Handwerk Special Nr. 144 vom 3. November 2010 - page 3

Jedem einzelnen der
120 „goldenen Hand-
werksmeister“ über-
reichteWernerWittlich
die Auszeichnung per-
sönlich und ging auf die
Verdienste des Meister-
jahrganges 1960 ein. Aus
den Reihen der geehrten
Altmeister bedankte sich
Ehrenobermeister Hermann
Wölwer stellvertretend für
die Altmeister bei der HwK
KoblenzfürdiefröhlicheFeier.
„Wir haben uns mithilfe des
Meisterbriefs solide Existenzen
aufbauenkönnen.DasHandwerk
war und istwichtigerBestandteil
unseres Lebens. Stolz können
wiraufeineUnternehmenskultur
zurückblicken, die auf Normen
und Werten beruht. Auch in der
jüngst erlebten Krise hat das
Handwerk seine stabilisierende
Wirkung bewiesen“, zogMaler-
meister Wölwer als Fazit.
Stimmen der geehrten
Meister
Schon aus frühester Jugend
kennensichKlausMohr,Richard
Dreher und Werner Reitenbach.
Sie alle stammen aus der Nähe
von Idar-Oberstein und haben
das für diese Region typische
Handwerkgelernt:„Wirsindalle
drei Edelsteinschleifer, aber je-
weils mit einem Spezialgebiet“,
erklärtFacettiererundAmethyst-
undTopasschleifer KlausMohr.
Auf der Feier in Ochtendung
erinnerte man sich gerne an die
Aktuelles Geschehen rund um die Handwerkskammer Koblenz
3
Nr. 144
3. November 2010
Goldener Meisterbrief
Mit dem Meisterbrief legten sie 1960
– also vor einem halben Jahrhundert
– den Grundstein für ihr Leben, das
ihrer Familien und nicht zuletzt
für die Jahre des wirtschaftlichen
Aufschwungs. „Mehr als genug
Gründe, um Ihnen aufs herzlichste
zu danken und Ihnen heute den
Goldenen Meisterbrief zu verlei-
hen“, begrüßte Werner Wittlich,
Präsident der HwK Koblenz, die
rund 120 Altmeister und deren
Familien zur Feier in der Kultur-
halle Ochtendung.
HwK-Feier für Handwerksmeisterjahrgang 1960 in Ochtendung
T
ipp
Nachgefragt
Meister gestern & heute
Vor einem halben Jahrhundert legten
junge Handwerker ihre Meisterbriefe ab.
Anschließend schrieben sie eine per-
sönliche, aber auch wirtschaftliche und
gesellschaftliche Erfolgsstory.
Daran erinnert die HwK Koblenz jähr-
lich mit der Verleihung des Goldenen
Meisterbriefes im „50. Meisterjahr“, den
sie zu Ehren der Altmeister im Rahmen
einerFeierüberreicht.FürHwK-Präsident
Werner Wittlich aus mehreren Gründen
ein besonderes Ereignis, denn er – selbst
Handwerksmeister – übergibt die Goldenen Meisterbriefe an
jede/n einzelne/n Handwerksmeister/in persönlich.
Herr Wittlich, plaudern Sie mal aus dem Nähkästchen:
Über was unterhalten Sie sich bei der Verleihung der
Goldenen Meisterbriefe, was erzählt man Ihnen?
Das sind natürlich sehr emotionale Momente. Man sieht in die
Gesichter der gestandenen Handwerksmeister, die von Stolz
und Glück gezeichnet sind. Einige bekommen kaum ein Wort
heraus, weil sie so ergriffen sind. Das lässt mich als Präsident
der Handwerkskammer natürlich nicht unberührt und ich gehe
auf diese Stimmung ein und finde dann sehr persönliche Worte,
die, denke ich, dem Augenblick angemessen sind.
Die Handwerkskammer ehrt diese Meister, die vor
50 Jahren ihre Meisterprüfung ablegten. Warum?
Weil der Meisterbrief etwas zählt. Das gilt für den Meisterbrief
des Jahres 1960 wie auch für den des Jahrgangs 2010. Meister im
Handwerk zu sein war und ist nachhaltig! Der Meisterjahrgang
1960 hat das Fundament gelegt, auf dem nachfolgende Meister-
generationen aufbauen konnten. Es ist uns wichtig, auch daran zu
erinnern. Für nachkommende Generationen sind die „Goldenen
Meister“einwichtigesVorbild,dennderenLebenswegwargeprägt
von der Aufbruchstimmung und dem hohen Leistungsdenken
der damaligen Zeit. In den Jahren danach haben die Meister des
Jahrgangs 1960 durch harte Arbeit und zu Beginn mit beschei-
denenMitteln ihre Tatkraft unter Beweis gestellt. Auf dieseWerte
müssen wir uns heute wieder besinnen, um ein leistungs- und
zukunftsfähiges Handwerk zu erhalten.
