Automobil-Geschichte(n) / Handwerk und Ehrenamt
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Nr. 200
18. Juni 2016
www.handwerk-special.deAuto Ahoi!
Normalerweise heißt es „Schiff Ahoi!“. Und üblicherweise
ertönen alle Alarmglocken, steuert ein Kfz Richtung Gewäs-
ser. Doch normal war hier nichts: Jutta Michels lenkte ihr
Meisterstück ganz gewollt in die Mosel und sorgte für stau-
nende Blicke - am Ufer wie auch bei den Schiffern.
Das hellblaue Amphibienfahrzeug ist optisch ein Blickfang und
technisch sicherlich ungewöhnlich: Mit Rädern und Propellern
ausgerüstet, kann sich das Gefährt auf der Straße wie auch durch
Gewässer bewegen. Voller Bewunderung für den Oldtimer mit
offenem Cabriolet-Verdeck verfolgten die Zuschauer im Wein-
ort Mesenich bei strahlendem Sonnenschein den Wechsel von
Asphalt in die Wellen der Mosel. Mit ihrem Amphicar wurde
die Maler- und Lackierermeisterin (Fahrzeuglackierung) aus
Cochem als Jahrgangsbeste von der Meisterakademie der Hand-
werkskammer Koblenz ausgezeichnet. „Die Meisterprüfung
ist etwas Besonderes, und so brauchte ich auch ein besonderes
Fahrzeug.“, erklärt Jutta Michels ihre Motivation. So suchte die
Karosserie- und Fahrzeugbauermeisterin als Prüfungsstück ein
außergewöhnliches Gefährt und fand es schließlich in Holland.
Das völlig zerstörte Amphicar war als solches kaum mehr zu
erkennen. „Mein Prüfer schlug beide Hände über dem Kopf zu-
sammen, als er den maroden Zustand des Wagens sah.“, erzählt
sie lachend und sah in der Restaurierung des fossilen Schwimm-
vehikels eher eine Herausforderung als einen verloren Fall.
Schritt für Schritt baute die Karosserie- und Fahrzeugbauer-
meisterin in ihrem Betrieb in Cochem-Brauheck die Karosserie
des Autos wieder auf und meisterte dabei alle Hürden. „Die
Herstellerfirma existierte nicht mehr und somit kam ich nicht an
den Originallack heran. Ich prüfte also alte Fotos mit alten Farb-
fächern und lackierte immer wieder aufs Neue Musterbleche.
Endlich glich meine Lackierung der Originalfarbe“, erklärt die
zweifache Handwerksmeisterin.
„Nach der Meisterprüfung ging die Arbeit an meinem Meis-
terstück jedoch weiter.“, berichtet Jutta Michels, „Stundenlang
suchte ich im Internet nach Ersatzteilen und nutzte jede freie
Minute, um mein Amphicar wieder fahrtauglich zu machen.“
Die mühevollen Arbeitsstunden haben sich jedenfalls gelohnt.
Auch künftig können die Moselanrainer und Gäste der Region
das himmelblaue Amphicar mit Kapitänin Michels bei ihren
Ausflugsfahrten bewundern.
Meisterstück rollt gewollt in die Mosel
Kfz-Technik wird über aktuelle Fahrzeuggeneration vermittelt
Lehrlinge, Gesellen und Meister in den Kfz-Bildungswerkstät-
ten können ab sofort einen fabrikneuen Hyundai i10 im Wert
von 10.000 Euro für die „Vermittlung von Kfz-Einstiegstech-
nologien nutzen“, wie Mark Scherhag als Koblenzer Hyun-
dai-Händler und HwK-Vizepräsident bei der Übergabe
hervorhob.
„Es ist wichtig, dass wir bei
der Aus- und Weiterbildung
an Technologieträgern der
aktuellen Generation schu-
len können. Dafür bietet der
moderne Kleinwagen ideale
Möglichkeiten“, bedankte sich
HwK-Hauptgeschäftsführer
Alexander Baden.
69 PS Leistung, die aus einem
1,1-Liter-Vierzylindermotor
(Benzin) gewonnen werden,
ausgestattet mit allerhand
Extras und 22 Kilometer
auf dem Tacho des „klei-
nen Weißen“ – das sind die
technischen Merkmale des
Hyundai, an dem Wissen und
Kenntnisse zu Motortechnik,
Fahrzeugelektrik oder Diagno-
severfahren vermittelt werden.
