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Aktuelle HwK-Weiterbildung: CNC-Grundkurs ab 28.7. in Koblenz / Edel-

stahlverarbeitung ab 9.9. in Koblenz / Infos: HwK Koblenz,

Tel. 0261/398-113

„Schweißton

ist

Musik

in meinen Ohren...“

Die Erfolgs-Story eines Metallbauers türkischer Abstammung mit

deutschem Meisterbrief am internationalen Markt

Was ist das für ein Mensch, der ei-

nen Tag vor der Meisterprüfung we-

gen akuter Blinddarmprobleme ope-

riert wird, und amnächstenTag – auf

eigenenWunsch – das Krankenhaus

für die Prüfung verlässt? Der die Fa-

milie mit zwei Kindern und Arbeits-

tage von 17 Stunden unter einenHut

bringt, Wochenenden inklusive. Der

dann, wenn andereUnternehmenmit

der Begründung „technisch unmög-

lich“ abwinken, sagt, „das ist ein

Auftrag für uns!“. Der nach neun

Jahren Selbstständigkeit über 60Mit-

arbeiter an Standorten in zwei Län-

dern beschäftigt.

Wer Abuzer Colak in seinem Unter-

nehmen erlebt, ihm zuhört, weiß

schnell, was das für ein Mensch ist:

Er ist ehrgeizig, ein handwerklicher

und unternehmerischer Perfektionist,

der trotz seines Erfolges absolute Bo-

denhaftung behalten hat. Ein Work-

aholic im Dienste des eigenen Un-

ternehmens, seiner Mitarbeiter und

Kunden.

1994 gründet der gebürtige Türke

sein Stahlbauunternehmen. Zwei Jah-

re zuvor hat er mit Bestleistungen (98

von 100 möglichen Punkten) seinen

Meisterbrief bei der HwK Koblenz

Der deutsche Meisterbrief ist doch nicht nur ein

Stück Papier, er ist die Grundlage für den unter-

nehmerischen Erfolg ganzer Generationen.“

Abuzer Colak, Handwerksmeister türkischer Ab-

stammung zur Diskussion um den Erhalt des

Meisterbriefes.

abgelegt. „Hier habe ich die Grund-

lagen erlernt, auf die ich auch heute

noch als Unternehmer zurückgreifen

kann“, fasst er in einem Satz seine

Sicht der Dinge zusammen, geht es

umdieMeisterbrief-Diskussion. „Da-

bei meine ich die handwerkliche Ar-

beit genauso wie die im betriebswirt-

schaftlichen Bereich oder derAusbil-

dung.“ Zu diesen Kenntnissen kommt

eine satte Portion Ehrgeiz („Was ich

mir in den Kopf setze, schaffe ich

auch. Meistens schneller, als ich vor-

hatte.“). Kein Wunder also, dass aus

dem 1-Mann-Betrieb von 1994 ein

international aufgestelltes Hand-

werksunternehmen mit über 60 Mit-

arbeitern geworden ist. Neben Urmitz

produziert Colak auch in Bosnien

und Herzegowina. „Keine Billigpro-

duktion, die nach Deutschland expor-

tiert wird. Wir bedienen dortige

Märkte. Beide Unternehmensberei-

che ergänzen sich.“

Langfristiger Erfolg zählt

„Nicht der Starke gewinnt, sondern

der Schnellere”, weiß Colak heute

aus seinen Erfahrungen. Damit das

Unternehmen, in dem von der Edel-

stahltreppe, Geländern, Toren und

Zäunen aus Metall bis zur Hydraulik-

anlage, mit der ganze Etagen von

Kaufhäusern angehoben werden, al-

les gebaut wird, schnell die Bedürf-

nisse der Kunden erfüllen kann, „sind

wir unternehmerisch breit aufgestellt.

Ob Entwicklung, Neu- oder Umbau

– alles, was aus Metall ist, können

wir fertigen – das sichert langfristig

den Erfolg.“ Und an dem ist Colak

interessiert.