Das Handwerk ehrt also seine Vorbilder, die noch
immer etwas zählen. Welche neuen Werte wer-
den mit dem Begriff „Handwerk“ verbunden?
Handwerk verändert sich. Dieser Prozess wird auch durch die mit-
getragen, die vor einem halben Jahrhundert als Jugend die Zukunft
imHandwerkprägten.UnsereheutigeJugendwollenwirerreichen,
indemwir eine spannendeBerufsweltmit vielfältigenPerspektiven
bieten. Im Handwerk geht es um Selbstverwirklichung und eine
sichere, anspruchsvolle und kreative Arbeitswelt. Das vermitteln
wir auch mit der aktuellen Imagekampagne des Handwerks. Das
wirtschaftliche Gewicht des Handwerks soll gerade bei jungen
Leuten wieder präsenter werden. Das Handwerk hat zwar einen
gutenRuf,wirdabervonderBevölkerunghäufignichtalsinnovativ
und von der Jugend als nicht attraktiv wahrgenommen. Das soll
sich mit der breit angelegten Kampagne ändern.
Mit Blick auf die demografische Entwicklung
und die aktuelle Wirtschaftslage: In welche Rich-
tung zeigt der Trend beim Meisterbrief?
Ganz klar: Der Meisterbrief ist gefragt, der Trend zeigt nach
oben. Doch auch in den zurückliegenden Jahren wirtschaftlicher
Anspannung war der Meisterbrief gefragt. Er ist eine Konstante
in der heutigen Wirtschaftswelt – eine „Wirtschaftsmacht von
nebenan“. Und wir tun natürlich alles dafür, dass es so bleibt.
Infos zur Meistervorbereitung, Tel.: 0261/
398-415, E-Mail:
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Werner Wittlich
Jahre der Ausbildung zurück
– wie auch an die anschließende
Meisterprüfung –, für alle drei
noch immer ein wichtiges Er-
eignis in ihrem Leben.
„Als eines von neun Kindern
war es damals eine sehr schwere
Zeit. Aber ich hatte Glück und
fand eine Lehrstelle, die nach
dem Krieg mehr als rar waren“,
erinnert sichder heute89-jährige
Emil Jungblut aus Dürrholz im
Westerwald, der auf glückliche
und zufriedene Jahre im Tisch-
lerhandwerkzurückblickenkann
und sich besonders in der Holz-
bildhauerei verwirklichte.
Das deutsche „Fräulein
Wunder“
Die Damenschneidermeiste-
rinnen IngeMenzer undAnnette
Müller haben einiges zusammen
erlebt. „Wir kannten uns schon
vor der Meisterprüfung, haben
dann den gleichen Lehrgang ab-
solviert“,erklärtAnnetteMüller.
Gepackt von der Abenteuerlust,
wanderten beide schließlich für
zwei Jahre in die Schweiz aus.
„Wenn wir dort zusammen aus-
gingen, wurden wir mit ‘Da sind
ja die beiden deutschen Fräulein
Wunder’ begrüßt“, erinnern sich
beide lachend.
Fürdiepassendenmusikalischen
Klänge sorgte auch in diesem
Jahr der Handwerker-Chor Bir-
kenfeld, der sein zehnjähriges
Jubiläum feiern konnte.
120 „Gol-
dene Hand­
werksmeis­
ter“ feierten
auf Einla-
dung der
HwK ihr 50.
Meisterjubi-
läum.
Die Edelsteinschleifer­
meister Klaus Mohr,
Richard Dreher und
Werner Reitenbach (v.l.).
Inge Menzer und
Annette Müller (r.).
Tischlermeister Emil Jungbluth
genoss mit seiner Ehefrau Inge-
borg die HwK-Altmeisterfeier.
Foto: P!ELmedia
Eine Auswahl
an Fotos zur
HwK-Altmeister­
feier gibt es im Internet:
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