Handwerk Special Nr. 120 vom 9. Februar 2008 - page 27

Idee und Verantwortung: Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert
Redaktion:
Stefanie Bick-Schrader, Jörg Diester, Markus Gaida, Beate
Holewa, Rouven Wangelin
Layout:
Jörg Diester, Markus Gaida, Rouven Wangelin
Mitarbeiter: Eva Frenz, Andrea Petry, Katja Vogt
Fotos:
Baumann Fotostudio (Titel), Piel media, Wolf/Gast, HwK
Herausgeber: Handwerkskammer Koblenz (HwK), Friedrich-Ebert-Ring 33,
56063 Koblenz, Tel.: 0261/ 398-0, Fax: -398, E-Mail: hwk@
hwk-koblenz.de, Internet:
in Verbindung mit demMittelrhein-Verlag Koblenz
Anzeigen:
MRV-Anzeigen, August-Horch-Str. 28, 56070 Koblenz,
Christoph Lind (verantwortl.), Tel.: 0261/ 892-470
Techn. Herstellung: rz-Druck GmbH, August-Horch-Str. 28, 56070 Koblenz
Traditionsreiches Handwerk geht innovativ in die Zukunft
Nr. 120
9. Februar 2008
Girls’Day
am 24. April beim Handwerk
Am 24. April fin-
det bundesweit
zum achten Mal
der Girls’Day
für Mädchen
der Klassen 5
bis 10 statt.
Die HwK Koblenz wird in diesem Jahr
erneut Mädchen in ihren Lehrwerkstätten
Gelegenheit geben, in unterschiedlichen
Berufen hinein zu schnuppern und im
Gespräch mit Lehrlingen in der Überbe-
trieblichen Ausbildung vielleicht ihren
Traumberuf zu entdecken. Die HwK
sucht auch Handwerksbetriebe, die einen
I
nfos
Schnuppertag für Mädchen durchführen und ihnen dabei einen
Einblick in für Frauen eher untypische Berufe vermitteln.
Aufgrund der demografischen Entwicklung wird den Betrie-
ben gerade im technischen Bereich der qualifizierte Nach-
wuchs fehlen. Deshalb wird es immer wichtiger, Mädchen für
technische Handwerksberufe zu interessieren. Hier setzt der
Girls’Day an. Ziel des Zukunftstags für Mädchen ist es, ihr
Berufswahlspektrum zu erweitern, ihnen Lust auf Technik zu
machen.
Die Mädchen haben Gelegenheit, sich in Handwerksbetrieben
oder den HwK-Lehrwerkstätten über das Handwerk, seine Be-
rufs- und Arbeitswelt zu informieren. Sie schauen dabei Meis­
tern, Gesellen und Lehrlingen bei der Arbeit über die Schulter
und testen selbst ihre praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Sie erfahren auch, welche Voraussetzungen für den Ausbil-
dungsberuf wichtig sind und welche Perspektiven er bietet.
... zum Girls’Day, Tel.: 0261/ 398-257, Fax:
-994, E-Mail:
Impressum
Eingebunden in Vielfalt
Das Buchbinderhandwerk
hat in der Familie Brumm
in Bad Kreuznach eine
lange Tradition. 1879
machte sich Buchbinder-
meister Heinrich Brumm
als Erster selbstständig
und seitdem gibt der
Vater sein Wissen an
seinen Sohn weiter.
Beim jetzigen Inhaber des
Familienbetriebes an der Nahe
ist diese Tradition, zumindest
was das Geschlecht betrifft,
gebrochen. Buchbindermeister
Rainer Brumm hat Tochter
Sabine ausgebildet. Mit der
19-Jährigen steht die fünfte
Buchbindergeneration in den
Startlöchern. „Auch imZeitalter
elektronischer Medien erfreuen
sich Leseratten nicht nur an
spannender Lektüre, sondern
auch an Werken, die durch ihre
äußere Aufmachung gefallen“,
weiß der 51-Jährige und erzählt,
dassEinbände ausGewebenund
kostbarem Leder nicht selten
Sammlerleidenschaftenwecken,
auf Flohmärkten aufgestöbert
und zu ihm zum Restaurieren
gebracht werden.
Mehrere
Berufszweige
Da er der einzige Buchbinder
im Raum Bad Kreuznach ist,
kann er sich über einen Mangel
an Aufträgen nicht beklagen.