„Will man das erfolgreich und
praxisorientiert umsetzen, sind
aktuelle Fahrzeugmodelle un-
verzichtbar“, unterstrich Frank
Feld, Distriktleiter After-Sales
von Hyundai. Der koreanische
Hersteller selbst unterstützt diese
Ansprüche zum wiederholten
Male, denn schon 2015 bog ein
i40 in die HwK-Werkstätten als
PS-Bildungsträger ab.
Aktuell werden in Handwerks-
betrieben der Wirtschaftsregion
Mittelrhein 1.334 Jugendliche
imKfz-Handwerk ausgebildet
und absolvieren im Rahmen
der dualen Ausbildung die
Überbetriebliche Lehrunter-
weisungbei derHwKKoblenz.
„Hier erhalten sie ein umfang-
reiches und herstellerübergrei-
fendes Fachwissen, das die
Ausbildung im Betrieb und
der Berufsschule ergänzt“,
erläutert die HwK Koblenz
undarbeitet bei denSchulungs-
einrichtungen mit namhaften
Herstellern von Fahrzeugen,
Zubehör oderDiagnosegeräten
zusammen – eine wichtige
und unverzichtbare Säule der
erfolgreichen Aus- und Wei-
terbildung.
Infos zur Aus- und Weiter-
bildung im Kfz-Bereich bei
der HwK: Tel. 0261/ 398-
511,
metz@hwk-koblenz.deEhrenamt übernimmt wichtige und unverzichtbare Aufgaben
„Nur wer sich engagiert
kann mitreden“, antwortet
Mark Scherhag, wird er
auf die Notwendigkeit
eines ehrenamtlichen
Engagements angespro-
chen.
Gerade im Handwerk sind
viele Bereiche ohne Ehrenamt
unvorstellbar. „Zusammen
können wir mehr bewegen.
Das schließt die Ausbildung
wie auch Gesellen- oder An-
erkennungsprüfungen ein. Wir
setzen zahlreiche Vorgaben des
Gesetzgebers umundwissenum
dieNotwendigkeit undWichtig-
keit der ehrenamtlichenLeistun-
gen. Das ist eine Solidar- und
Wertegemeinschaft mit hohen
Standards“, beschreibt Mark
Scherhag, selbst seit Jahrzehnten
ehrenamtlich initiativ. Insofern
lässt er auchkeineMöglichkeit
ungenutzt, für diesenwichtigen
Bereich zu werben und andere
dafür zu gewinnen. „Unser Or-
ganisationsgrad ist hoch“, sagt
er mit Blick auf 211 Innungs-
mitglieder, „doch eigentlich
sollte die Mitgliedschaft für
alle selbstverständlich sein,
denn von der ehrenamtlichen
Tätigkeit mit ihren Leistungen
profitieren auch alle“.
Thema Elektromobilität: Wohin steuert Deutschland?
Finanzielle Zuschüsse des Bundes beim Kauf von Elektro-
fahrtzeugen – für Kfz-Mechanikermeister Mark Scherhag die
richtige Initiative, „die aber relativ spät kommt“.
AndereLänder sindhierweiter.
Zumal die aktuellenKraftstoff-
preise eher wenig motivieren,
sich jetzt ein E-Mobil anzu-
schaffen. „Ich bin skeptisch, ob
die vonderBundesregierungge-
nanntenZahlen fürElektromobi-
lität imStraßenverkehr in Kürze
erreichtwerdenkönnen“.Doch
grundsätzlich ist das Antriebs-
konzept zukunftsfest und das
Handwerkhabe sich langfristig
fachlichdarauf vorbereitet und
steht bei Wartung und Repara-
tur dieser Kfz-Generation als
verlässlicher Partner gut da.
Schlüsselübergabe durch Mark Scherhag an
Alexander Baden (mit Hyundai-Verantwort-
lichen und HwK-Ausbildungsmeistern.
Amphicar auf großer Fahrt: Jutta Michels Meister-
stück kommt auf Asphalt wie auch auf der Mosel
gut voran und ist dabei ein echter Blickfang!
Foto: privat
Foto: privat