Handwerk Special Nr. 133 vom 26. September 2009 - page 5

Traditionsreiches Bäckerhandwerk aus dem Hunsrück
Nr. 133
26. September 2009
Keine kleinen Brötchen backen
Bäckergeselle Marcel
Bauer ist Kammersieger.
Marcel Bauer, Bäckerge-
selle aus Braubach, hatte
beim Leistungswettbewerb
des Deutschen Handwerks
auf Kammerebene die Nase
vorn. Sowohl die schriftlichen
Aufgaben wie das Erstellen
eines Rezepts für einen Brot-,
Blätter- und Kuchenteig als
auch die praktische Ausfüh-
rung erledigte er am besten. Es
wurde geflochten, garniert und
verziert. Kreativität, Augen-
maß und Geschicklichkeit wa-
rengleichermaßengefragt.Der
19-jährigeBäckergesellelernte
sein Handwerk im Burgcafé
Kleudgen in Bendorf. In Kür-
ze besucht er den
Bäckermeis­terkurs.
Inzwischenhat
erseinKön-
nen auch
b e i m
L a n -
d e s -
Gutes reintun – Gescheites rausbekommen
Fragt man Bäckermeister
Wilhelm Steigerwald aus
Rheinböllen und Michael
Roller, Bäckermeister
aus Mengerschied, nach
ihrem Erfolgsrezept für
125 und 100 Jahre erfolg-
reiches Backen, kommt
die Antwort spontan:
„Es lohnt sich, im Bäckerhand-
werk Tradition zu pflegen,
Qualität und Service müssen
stimmen und die Familie muss
aneinemStrangziehen“,betonen
sie. „Und, ohne die Liebe zum
Beruf, geht es nicht“, sagen die
Bäckermeister. Und sie sagen es
sehr bestimmt und lächeln. Jeder
spürt, ihr Handwerk ist für sie
Herzenssache.
Zwei Familienbetriebe aus dem Hunsrück feiern ihr 125-jähriges und 100-jähriges Betriebsjubiläum
Steckbrief: Bäckerei Roller, Mengerschied
Gegr. 1909 | 8 Mitarbeiter (1 Meister) | eine Filiale, Backwaren,
Lebensmittel | Tel.: 06765/ 290 |
Steckbrief: Bäckerei Steigerwald, Rheinböllen
Gegr. 1884 | 26 Mitarbeiter (2 Meister, 2 Lehrlinge) | Filialen, drei
Verkaufswagen | Tel.: 06764/ 1268, Fax: 06764/ 960301
neben den üblichen Brotsorten,
ihm eigene Spezialitäten. Ist es
beiSteigerwald„SteigisBestes“,
gehören „Maadbrot“ und „Hei-
matbrot“ zu Rollers Rennern.
AlleBrotewerdenmitNatursau-
erteig gebacken. Auch Teilchen
und Kuchen gehören in beiden
Bäckereien zum Angebot.
Belegte Brötchen gibt es bei
Steigerwald und auch bei Roller
schon am frühen Morgen. Um
5 Uhr stehen bereits die ersten
Kundenvor der Tür derBäckerei
Steigerwald. Eine Stunde später
reicht Bäckermeister Roller bei
Bedarf die noch warmen Bröt-
chen über die Fensterbank der
Backstubenachdraußen.Sowohl
Jugendliche“, erklärt er die sehr
angenommene Spezialität. Seit
Bestehen der Bäckerei Roller
besteht eine Symbiose von
Backwaren und Lebensmitteln.
„Während mein Urgroßvater
demBäckerhandwerknachging,
verkaufte meine Ur-
großmutter
Dinge des
täglichen
Lebens. Bis
heute haben
sich die zwei
Standbeine gut
bewährt“, so Rol-
ler.
Und eine weitere Gemein-
samkeit haben Bäckermeister
Steigerwald und
Bä c k e rme i s t e r
Roller. Sie enga-
gieren sich im Eh-
renamt. Roller ist
stellvertretender
Obermeister der
Bäcker-Innung
Simmern und Be-
auftragter für Öf-
fentlichkeitsarbeit
und zuständig für
dieBrot-undBröt-
chenprüfung der
Innung. Außer-
demisterMitglied
im Ausschuss für
Lehrlingsstrei-
tigkeiten und als
Rechnungsprüfer
tätig. Steigerwald
istRechnungsprü-
fer und Innungsbeauftragter für
Betriebswirtschaft. Beide sind
Delegierte der Kreishandwer
­
kerschaftRhein-Nahe-Hunsrück
und des Verbands des rhei-
nischen Bäckerhandwerks.
