Von der Schlosserei in 70 Jahren zum Technologie-Vorzeigebetrieb
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Nr. 202
3. September 2016
www.handwerk-special.deAus Plaidt in alle Welt
Als Nikolaus Durwen 1947
seine Schmiede in Plaidt
als Einmannbetrieb grün-
dete, konnte niemand
ahnen, was sich daraus
entwickeln würde. Nach
dem Krieg waren Repa-
raturen gefragt. Heute
tragen Produkte aus dem
Familienunternehmen mit
der Auslieferung in alle
Welt einen markanten
Aufkleber: „Made in Ger-
many – Durwen Product“.
Der Schriftzug steht für das hart
erarbeitete Selbstverständnis
des Unternehmens und einen
hohen Qualitätsanspruch, den
man selbstbewusst nach außen
darstellt, für den man aber auch
täglich etwas leisten muss.
Die nackten Zahlen sind beein-
druckend: 35.000 Quadratmeter
misst das Betriebsgelände – gut
sieben Fußballfelder groß. Fast
drei Fußballfelder stellt die Hal-
lenflächedar, aufBüros entfallen
2.500Quadratmeter. Das ist also
aus der kleinen Dorfschmiede,
gegründet in einer Garage, ge-
worden. Zwölf Patente hat der
Betrieb entwickelt, in dem 178
Mitarbeiter beschäftigt sind.
Aus der Reparaturwerkstatt
von 1947 ist ein innovativer
Maschinenbauer geworden, der
Anbaugeräte für Gabelstapler
entwickelt, baut und im Service
betreut.
Durwen schreibt technologische wie wirtschaftliche Erfolgsgeschichte
Foto aus den Anfangsjahren der Schlosserei Nikolaus Durwen und was ...
Es sind Spezialkomponenten,
die sich 100-prozentig an den
Ansprüchen der Kunden orien-
tieren. Will beispielsweise ein
Getränkehersteller LKW’s mit
Bierkisten beladen, erfolgt das
nicht Kiste für Kiste, auch nicht
Palette für Palette. Kommen
Durwens Entwicklungen zum
Einsatz, fährt der Gabelstapler
zweimal vor und hebt dabei
sämtlichePalettenauf denTrans-
porter.Daskönnenvier voll bela-
denePalettennebeneinander und
zwei hintereinander sein. Dafür
könnendieHubgabelnauseinan-
der- wie auch ausgefahren wer-
den. „Bei dieser Transportbreite
würde der Stapler durch keine
Tür, durchkeinTorpassen“.Also
muss das Gabelsystem flexibel
gefertigtwerden, dabei aber hohe
Lasten aufnehmen können und
den täglichenBelastungenStand
halten. Es sindWunderwerkeder
TechnikundAlleskönner, diebei
Durwen gefertigt werden.
Wie wichtig sie im Einsatz
sind? „Vor Jahren hat sich ei-
ne namhafte Bierbrauerei aus
Bayern an uns gewandt, die
bis dahin mit Systemen eines
Mitbewerbers arbeitete. Ein
Gabelstapler war aufgrund einer
defekten Hubgabel ausgefallen.
Die Warteschlange der Ge-
tränke-LKW war nach einigen
Stundenüber 1,5Kilometer lang,
die Auslieferung kamquasi zum
Erliegen.“ Das sind die Folgen,
klappt etwas bei der Verladung
nicht – „gravierend und mit
hohen finanziellen Folgekosten
verbunden“. Die Lieferung
des vakanten Ersatzteils sollte
Wochen dauern. „Wir regeln
so etwas in Stunden und direkt
vor Ort.“ Durwen gewann einen
neuen Kunden, für den seitdem
Logistikprobleme fremd sind.
Just in time – so sieht das Motto
der Transportbranche heute
aus. Lagerhaltung ist teuer und
aufwendig. Also wird auf Zuruf
geliefert. In der Kette Warenan-
forderung und Transport kommt
derVerladungeineSchlüsselrol-
le zu. Chance undVerpflichtung
zugleich für den Spezialisten
Durwen aus Plaidt, der Kunden
in ganz Europa und Übersee mit
individuellenGabelstaplersyste-
menversorgt.Dabei arbeitetman
eng mit den Staplerherstellern
zusammen. „Bestellt ein Kunde
beim Hersteller einen neuen
Stapler, informiert er über das,
was er damit heben und trans-
portieren will – hier kommen
wir ins Spiel.“
Bei Durwen wird zunächst die
Entwicklungsabteilung aktiv,
die eine passgenaue Lösung am
Computer entwirft. Die zeigt
nicht nur die Abmaße, sondern
kann auch virtuell überprüfen:
Stimmen die Funktionen, lassen
sich alleBauteilewie gewünscht
bewegen. Daraus entsteht die
Vorlage für die Fertigung. Die
Herstellung selbst beschreibt
eine beeindruckende Symbiose
aus Technik und Handwerkern!
Modernste Bearbeitungsma-
schinen und ein Expertenteam
sind hier im Einsatz. Fünf
Ingenieure, Zwölf Handwerks-
meister, sieben Techniker zählt
die Mannschaft, darunter auch
15 Lehrlinge. Es wird gesägt,
gefräst, geschweißt, geschraubt,
lackiert – vollautomatisch,
aber auch im Zusammenspiel
Mensch-Maschine und wenn
gefordert in reiner Handarbeit.
im Uhrzeigersinn von oben
links: Durwen-Standort in Plaidt,
computergestützter Entwurf der
Anbaugeräte für Gabelstapler,
Geschäftsführer Klaus Durwen
und die Montage im Betrieb, der
auf 13.000 Quadratmeter Hallen-
fläche zurückgreifen kann.