Handwerk Special Nr. 127 vom 31. Januar 2009 - page 9

Holzbau in Hochleistung: Zimmererhandwerk damals und heute
Nr. 127
31. Januar 2009
Motive
... von Meisterschülern
Gespräche mit ange-
henden Zimmerermeistern
beim HwK-Meisterkurs.
Auf demStundenplan steht das
Thema „Rechnerischer Ab-
bund“, die exakte Kalkulation
des für einen Dachstuhl benö-
tigten Materials. Günter Börs,
seit 1990 in Sachen Aus- und
Weiterbildung für die Hand-
I
nfos
werkskammer Koblenz aktiv,
bringt es im Rahmen eines
Meistervorbereitungskurses
imHwK-Bauzentrumfünfzehn
angehendenZimmerermeistern
nahe. Der jüngste unter ihnen ist gerade mal 18, der älteste 49
Jahre alt.
ErstimJulihatderBenjaminunter
denKursteilnehmern,JoshuaKle-
sius aus Morbach im Hunsrück,
seine Lehre beendet und sich
gleich im Anschluss daran an die
VorbereitungzurMeisterprüfung
gemacht, „weil ich die möglichst
schnell in der Tasche haben und
dann wahrscheinlich studieren
will“. Architekturmöglicherwei-
se oder Betriebswirtschaft. Für
was er sich letztlich entscheiden
wird, meint Klesius, müsse sich
noch zeigen. 31 Jahre älter ist
Gerd Efferz, den ganz andere
Gründe und Motive in den Kurs gebracht haben, ein Unfall, nach
dem er nicht mehr so schwer körperlich arbeiten kann. „Deshalb
finanziert mir jetzt die Rentenversicherung diese Schulung, damit
ich die Möglichkeit habe, mich stärker in Sachen Planung zu
orientieren und damit mein Geld zu verdienen.“
Mehr Aktionsradius
Ein bisschen milder ist es
geworden, aber draußen
vor der Tür liegt immer
noch festgefrorener
Schnee und ein
eisiger Wind
bläst über
die Wester-
waldhöhen.
„Früher“,meintZimmerermeis­
ter Volker Höhn, „haben wir
bei solchen Bedingungen nicht
auf Baustellen gearbeitet. Da
herrschte im Januar und meist
auch noch imFebruar Winterru-
he.“Mittlerweile könne sich das
niemandmehrleisten.„Jetztwird
das ganze Jahr über durchge-
arbeitet.“ Und das
ist wahrscheinlich
nicht das Einzige,
was sich in den
vergangenen zwei
Jahrzehnten geän-
dert hat, seitdem
Handwerk Special
in seinem ersten
Jahrgang 1989 mit
Höhns Vater Bert­
hold, dem Ober-
meister der Zimmererinnung
Westerwald, ein Gespräch über
die Situation im Bauhandwerk
Holzbau Höhn – zwei Obermeister aus einer Familie
Steckbrief: Holzbau Höhn, Kölbingen
Gegr. 1952 | Holzrahmenbau, Innenausbau, Hallenbau | 6 Mitar-
beiter | Tel.: 02663/ 7272 |
führte. Damals gab es
in Sachen Bau einen
klaren Aufwärtstrend,
auch deshalb, weil
die Bundesregierung
ein Programm an-
gekündigt hatte, mit
dem 250.000 Woh-
nungen für Aussiedler
geschaffen werden
sollten. Ein anderes
Thema war 1989 ge-
nauso aktuell, wie es das heute
ist:dieAltbauerneuerung,Sanie-
rung und Modernisierung.