Das spiegelt sich auch in seiner

Lebensplanung wider: „Bis 35 musst

du wissen, ob der eingeschlagene

Weg richtig ist, mit 57 Jahren möch-

te ich das Unternehmen übergeben.“

Steckbrief: Colak Metallbau, Urmitz

Beratung, Planung, Bau, Montage und Wartung im Metallbau 31 Mitarbeiter, 4

Lehrlinge in Urmitz Tel.: 02630-96 05 20

Internet:

www.colak-metallbau.de

Start in die Lehre

Freie Ausbildungsplätze

Handwerker aus fünf Nationen ar-

beiten imUnternehmen ColakMe-

tallbau, darunter auch vier Lehr-

linge. Und auch zum neuen Aus-

bildungsjahr bietet Colak einen

Ausbildungsplatz, der noch zu

vergeben ist.

Infos zu weiteren freien

Ausbildungsplätzen gibt die

HwK Koblenz im Internet,

www.hwk-koblenz.de

Hand in Hand:

Kooperation T.I.M.E.

Alles aus einer Hand – diese Phi-

losophie verfolgt Abuzer Colak

nicht nur im eigenen Unterneh-

men, er gehört auch auch der Hand-

werks-Kooperation T.I.M.E. als

einer von 10Betrieben an. DieViel-

falt reicht vom Tischler-, über das

Elektro-, Dachdeckerhandwerk

bis zumMaler- oder Installations-

betrieb. Mehr Infos: 0261/805 81

50 oder E-Mail: time-handwerks- kooperation@t-online.de

Meisterkurs für

Metallbauer

Im Metallbauerhandwerk starten

bei der HwK-Meisterakademie am

21. Juli (Koblenz, Vollzeit) sowie

am 8. November (Koblenz, Teilzeit)

Meistervorbereitungskurse.

Infos und Anmeldung bei der

HwK-Meisterakademie: Tel.:

0261/398-400, Fax: -990

Keine Experimente

mit dem

Handwerk!“

HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag zur weiteren Beratung des Bun-

desrates um die Regierungspläne zur Novelle der Handwerksordnung

Abuzer Colak an einer

seiner Arbeit in der

VolksbankMülheim-

Kärlich: „Privatkunden

„um die Ecke“ zählen

genauso zu unseren

Kunden wie Unterneh-

men in Köln .“ Dort

haben Colaks Metall-

bau-Experten jüngst die

ganze Etage eines Mo-

dehauses angehoben.

Hollywood-Star: Mit ihrer selbst entwickelten Schaukel aus Edelstahl und

Holz haben Ulrich Dernbach (rechts) und Ernst Grigo einen optischen und

funktionalenVolltreffer gelandet.

Architektur

in

Metall & mehr

Schränke, Tische, Sitzmöbel, Lampen...: Hommage an Design und Nutzen

Tische müssen nicht rund sein, um

Frieden zu stiften und Stühle nicht

Louis-seize, umEindruck zumachen,

aber beide müssen Funktion, gute

Verarbeitung und formschönes De-

sign aufweisen, um ins Auge zu fal-

len.

Die Schränke, Tische, Sitzmöbel, Lam-

pen und Treppen von Metallbauer

Ulrich Dernbach und Ernst Grigo aus

Steimel werden dem gerecht. Die

jungen Männer, die gemeinsam seit

5 Jahren selbstständig sind, konstru-

ieren, fertigen und montieren aus

Stahl und Edelstahl. Sie kombinie-

ren mit Glas, Holz oder Kunststof-

fen und veredeln die Oberfläche.

„Wir fertigen Sachen von Bestand,

funktional, schön in der Gestaltung,

Individuelle Metallbauarbeiten Möbel aller Art gegründet 1994 3 Mitarbei-

ter Tel.: 02684/3264

Internet:

www.metall-und-mehr.de

Steckbrief: Metallbau Dernbach & Grigo, Steimel

in handwerklich hoher Qualität. Es

sind Möbel für Individualisten, nicht

von der Stange“, so beschreiben die

beiden ihre Kreationen. Metall &

mehr heißt ihr Logo.

