Nachgefragt
zu aktuellen Themen
200 Au s gaben
„Handwerk Spe-
cial“ in 28 Jahren,
Tausende Berichte
und Reportagen
über Handwerks-
betriebe, denkwür-
dige Interviews mit
Prominenten oder
interessanten Per-
sonen des Zeitge-
schehens und ein
Kammerpräsident
Friedrich W. Be-
cker, der bereits in
Ausgabe 1 im Jahr
1988 ankündigte:
„Handwerk Special
willSieinformieren.
Wir schreiben nicht
nurfürVerbraucher,
AuchBehördenund
Politiker müssen
wissen, was wo wie
imHandwerkläuft“:
Herr Krautscheid, wenn ein Magazin im 28. Jahr erscheint,
kann das Konzept dahinter nicht so schlecht sein, oder?
Was Präsident Becker 1988 äußerte, findenwir heute noch in „Hand-
werk Special“ wieder. Natürlich kannman gerade in derMedienwelt
nichteinKonzeptentwickelnundüberJahrzehntesturdaranfesthalten.
Flexibilität und einen guten Riecher für Entwicklungen muss man
haben – im Handwerk wie auch seiner medialen Darstellung. Es
gibt sicherlich einige Erfolgsfaktoren, denen wir treu geblieben sind:
authentisch sollen Betriebe und die Menschen dahinter dargestellt
werden – ob Inhaber, Mitarbeiter oder Lehrlinge. Handwerk als
wichtigen und vielfältigen Teil unseres Lebens findet sich so auch
in der redaktionellen Aufarbeitung wieder. Das ist sicherlich wichtig
für die erfolgreicheBindung zwischenLesern, Blattmachern und den
dargestelltenHandwerksbetrieben.Dabeigebenwirselbstverständlich
auch Einblicke in Betriebe oder in Biografien von Menschen, die es
so nur exklusiv in einemMagazin des Handwerks geben kann. Und
meinVorgängerPräsidentBeckerhates1988ganzrichtigbeschrieben:
Das interessiert natürlich auch Behörden, Politiker, Industriebetriebe
oder Jugendliche – kurzum alle gesellschaftlichen Gruppen.
Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie das Maga-
zin zum ersten Mal bewusst wahrgenommen haben? Was hat
Sie inhaltlich interessiert?
„Handwerk Special“ verfolge ich seit Ausgabe eins aufmerk-
sam mit. 1984 habe ich die Meisterprüfung abgelegt, 1985 den
elterlichen Betrieb übernommen. Das waren für mich persönlich
spannende Zeiten und natürlich schaut man, was im Handwerk
läuft, wie es andere machen und welche Trends erkennbar sind.
Ein Magazin, von einer Handwerkskammer für Handwerker
initiiert, ist dabei sicherlich hilfreich. Diese Darstellungsform
war absolutes Neuland und die direkte Zusammenarbeit zwi-
schen einer Handwerkskammer und einem Verlag in Form eines
regelmäßig erscheinenden Magazins bundesweit einmalig. Das
gute inhaltliche Konzept macht es damals wie heute lesenswert.
Ausgabe eins widmete sich im Schwerpunkt den Bauhandwer-
ken ... als Dachdecker sage ich: sicherlich eine gute Wahl. Doch
interessant sind alle Reportagen. Persönlich sprechen mich die
Beiträge insbesondere an, in denen es um Handwerker geht, die
man kennt. Oder meint zu kennen. Hier sorgt Handwerk Special
für interessante Einsichten und manchen Aha-Effekt. Insofern
kann man sicherlich von einem Erfolgsmodell sprechen, wenn in
unserer schnelllebigenMedienwelt einMagazinmit seinem roten
Handwerks-Faden 28 Jahre besteht. Das setzt auch eine gute und
einvernehmliche Zusammenarbeit der Verantwortlichen voraus:
Hauptgeschäftsführer Alexander Baden und RZ-Media-Ge-
schäftsführer Hans Kary gilt mein Dank und natürlich auch der
HwK-Redaktion und dem Produktionsteam des Verlages.
HwK-Präsident Kurt Krautscheid.
Interview: Wirtschaftsminister Wissing und Präsident Krautscheid
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Nr. 200
18. Juni 2016
www.handwerk-special.deHandwerk täglich wichtig!