Damals ka-
men nur cir-
ka 30 bis 40
Prozent des
Auftrags-
volumens
aus der Re-
gion. „Für die restlichen 60
Prozent müssen wir weit fa-
hren“, erzählte Berthold Höhn
damals. Daran habe sich wenig
geändert, erklärt Sohn Volker,
der 1994 zusammen mit seiner
Schwester Kornelia nicht nur
denväterlichenBetrieb, sondern
auch das Amt des Obermeisters
der Innung übernahm. Klima
und Konkurrenzdruck seien
im Baubereich seitdem noch
härter geworden. Das erforde-
re ein Umdenken auf breiter
Ebene. Holzbau Höhn hat sich
sowohl mit einemgemeinsamen
Messeauftritt mit zwei anderen
Zimmereien in Luxemburg als
auch durch die Hinzunahme
von Holzrahmen-, Hallen- und
Innenausbau einbreiteres Stand-
bein aufgebaut.
Jüngster Meisterschü-
ler: Joshua Klesius.
Ältester Meisterschü-
ler: Gerd Efferz.
Vater und
Sohn
Höhn
– beide
ehrenamt-
lich enga-
giert.
284 Jahre lang alles „obenauf“
Die Zimmerei Dillmann
in Rhens hat eine Beson-
derheit, die landesweit
ihresgleichen sucht:
DasUnternehmenblickt auf eine
284-jährige Betriebsgeschichte
zurück.AusstattungundTechnik
haben sich im Laufe der Jahr-
hunderte stark verändert. Der
Nachname der Inhaber jedoch
ist seit 1841 gleich geblieben.
Und seit 1901 begleitet auch der
erste Vorname Josef die
Zimmerermeister.
Erstmalsurkundlicherwähnt
ist dieZimmerei imHeimatbuch
„Das ist mein schönes Rhens
am Rhein“. Zu Buche steht das
Jahr 1725. „Nachvollziehbar
ist die Firmengeschichte für
uns aber erst seit 1841“,
Die Inhaber der Zimmerei Dillmann tragen bereits seit dem Jahre 1841 den gleichen Namen
zu allen Meisterkursen, Tel.: 0261/ 398-415,
E-Mail:
erzählt der zurzeit jüngste Josef
Dillmann. Er ist 23 Jahre und
besucht zurzeit den HwK-Meis-
terkurs der Zimmerer.
„Aus Tradition in die Zukunft“
heißt der Leitspruch des mit-
telständischen Unternehmens.
„Wir haben 1986 noch einmal
die Ärmel hochgekrempelt
und denFamilienbetrieb nach
einem verheerenden, alles
zerstörenden Brand wieder
aufgebaut. Das war richtig
so!“, berichtet Josef Dillman
jun. Der 47-Jährige führt
den Betrieb
in der sechs-
ten Genera-
tion (nach
1841!). Er
erzählt, dass
die Auftrags-
lage für seinen Traditionsbe-
trieb nach dem Krieg mit dem
Wiederaufbau eine Hochzeit
hatte. „110 Kirchtürme tragen
bundesweitunsereHandschrift“,
sagt er stolz. So war man an der
Erneuerung der Kirchtürme an
der Koblenzer Liebfrauenkirche
ebenso beteiligt wie am Dom
zu Speyer.
„Heute reicht es für einen
kleinerenZimmereibetriebnicht
aus, nur Zimmererleistungen
anzubieten,wennersichregional
am Markt behaupten will. Der
Kunde erwartet nicht nur bei der
SanierungeinenAlles-aus-einer-
Hand-Service.GroßeFlexibilität
und ein breites Leistungsspek-
trum sind überlebenswichtig“,
ist Dillmann jun. überzeugt. Er
verfügt auch über einen Mei-
sterbrief als Dachdecker und
Maurer. Er ist Sachverständiger
im Zimmererhandwerk und hat
sichzumGebäudeenergieberater
qualifiziert.
DieseEinstellung teilt seinSohn,
der als siebte Generation in den
Startlöchern steht. „ Für mich ist
Handwerk unvergänglich. Es ist
Leidenschaft und Hingabe. Für
uns Dillmanns ist es auch ein
Lebensbegleiter.“
Steckbrief: Zimmererei J. Dillmann, Rhens
Gegr.1725 | 5Mitarbeiter | Zimmerer-,Dachdeckermeister,Maurermeis-
ter,Sachverständiger | Tel.:02628/3303 |
Auch
der
jüngste
Dillmann
führt die
Tradition
weiter.
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