Handwerk Special Nr. 124 vom 6. September 2008 - page 22

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nfos
Handwerk in der Denkmalpflege – Restauratoren im Handwerk
Nr. 124
6. September 2008
Im Bestand ...
Die Mitwirkung des Handwerks bei der Erhaltung und Pflege
des kulturellen Erbes ist eine wirtschaftlich wie ökologisch
bedeutende und interessante, aber auch schwierige Aufga-
be. Die energetische Optimierung im historischen Gebäu-
debestand fordert Bauherren, -planer und -ausführende.
Diesem Themenbereich widmet
sich am 23. und 24. Oktober
2008 eine Fachtagung auf der
Festung Ehrenbreitstein in
Koblenz unter dem Schlag-
wort „Tatort Altbau“. Dazu
laden gemeinsam die
Handwerkskammer
Koblenz, die Architek-
tenkammer Rheinland-
Pfalz und die Generaldi-
rektion Kulturelles Erbe
Rheinland-Pfalz ein.
Die Tagung ist Auftakt
zu weiteren Veranstal-
tungen mit ähnlichen
Schwerpunkten.
Mit dem seit 1. Juli 2008 schrittweise geforderten Energie-
ausweis möchten auch Eigentümer historisch bedeutsamer Ge-
bäude den neuen energetischen Anforderungen gerecht werden.
Sie stehen vor der Herausforderung, moderne Technik und Ma-
terialien in geschützte Bausubstanz zu integrieren. Auch wenn
Denkmaleigentümer von der Pflicht zur Erstellung eines Ener-
gieausweises befreit sind, bleibt vor dem Hintergrund steigender
Energiekosten der Anspruch bestehen, die gestalterisch wertvolle
historische Bausubstanz energetisch zu optimieren, ohne dabei
das äußere Erscheinungsbild oder die Gesamtstruktur des Erhal-
tenswerten zu zerstören. Die vorhandenen Regelwerke können
aufgrund der Vielschichtigkeit historischer Gebäude kaum auf
den gesamten Altbaubestand übertragen werden. Ziel der Ta-
gungen ist es daher, Architekten, Handwerkern und Behörden
am „Tatort Altbau“ maßvolle und langfristig wirksame, aber
auch mit der Substanz verträgliche Lösungsansätze aufzuzeigen.
Informationen zu der Fachtagung beim HwK-Zentrum
für Restaurierung und Denkmalpflege, Tel.: 06785/
9731-760, Fax: -769, E-Mail:
Anmeldeunterlagen unter
eranstaltungen)
... energetisch optimieren – Fachtagung
Schönheit bewahren
50 Absolventen haben
sich bisher insgesamt im
HwK-Zentrum für Restau-
rierung und Denkmalpfle-
ge in Herrstein zum „Res-
taurator im Handwerk“
qualifiziert. Die Kursteil-
nehmer kommen aus dem
gesamten Bundesgebiet.
Das Angebot der HwK nutzten
die Goldschmiedin aus Berlin
oder Kiel ebensowie derMaurer
ausRegensburgoderderTischler
aus München. Das während der
Fortbildung erlangte Wissen
und Know-how trägt nicht nur
zumErhalt unwiederbringlicher
Seit 10 Jahren qualifiziert die HwK Restauratoren im Handwerk
Tatort
Altbau
Werte und in Vergessenheit
geratenen Wissens bei, sondern
ermöglicht den Handwerkern
auch einen Vorteil im täglichen
Wettbewerb. Voraussetzung
für die Qualifizierung zum Re-
staurator im Handwerk ist der
Meisterbrief. Die Fortbildung
fügt der Krone des Handwerks
noch ein Sternchen hinzu. So
bewerten dies auch Teilnehmer
der HwK-Kurse.
Aktuell: Sechs Tischler – hier mit ihren Dozenten
– haben gerade ihre Prüfung zum „Restaurator im
Tischlerhandwerk“ (Meister) oder zum „Tischler für
Instandsetzungsarbeiten in der Denkmalpflege“
(Gesellen) erfolgreich abgelegt.
