Handwerk Special Nr. 78 vom 15. November 2000 - page 22

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Handwerksmeister Werner Gail aus Lehmen: Alle seine Lehrlinge kamen zum 60. Geburtstag
Was passiert, wenn der 60. Geburtstag ins Haus steht und
man auf 35 Jahre Arbeit im eigenen Betrieb zurück-
blicken kann? Auf jeden Fall erinnert man sich auch an
die Menschen, die einen in diesen Jahren begleitet
haben. Das sind in einem Handwerksbetrieb natür-
lich auch die Lehrlinge. Und genau die - insgesamt
44 - hat Werner Gail, Elektroinstallateur- und
Radio- und Fernsehtechnikermeister aus Leh-
men, eingeladen.
Werner Gail hatte in den sechziger Jahren
den seit 1945 bestehenden Elektroinstalla-
tionsbetrieb von seinem Vater übernom-
men und führte parallel dazu ein eigenes
Unternehmen als Radio- und Fernsehtech-
niker. Die Meisterprüfung in diesem Be-
ruf legte er 1965 ab. Seit 1968 - in diesem
Jahr erlangte er auch den Meisterbrief als
Elektroinstallateur - bildet er bis heute
jedes Jahr neben Radio- und Fernseh-
gerätetechnikernauchElektroinstallateu-
re aus. Grund genug, alle Lehrlinge ein-
mal einzuladen.
Die Idee umzusetzen, erwies sich aller-
dings als schwierig, waren die „Stifte“ doch in ganz Deutschland verstreut. Daher musste Ehefrau
Rita Gail recherchieren, die Eltern der jetzigen Radio- und
Fernsehtechniker bzw. Elektroinstallateure anrufen oder an-
schreiben. Schließlich klappte es doch: Bis auf fünf waren alle
gekommen. „Das mit der Geheimhaltung vor meinem Mann hat
allerdings nicht funktioniert“, erzählt Rita Gail, „dazu wurde das
Projekt dann doch zu groß“.
Für das Wieder-
sehen wurde eine
große Halle ange-
mietet, in der kräf-
tig gefeiert wurd
Die musikalische
Unterhaltung über-
nahmen – wie könnte es
anders sein - zwei ehemali-
ge Lehrlinge. Bis in die frühen
Morgenstunden wurde die Party
auch zum Erfahrungsaustausch zwi-
schen den Generationen genutzt. Dabei
ging es nicht nur um das „Gestern“, auch das
„Morgen“ war Thema, denn das Berufsbild der
Radio- und Fernsehtechniker, heute Informations-
techniker, hat sich bereits stark gewandelt und entwickelt
sich ständig weiter. Die neuen Medien stellen neue Anfor-
derungen an Beruf und Ausbildung.
Die Bereitschaft, diese Herausforderungen anzunehmen, sind
die „Ehemaligen“ nicht schuldig geblieben. 10 der 44 Lehrlinge
von Werner Gail haben ihren Meister gemacht, der einzige weib-
liche Lehrling, Jutta Etzkorn, ist heute Elektroingenieurin, es gibt
Programmier- und Tontechniker sowie Werkstattleiter in großen
Betrieben. Doch nicht alle hat es in die Ferne gezogen. Der älteste
Lehrling, der heute 51jährige Udo Bulger, arbeitet immer noch in seinem Ausbildungsbetrieb, inzwischen als Betriebsmeister. „Es hat sich gezeigt, dass die Ausbildung
eine solide Basis für die berufliche Zukunft ist“, unterstreicht Werner Gail, der „nebenbei“ seit 13 Jahren im Prüfungsausschuss der Elektroinstallateure und
Informationstechniker tätig ist. Einiges hat sich in den 35 Jahren im Ausbildungsbetrieb „Elektro Gail“ geändert. Während früher viele Reparaturen gemacht wurden,
die nunwegen neuer Gerätetechnik oft nicht möglich oder rentabel sind, liegt heute ein Schwerpunkt in derMulti-Media-Beratung und Installation - ob es umdie neueste
Handy-Generation geht oder Möglichkeiten, schneller im Internet zu surfen. Auch ein internes Netzwerk für eine Bank hat man bereits installiert. Ein Gebiet, das
für viele Ju-
gendliche interessante Möglichkeiten bietet. Über Bewerbermangel kannWerner Gail daher nicht klagen. Und über
die Fort-
setzung des Familienunternehmens als Ausbildungsbetrieb muss er sich auch keine Gedanken machen.
Sohn Werner, selbst Handwerksmeister, will dieTradition fortführen.
Bildete in 35 Jahren
44Lehrlinge in zwei Handwerks-
berufen aus: Werner Gail.
Udo Bulger war
der erste Lehrling -
und ist heute
noch im Unternehmen.
Aus ganz Deutschland reisten die Lehrlinge zur geburtstagsfeier nach Lehmen
Die Sieger
Praktischer Leistungswettbewerb 2000
Wer sind die besten Nachwuchshandwerker aus Rhein-
land-Pfalz 2000? Am 14. Oktober fand das Finale des
Praktischen Leistungswettbewerbs auf Landesebe-
ne in Trier statt. Mitte November folgt der Bundes-
wettbewerb in Dortmund. Wer dort die Nummer
Eins seines Gewerks wird, kann es bis zu einem
Weltmeistertitel bringen. An den diesjährigen
Ausscheidungen auf Landesebene nahmen 155
Jugendliche aus 61 Handwerksberufen teil.
44 Teilnehmer kamen aus Handwerksbetrie-
ben der HwK Koblenz.
Mit 24Siegern, darunter 13Mäd-
chen, erreichten die Teilnehmer aus
dem nördlichen Rheinland-Pfalz das beste
Ergebnis in der Geschichte des Wettbewerbs.
Parallel wurde der Wettbewerb „Die gute Form
im Handwerk“ ausgetragen. Zwei Landessiege
imGoldschmiede- undKürschnerhandwerkgin-
gen auch in dieser Entscheidung nachKoblenz.
Diese Landessieger kommen aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz:
Büchsenmacher
Michael Syre
, Dachdeckerin
Alexandra Kempf
, Dreher
Bela Varga
, Edelsteingraveurin
Sarina Schlereth
, Elektromechaniker
Marcus Becker
, Fachverkäuferin Fleischerei
Sina Leyser
, Fachverkäu-
ferin Konditorei
Christina Naiwert
, Fahrzeugbauer
Marco Keuler
,
Fahrzeuglackiererin
Yvonne Weindel
, Friseurin
Helen Gerstenberger
,
Glaserin
Frauke Schäfer
, Goldschmiedin
Carmen Hauser
, Keramikerin
Sabine Jacob
, Kürschnerin
Pia Schwinn
, Maschinenbaumechaniker
Chri-
stianSimon
,Metallbauer
SvenGeisbüsch
, Parkettleger
DennisChristoffer
,
Sattlerin
Susanne Jahn
, Schornsteinfeger
Daniel Reuter
, Steinbildhauer
Jan Weidenbach
, Steinmetz
Jochen Barth
, Straßenbauer
Frank-Peter
Weißenfels
, Uhrmacherin
Barbara Stömmer
, Zahntechnikerin
Sonja
Weyrich
, Zentralheizungs- u. Lüftungsbauer
Markus Spitz
1. Sieger im Wettbewerb „Gute Form“ 2000: Goldschmiedin
Kerstin
Menke
, Kürschnerin
Pia Schwinn
1...,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21 23,24
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