Symbiose aus Nutzen und Design

„Angefangen hat alles mit dem Mo-

dellbau. 1994 startete Dernbach, in-

folge einer Körperbehinderung über

eine Ausnahmebewilligung, in die

Selbstständigkeit. Sein Dank gilt der

Betriebsberatung der HwK, die ihm

vonAnfang an in betriebswirtschaft-

lichen und kaufmännischen Fragen

tatkräftig unterstützt hat. Er hat Spaß

am Konstruieren, Montieren und

Feinarbeiten. Diese Kenntnisse ka-

men ihm bei der Fertigung von Mö-

beln für seine eigene Wohnung zu-

gute. Im Mittelpunkt seiner Überle-

gungen stand immer, eine Symbiose

zwischen Nutzen und Design zu fin-

den. „Eine Sitzgelegenheit, die gut

aussieht, aber unbequem ist, kann

keine Lösung sein!“. Mit Schwager

Ernst Grigo holte er sich 1998 eben-

falls einen Tüftler und Techniker mit

ins Boot.

Schaukel aus Stahl und Holz

„Sonderwünsche von Kunden fordern

unsere Kreativität“, erzählt Dern-

bach. Er verweist auf die jüngste Kre-

ation, eine Hollywoodschaukel aus

Stahl und Holz. Zwei Monate nahm

allein die Planung inAnspruch. „Das

Gestell ist aus Edelstahl, die Sitz-

fläche aus wetterbeständigen Holz-

riemchen. Das Sonnendach besteht

aus wasserdichtem Segeltuch und ist

im Neigungswinkel einstellbar“, er-

klärt er den Klassiker.

Wirtschaftsminister Hans-

Artur Bauckhage (rechts)

und HwK-Präsident Karl-

Heinz Scherhag während

der HwK-Vollversammlung

wenige Tage vor der Bun-

desratssitzung: „Politik und

Handwerk müssen gemein-

sam an Reformen arbeiten!“

„In der Entscheidung des Bundes-

rates, die Vorschläge der Bundes-

regierung zur Novellierung der

Handwerksordnung mehrheitlich

abzulehnen, sehen wir die Chance,

die Interessen des Handwerks und

seiner Kunden stärker in die Über-

arbeitung der Handwerksordnung

einzubringen“, so das erste Fazit

von HwK-Präsident Karl-Heinz

Scherhag. Der Bundesrat hat mit

seiner Entscheidung am11. Juli die

Pläne der Bundesregierung zur

neuen Handwerksordnung abge-

lehnt: DerVerbraucherschutz sowie

Umweltschutz sei unzureichend be-

rücksichtigt. Und auch die Rolle des

Handwerks als Ausbilder spiegele

sich nicht imEntwurf wider. Mit ih-

renVorschlägen hat sich die rhein-

land-pfälzische Landesregierung,

federführend dasWirtschaftsminis-

terium, für die Interessen des Hand-

werks stark gemacht.

Im Interviewgeht Karl-Heinz Scher-

hag, Präsident der HwK Koblenz,

auf die Bedeutung der Bundesrats-

entscheidung genauso ein, wie auf

Vorschläge des Handwerks zur Mo-

dernisierung der Handwerksord-

nung.

Herr Scherhag, wie bewerten Sie

die Entscheidung des Bundesrates?

Scherhag: DieAblehnung der soge-

nannten Großen Novelle der Hand-

werksordnung ist grundsätzlich als

Erfolg zu bewerten. Sie macht deut-

lich, dass dieVorschläge der Regie-

rung auch politisch auf Widerstand

stoßen. Für das Handwerk sind sie

inakzeptabel, denn sie sind kein

Schritt nach vorn, sondern ein gro-

ßer Rückschlag. Es ist ein Ausver-

kauf, wenn in 65 von 94 Hand-

werksberufen der Meisterbrief als

Qualifikationsnachweis einfach ab-

geschafft werden soll. Das hätte

verheerendeAuswirkungen für den

Kunden genauso wie für das Hand-

werk, seine Mitarbeiter und die

Ausbildung.