Gold- und Silberschmied Anselm Feneberg, Immenstadt/Allgäu
Anselm Feneberg hat sich zum „Meister Plus Restaurator“ quali-
fiziert. „So habe ich Zeit und Geld gespart. Ich habe mich schon
immer für die historische Seite unseres Handwerks interessiert,
weshalb sich die Möglichkeit der Meister-Plus-Regelung als ideale
Kombination herausgestellt hat. Der Lehrgang hat mir einmal mehr
gezeigt, wie wichtig die Bewahrung unseres kulturellen Erbes ist
und dass wir das von Generation zu Generation vermittelte Wissen
über das alte Handwerk der Goldschmiedekunst nicht aussterben
lassen dürfen.“
Infos und Anmeldung zu
den Fortbildungen zum Res-
taurator bei der HwK-Weiter-
bildung, Tel.: 0261/ 398-415,
Fax: -990, E-Mail: bildung@
hwk-koblenz.de, Internet:
Maurer und Betonbauer Günther Goppold, Baiersdorf/Oberpfalz
Günther Goppold hat 2003 in Herrstein die Prüfung zum Restau-
rator im Maurer- und Betonbauerhandwerk abgelegt. „Im Bereich
der Sanierung sind unsere Fachkenntnisse sehr gefragt. Historische
BausubstanzmussdenAnforderungenmodernenWohnkomfortsund
der Energieeinsparunggerechtwerden.VorKurzemhabenwir sogar
ein Kreuzgratgewölbe im Keller eines Neubaus errichtet. Der Bau
eines Gewölbes ist eine sehr große Herausforderung, bei der die in
Herrstein erlernten Kenntnisse unersetzbar sind. Es war ein toller
Auftrag, den ich ohne diese Qualifikation nicht bekommen hätte.“
Tischler und Kunsthistoriker Peter Heim, München
Peter Heim ist gelernter Tischler und Kunsthistoriker. „Die Fortbil-
dung zumRestaurator erweist sich als hilfreich bei meiner Tätigkeit
als Sachbearbeiter in einem Auktionshaus in München. Die fach-
praktischenKenntnisse helfenbei derDatierungundder qualitativen
Bewertung historischer Möbel. Auch wenn ich in der Praxis nicht
viele Restaurierungen durchführe, bin ich froh, das Wissen um die
historischen Techniken und Materialien zu haben. Erst wenn man
weiß, wie und womit etwas verarbeitet wurde, kann man es zeitlich,
aber auch in seiner qualitativen Verarbeitung besser einordnen.“
Maler und Lackierer Wolfgang König, Marpingen/Saar
26JahrehatteWolfgangKönigbereitsinderRestaurierunggearbeitet,
konnteeinengroßenSchatzanFachwissenundpraktischerErfahrung
vorweisen, als er sich entschloss, die Restaurator-Fortbildung zu
machen. „Mir war es wichtig, eine sichere Grundlage für entspre-
chende Aufträge zu schaffen. Immer häufiger werden nachweislich
qualifizierte Handwerker gesucht. Der Titel ‘Restaurator’ ist nicht
geschützt, als ‘Restaurator im Handwerk’ bin ich rechtlich auf der
sicheren Seite.“ König war einer der ersten Maler in der Herrsteiner
Fortbildung und ist dort mittlerweile auch als Dozent aktiv.
Tischler Patrick Klein, Karlsruhe
Patrick Klein hat soeben die Fortbildung zumRestaurator imTisch-
lerhandwerk als Jahrgangsbester abgeschlossen. Einhalbes Jahr lang
ist er in denHunsrück gereist, umsich dort nicht nur mit historischen
Techniken, sondern auch mit modernen Untersuchungsmethoden
und aktueller Restaurierungsethik zu beschäftigen. „Mein Chef ist
bereits Restaurator imTischlerhandwerk.Wir bekommen in diesem
Bereich verstärkt Aufträge. Deshalb hat er mich bei der Fortbildung
unterstützt. Der Lehrgang öffnet den Blick, eingefahrene Gewohn-
heiten und Denkweisen von einer anderen Warte zu betrachten.“
Gold- und Silberschmiedin Susanne Ziegler, Berlin
Für Susanne Ziegler kam die seit 2001 angebotene Fortbildung zum
Restaurator imGold- undSilberschmiedehandwerkwie gerufen.Die
Berlinerinmöchte inÄthiopieneineGoldschmiedeschule einrichten.
„Dort gibt es vieleKulturgüter, die es zubewahrengilt. Leider stehen
in diesen Ländern in den seltensten Fällen die geeigneten Mittel
zur Verfügung, um die Dinge erhalten zu können. Ich möchte dazu
beitragen, die kulturellen Werte dieses wunderschönen Landes zu
erhalten und mein Wissen über historische und neue Goldschmie-
detechniken weitergeben.“
Nahtstelle zwischen
Maler und Stuckateur
Lehmbau für Maurer
und Betonbauer
Goldschmiedin
Susanne Ziegler
Möbelstilkunde
für Tischler
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