Handwerk Special Nr. 120 vom 9. Februar 2008 - page 25

Das Handwerk fördert Ausbildung und Integration
Nr. 120
9. Februar 2008
Gut gerüstet
Eine Lehre im Handwerk dauert in der Regel drei bis dreiein-
halb Jahre. Doch erst mit bestandener Gesellenprüfung war
die Lehrzeit erfolgreich. Damit an diesem wichtigen Tag auch
alles klappt, bietet die HwK Lehrlingen Kurse zur Vorbereitung
auf die Gesellenprüfung an. Das Angebot gilt auch für Lehr-
linge, die die Prüfung im ersten Anlauf nicht geschafft haben.
Simon Schuster, Jonathan Mouzelard, Christian Patt, Tobias
Rosebauer und Raphaela Stendebach möchten Tischler werden.
Sie sind im dritten Lehrjahr und bereiten sich derzeit in der Tisch-
lerwerkstatt des HwK-Bauzentrums auf ihre Gesellenprüfung im
Mai vor. Als „super Training“ bezeichnen die jungen Leute den
Vorbereitungskurs bei der HwK. „Hier arbeiten wir an modernsten
Maschinen“, freut sich Jonathan, der in der Firma Martin Grüm-
bel in Niederschellen, Kreis Altenkirchen, ausgebildet wird. Das
„vielseitige Übungsangebot“ hebt Simon hervor, der im elterlichen
Betrieb „Treppenbau Schuster“ in Kleinmaischeid lernt. Dem
stimmt Christian zu. Sein Ausbildungsbetrieb, Firma Edgar Balzer
in Daufenbach, ist auf die Herstellung von Türen und Fenstern
spezialisiert.
HwK hilft bei der Prüfungsvorbereitung
I
nfos
HwK-Initiative „Handwerk integriert Migranten”: Hilfe für Zuwanderer, die beruflich vorwärts kommen wollen
Möglichst schnell
Deutsch zu lernen, ist nur
eine Schwierigkeit, vor
der Menschen mit Migra-
tionshintergrund stehen.
Auch der Weg in Lohn
und Arbeit ist oft steinig.
Mit der Initiative „Hand-
werk integriert Migranten”
will die HwK ihnen helfen.
Betriebsgründungen von
Menschen mit Migrations-
hintergrund zu unterstützen,
jugendliche Migranten in
ein Ausbildungsverhältnis
zu integrieren, Fachkräfte zu
qualifizieren und vor allemdie
Öffentlichkeit für dieSituation
Jugendlicher mit Migranten-
hintergrund zu sensibilisieren,
sind die Ziele dieser Initiative
der Handwerkskammer Ko-
blenz. Wichtiges Anliegen
der HwK ist der Aufbau und die
Koordination von Netzwerken.
466 ausländische Jugendliche
sindderzeit inder Lehrlingsrolle
derHandwerkskammerKoblenz
eingetragen. 30 ausländische
Jugendliche bereiten sichderzeit
in den Berufsbildungszentren
der HwK in Koblenz, Bad
Kreuznach und Herrstein in ver-
schiedenenMaßnahmen auf ihre
Integration in Berufs- und Ar-
beitswelt vor. Die Maßnahmen
der Pädagogischen Anlaufstelle
(PA) der HwK werden von den
örtlichenArbeitsämtern finanzi-
ell gefördert.
Informationen zur Initiative
„HandwerkintegriertMigranten”
gibt es bei der Pädagogischen
Anlaufstelle der HwK, Tel.:
0261/ 398-375, Fax: -989, E-
Mail:
Ausbilden ist Ehrensache
„Keiner kann die Initiative
der HwK Koblenz besser
unterstützen als Tutoren
mit Migrationshinter-
grund“, ist Kfz-Mechani-
kermeister Saban Bürü
aus Koblenz überzeugt.
Der 41-jährige Türke lebt
seit 25 Jahren in Deutsch-
land. Er hat 1992 die
Meisterprüfung als Bester
seines Faches abgelegt.
„Ich bin seit acht Jahren selbst-
ständig, bildevonAnfanganaus.
Die Ausbildung ist Ehrensache.
Ich war auch mal Lehrling.
Junge Menschen müssen einen
Beruf lernen“, so Bürü. Zurzeit
gehören drei Gesellen und
sechs Lehrlinge zum Team. Im
Sommer wird Bürü erneut einen
Lehrlingeinstellen. „Fürmich ist
die Nationalität der Lehrlinge
ohne Bedeutung. Wenn ich
allerdings einem ausländischen
jungen Menschen Starthilfe ge-
ben kann, mache ich dies gern“,
betonter.Ervermitteltdannnicht
nur fachliches Wissen, sondern
auch Schlüsselqualifikationen
und Selbstwertgefühl. „Erin-
nerungen an meinen eigenen
Beginn in Deutschland werden
dabei wach. Ich weiß, was es
bedeutet, willkommen zu sein“,
so Bürü.
„Wichtig ist, dass die Lehrlinge
von Anfang an in die Facharbeit
einbezogen werden und zupa-
cken können“, erzählt er. „Ich
erwarte von meinen Lehrlingen
Kfz-Werkstatt Bürü unterstützt HwK-Initiative zur Integration
vom ersten Tag an gute Zusam-
menarbeit mit den Gesellen.
Sie sind in alle anfallenden
Aufgaben integriert. Das fängt
bei der Fehlersuche mit mikro-
prozessorgesteuerten Test- und
Prüfgeräten an und endet mit
Reparatur oder Austausch der
entsprechenden Teile.“
Übernahme bei
Engagement
Für Saban Bürü zählenKontakt-
freude und positives Auftreten
mehr als Schulzeugnisse. „Die
Chemie muss stimmen, mein
Gefühl trügt mich da nicht“, sagt
er. Für den türkischen Lehrling
Ferhad Eraslan und den deut-
schenLehrlingUlrichEuteneuer,
beide im zweiten Lehrjahr, ist
die unterschiedliche Staatsbür-
gerschaft kein Problem. „Im
Gegenteil, man lernt, einiges
besser zu verstehen“, sagen sie.
Ein Praktikum vor Lehrbeginn
empfiehlt Bürü generell. „Da-
nach wissen beide Seiten, mit
wem sie es künftig zu tun haben
und ob eine Zusammenarbeit
möglich ist. Man soll doch gern
zur Arbeit gehen. Wenn sich ein
Lehrling während der Ausbil-
dungbesondersengagiert,binich
gerne bereit ihn zu übernehmen
- vorausgesetzt, dieAuftragslage
lässt es zu“, räumt er ein.
Saban Bürü (2.v.l.) legt Wert auf ein gutes Be-
triebsklima und solide Ausbildung der Mitarbeiter.
Erfahrene HwK-Ausbilder helfen Migranten, im Handwerk Fuß zu fassen.
Steckbrief: Kfz-Werkstatt Saban Bürü, Koblenz
Gegr. 1999 | 9 Mitarbeiter (1 Meister, 6 Lehrlinge) | Instandset-
zung, Karosseriearbeiten, Lackierungen | Tel.: 0261/ 9822790
... zu Gesellenprüfung-Vorbereitungskursen,
Tel.: 0261/ 398-415,
HwK-Ausbilder Matthias Altmaier (3.v.l.) bereitet
Tischlerlehrlinge auf die Gesellenprüfung vor.
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