerk.
Kreuznach ein Dentallabor mit
17 Mitarbeitern, darunter drei
Lehrlinge.
„Ich bin seit 21 Jahren Vor-
sitzende im Arbeitskreis und
mir macht das Ehrenamt nach
wie vor viel Freude. Für die
mitarbeitende Ehefrauen haben
wir in den letzten Jahren viel
erwirkt. Das treibt mich an“,
bekennt sie und verweist auf die
soziale Absicherung der Frauen
im Falle einer Insolvenz. Einen
Schwerpunkt ihres ehrenamt-
lichen Engagements sieht sie in
der Stärkung der Unternehmer-
frauen als Führungskräfte durch
Förderung der Persönlichkeits-
entwicklung. „Wir trainieren
in Veranstaltungen und Work-
shops korrektes Verhalten,
Körpersprache und
Gestik im Umgang
mitGeschäftspartnern
und Kunden oder ver-
mitteln wirtschafts-
und gesellschaftspoli-
tischeZusammenhän-
ge“, erklärt sie.
UFH ist kein
Kaffeekränzchen
Wichtig ist der Unter-
nehmerin die Aner-
kennung der Leistung
der Frauen im Hand-
werk,ihreStellunginWirtschaft,
Betrieb und Familie und die
IntegrationderUFHindieHand-
werksorganisationen. „Dafür
stehe ich“, betont sie. „Wir sind
keinKaffeekränzchen.Wir üben
dieKunst des Small Talks imge-
Sie sind mitarbeitende Ehe-
frauen oder Partnerinnen in
Handwerksbetrieben sowie
Meisterinnen und selbststän-
dige Unternehmerinnen. Der
Arbeitskreis „Unternehmer-
frauen im Handwerk“ (UFH)
ist für die Frauen ein wichtiges
Forum für all ihre Positionen.
An der Spitze steht Zahntech-
nikermeisterin Ute Speth.
Die 62-Jährige führt in Bad
schäftlichen
Bereich und
diskutieren
anspruchs-
volle The-
men, die uns
persönlich
weiterbrin-
genunddem
Betrieb nut-
zen.“
Die Image-
kampagne
des Hand-
werks liegt Ute Speth ebenfalls
am Herzen. Sie wird deren Bot-
schaften in ihrem Arbeitskreis
noch stärker thematisieren. „Al-
les, was das Handwerk betrifft,
betrifft auch uns Frauen“, sagt
sie. „DieUFH-Arbeitskreisemi-
schen sich ein, leben Kommu-
nikationunddas ist gut so, auch
für die Imagekampagne!“
UFH in Zahlen
7.000 Mitglieder zählen die
UFH bundesweit. Inzwischen
existieren in Rheinland-Pfalz
16 regionale Arbeitskreise
mit insgesamt 500 Mitglie-
dern. Der Arbeitskreis Bad
Kreuznach, einer von acht im
nördlichen Rheinland-Pfalz,
feierte amWeltfrauentag 2009
sein 20-jähriges Jubiläum.
Kontakt zu den UFH Bad
Kreuznach, Tel.: 0671/
Zahntechnikermeiste-
rin Ute Speth.
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