„Arbeit gab es für unsere Fami-
lie immer. Um Auftragslücken
auszufüllen, hat sie schon in der
Vorkriegszeit die Kartonagen-
produktionalszweitesStandbein
hinzugenommen. Da nach dem
Buchbindermeister verbindet Traditionmit gestalterischenTrends
Krieg viele Kartons zusätzlich
bedruckt werden sollten, lag es
auf der Hand, gleichzeitig einen
Druckereizweig zu betreiben.
In den 1980er Jahren war die
Kartonagenproduktion aber
nicht mehr rentabel“, erzählt
Brumm. Die Druckerei wird als
OffsetdruckereimitDigitaldruck
bis heute weiterbetrieben.
Als „Alltagsgeschäft“ bezeich-
net der Meister das Binden von
Diplomarbeiten, Dissertationen
oderMonatszeitschriften,ebenso
die „GoldenenBücher“ für Städ-
teundGemeindeninLeder
oder Pergament, teilweise
mitGoldprägung.Ausgefal-
lene Restaurierungsaufträge
habenfürihneinenbesonderen
Reiz und sind Herausforde-
rung an sein handwerkliches
Geschick. Als Beispiel nennt er
Sammlerstücke, die durch seine
Arbeitwieder benutzbarwerden,
so eine Bibel von 1630, die noch
als „Franzband“ gearbeitet war.
„Franzband ist ein aufwändiger
Bucheinband, bei demdieBuch-
deckel auf tiefen Falz gesetzt
werden. Das bedeutet, dass die
Buchdeckel direkt an den Buch-
block gearbeitet werden, wobei
der Buchblock auf Schnüre und
nicht auf Bänder geheftet ist und
der Falz nach der Rundung des
Rückens so ausgearbeitet wird,
dass ein rechter Winkel zum
Buchblock entsteht. Erst danach
erfolgt das ‚Insledermachen’,
wird also der Band mit Leder
überzogen, wodurch der Falz
nicht sichtbar ist“, erklärt der
Meister.
Schmückende
Gestaltung
Rainer Brumm verbindet tradi-
tionelles Handwerk mit künst-
lerischem Anspruch. Durch
innovativeFarbtechniken erzielt
er interessante Effekte auf dem
Einband oder dem Papier.
Farb- und Goldschnitte dienen
Steckbrief: Buchbinderei Brumm, Bad Kreuzn.
Gegr. 1879 | 3 Mitarbeiter | Buchbinderei, Offset- u. Digitaldruck |
Tel.: 0671/ 32353 |
1911 vor der alten Werkstatt: Heinrich Brumm
II. (2.v.l., 1882-1968) mit seinem Vater Heinrich
Brumm I. (3.v.l., 1855-1929).
Meisterarbeit: Halblederein-
band mit selbst erstelltem
Papier und Schuber.
In der fünften Generation durchbricht Tochter
Sabine die männliche Familientradition. Sie
erlernte ihr Handwerk bei ihrem Vater,
Buchbindermeis­ter Rainer Brumm.
zur Verzierung. Zu seinenMeis­
terstücken zählt ein Pergament-
band aus dem 17. Jahrhundert.
„Pergament wird aus der Haut
von Ziege, Schaf oder Kalb
hergestellt unddurchTrocknung
konserviert. Die Restaurierung
war sehr teuer und aufwändig“,
erklärt er. Aber auch Sprungrü-
ckenbücher - der Sprungrücken
am Deckel sorgt dafür, dass das
Buch flach aufliegt und gut zu
beschreiben ist -, Fotoalben
und vieles mehr wird
von der Buchbinder-
familie Brumm
entworfen und
handwerklich
p r o d u z i e r t .
Jüngstes Pro-
dukt sind Einbauten
für Schubkästen mit Filzbe-
schlägen überzogen, die Ord-
nung erleichtern und noch dazu
schmücken.
Die kleine Serienanfertigung
gehört ebenfalls zum Angebot
des Buchbinders. Hier helfen
SpezialmaschinenwieKlebebin-
der, Zusammentragemaschine
und Falzmaschine. Angelieferte
Druckbogen werden gefalzt, ge-
schnitten, geheftet oder geklebt,
bis sie schließlich als Hard- oder
Softcover,Buch,Festschriftoder
Werbeprospekt auf den Markt
kommen.
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