Die Regierung sollte das Handwerk

als soliden Wirtschaftspartner er-

kennen und nicht als Experimen-

tierfeld eigenerVersäumnisse in der

Wirtschaftspolitik missbrauchen.

Doch Reformen werden auch am

Handwerk nicht vorbeigehen. An

der letzten Novelle 1998 haben Sie

als Bundestagsabgeordneter und

Mitglied des Wirtschaftsausschus-

ses des Bundestages mitgearbeitet.

Wo müssen Handwerk und Politik

ansetzen, um positive Veränderun-

gen herbeizuführen?

Scherhag: Wichtig ist erst einmal,

dass Regierung und Handwerk ge-

meinsam an Reformen arbeiten. Die

Bundesregierung hat bei ihrem

jüngstenVorstoß nicht mit, sondern

gegen das Handwerk gearbeitet. Ich

sage es in aller Deutlichkeit: Es nut-

zen langfristig die schönsten Refor-

men nichts, wenn der Beschäfti-

gungspolitik wirtschaftliche Gege-

benheiten wie Verbraucher- und

Umweltschutz, Qualifikation oder

Ausbildung so stark untergeordnet

werden, dass die Interessen des

Handwerks mit seinemMeisterbrief

keine Rolle mehr spielen. Reform-

ansätze sehe ich in der Änderung

des Inhaberprinzips: Der Inhaber

muss nicht Handwerksmeister sein,

sondern einen Meister im Unter-

nehmen beschäftigen.Auch die Be-

willigungen von Ausnahmegeneh-

migungen zur Gründung eines Hand-

werksbetriebes müssen um neue Er-

messens-Ausnahmetatbestände er-

gänzt werden. Gesellen sollten sich

nach einer Zeit beruflicher Erfah-

rung selbstständig machen dürfen,

wenn sie zusätzliche Prüfungs-

leistungen beispielsweise in der Be-

triebswirtschaftslehre nachweisen

können. Falsch ist, dem Handwerk

Bewegungslosigkeit vorzuwerfen.

Bei der Novelle 1998, an der ich

mitgearbeitet habe, sind Berufs-

felder modernisiert und zusam-

mengefasst worden, die Handwerks-

ordnung ist schlanker, transparen-

ter und moderner geworden. Heute

zeigt sich, dass es der richtige Weg

war.

Mit der in dieVollversammlung ein-

gebrachtenResolution hat dieHwK

einen breiten Zuspruch aus dem

Handwerk für ihreVorschläge und

gegen die Regierungspläne erfah-

ren.Wie steht der “einfache Hand-

werksmeister” zu den Regierungs-

plänen?

Scherhag: Die beste Argumentati-

on für die Leistungskraft des Hand-

werks bietet der angesprochene

„einfache Handwerksmeister“: Er

steht, und das mehr als 17.000 mal

im nördlichen Rheinland-Pfalz,

hinter unseren Forderungen, in de-

nen er sich und seine Leistungen

vertreten sieht. Das hat dieVollver-

sammlung genauso gezeigt wie die

vielen Gespräche, die ich in jüng-

ster Zeit mit Handwerkern führen

konnte. Jetzt müssen wir gemein-

sam daran gehen, diese Interessen

in die Novelle einfließen zu lassen,

die zurück in den Bundestag geht.

Ende September wird dort die näch-

ste Abstimmung zur Modernisie-

rung – die dann auch wirklich eine

sein sollte – der Handwerksord-

nung erwartet. Diese Chance müs-

sen wir nutzen. Es wird ein heißer

Sommer, in dem Ärmelhochkrem-

peln angesagt ist.

Herr Scherhag, Danke für das Ge-

spräch.

Weitere Infos zur Großen und Klei-

nen Novelle sowie Stimmen aus der

Politik auf der folgenden Seite.