Die Handwerksbetriebe Stei-
gerwald und Roller sind als
Traditions- und Ausbildungs-
betrieb fest in ihren Heimat-
gemeinden integriert. Zu ihren
125-jährigen und 100-jährige
Jubiläen im Sommer hatten die
Bäckermeister zu einem Tag
der offenen Tür eingeladen und
Einblicke in die Backstube und
Geschichte gewährt. „Es ist
nicht nur Freude, aber glücklich
sind wir schon“, schätzen der
55-jährige Steigerwald und der
45-jährige Roller ihr Leben und
Arbeiten im Hunsrück ein. Die
Bäckerei Steigerwald wird auch
in der 5. Generation bestehen.
Sohn Sascha hat bereits den
Meisterbrief in der Tasche und
agiert neben seinemVater in der
Backstube.
Beide Bäckermeister schwören
auf überlieferte Rezepte, die
sie aber immer wieder verfei-
nern. „Man muss das Ohr am
Kunden haben“, so Wilhelm
Steigerwald.UndMichaelRoller
hält es mit der Aussage seines
Urgroßvaters: „Wenn man was
Gutes reintut, kommt auch was
Gescheites raus!“ Die Bäcker-
meister verwenden für ihre
BackwarenhochwertigeZutaten
aus der Region und jeder kreiert
BäckermeisterWilhelmSteiger-
waldals auchBäckermeisterMi-
chael Roller führen den Betrieb
inder4.Generation.Beidehaben
die Bäckerei zeitgemäß mo-
dernisiert. Der Familienbetrieb
Rollerentschlosssich1995sogar
zum kompletten Neubau eines
Backhauses.
Neben dem Stammhaus ist
Steigerwald mit zwei Filialen
unddreiVerkaufswagenpräsent.
Roller hat 2006 in Simmern eine
Filiale eröffnet. Dort kommt
zum üblichen Angebot auch
Pizza hinzu. „Durch die Nähe
zu den Schulen kaufen hier viele
Die reichhal-
tigen Brotsorten
stehen bei den
Kunden von Bä-
ckermeister Wil-
helm Steigerwald hoch
im Kurs. Der Renner:
„Steigis Bestes“.
Bäckermeister Michael
Roller versorgt seine
Kunden frühmorgens
mit frisch gebackenen
Brötchen aus besten
Zutaten.
wettbewerb unter Beweis ge-
stellt und den 2. Platz belegt.
Infos zum Leistungswett-
bewerb des Deutschen
Handwerks, Tel.: 0261/ 398-
Christina ist die Beste im Land
Christina Raab aus Helferskirchen im
Westerwald, Fachverkäuferin im Lebens-
mittelhandwerk/Bäcker, hat den Leistungs-
wettbewerb des Deutschen Handwerks
auf Landesebene gewonnen.
Nachdem die 23-Jährige
bereits im Aufeinander-
treffen der besten Gesel-
len aus dem nördlichen
Rheinland-Pfalz in ihrem
Handwerk erfolgreich
war, ließ sie nun auch die
drei Mitstreiterinnen aus den
HwKs Kaiserslautern, Mainz
und Trier hinter sich. Sowohl
bei der Gestaltung eines de-
korativen Schaufensters zum
Thema „Erntedankfest“ als
auch beim Herstellen von fünf
verschiedenen Snacks für ein
Fitnessstudio, beim Portionie-
ren und stilvollen Einpacken
von Waren überzeugte sie die
Juroren von ihren Fähigkeiten.
Christina hat ihr Handwerk in
derBäckereiRemyinSiers­hahn
(Ww.) gelernt. Ab 1. Oktober
arbeitet die 23-Jährige in der
Bäckerei Hoefer in Koblenz.
Imnächsten Jahrmöchte sie ei-
nenVerkaufsleiterlehrgangbei
derHwKKoblenz absolvieren.
Jetzt bereitet sie sich auf den
Bundeswettbewerb vor.
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