Seit genau einem Monat ist Volker Wissing rheinland-pfälzi-
scher Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und
Weinbau. Im Exklusiv-Interview für „Handwerk Special“ be-
schreibt er sein Verhältnis zum Handwerk, geht auf die Bedeu-
tung der „Wirtschaftsmacht von nebenan“ ein und sagt „Ja
zum Meister!“.
Minister Volker Wissing: Handwerk ist Wirtschaftsmacht!
Herr Minister Wissing, was
fällt Ihnen spontan zum Be-
griff Handwerk ein?
Zwei Wörter: Täglich wichtig!
Das Handwerk begegnet und
begleitet uns alle, jeden Tag
von morgens bis abends. Vom
Gang zum Bäcker und dem
gemeinsamen Frühstück mit der
Familie am Küchentisch, über
den Arbeitsalltag bis zum Ende
des Tages, wenn zum Beispiel
dieHeizungaufNachtabsenkung
fährt. Handwerk ist also im Ta-
gesverlauf nicht wegzudenken.
Sie sind – um in der
Sprache des Handwerks
zu bleiben – frisch geba-
ckener Minister für die
gesamte Wirtschaft im
Land. Wo sehen Sie das
Handwerk als Teil der
Wirtschaft, welchen Stel-
lenwert ordnen sie ihm in
diesem Kontext zu?
Rheinland-Pfalz ist stark mittel-
ständisch geprägt, über 150.000
mittelständische Betriebe ste-
hen für wirtschaftliche Stärke
unseres Bundeslandes. Über
50.000 Handwerksbetriebe
bietenmehr als 250.000Arbeits-
plätze. Das Handwerk ist „die
Wirtschaftsmacht vonnebenan!“
und damit fester Bestandteil des
Mittelstandes in unserem Land.
Der weit überwiegende Teil
der Handwerksbetriebe sind
Kleinst- und Kleinbetriebe. Sie
gehören zu dem Kern, der un-
seren erfolgreichen Mittelstand
ausmacht. Die Strukturen der
hiesigenHandwerksbetriebe be-
legen, wie wichtig persönliches
Engagement undVerantwortung
sind. Es wird deutlich, dass die
Nähe zum Kunden und flache
Entscheidungsstrukturen die am
Markt notwendige Flexibilität
erhaltenundsichern. EinVorteil,
den kleine Mittelständler haben
und den sie auch nutzen.
Der Name des Ministeri-
ums hat sich geändert von
„Wirtschaft, Klimaschutz,
Energie und Landespla-
nung“ in „Wirtschaft,
Verkehr, Landwirtschaft
und Weinbau“. Was wird
sich inhaltlich ändern, ins-
besondere für das Schwer-
punktressort Wirtschaft?
Ich möchte gemeinsam mit der
Wirtschaft den Standort Rhein-
land-Pfalz ausbauen. Im Dialog
mitUnternehmen,Kammernund
VerbändenwirddasWirtschafts-
ministerium gute unternehme-
rischeWettbewerbsbedingungen
schaffen und die Prosperität der
rheinland-pfälzischen-Wirt-
schaft stärken. Wir werden die
Interessen der Wirtschaft in den
Fokus unseres Handelns stellen.
Die Themen der dualen Ausbil-
dung, der beruflichenWeiterbil-
dung, die Fachkräftesicherung
sowiedieDigitalisierungwerden
bei allen Entscheidung mitge-
dacht. Die Zukunftsfähigkeit
desWirtschaftsstandortesRhein-
land-Pfalz wird maßgeblich von
diesen Themen beeinflusst. Aus
diesem Grund werden wir einen
Mittelstandsbeirat ins Leben ru-
fen, weil wir nicht übereinander,
sondern miteinander reden. Der
Zuschnitt des Ressorts macht
es möglich, zukünftig wieder
Themen der Infrastruktur sowie
der Verkehrswege aus wirt-
schaftspolitischerSicht bewerten
zu können. Es wurde damit die
Grundlage gelegt, vernetzt zu
denken und zu handeln.
Meisterbrief und duale
Ausbildung sind wichtige
Säulen des Handwerks
und stabilisierende Fak-
toren hinsichtlich Wirt-
schaftskraft und Fach-
kräftesicherung. Wird
Ihre Politik beide Modelle
unterstützen, eventuell
sogar stärken?
Der Meisterbrief ist eine Er-
folgsgeschichte und elementarer
Bestandteil der dualen Aus-
bildung. Meisterliches Hand-
werk in Verbindung mit der
Befähigung zur Ausbildung
sichert die Zukunfts- und Wett-
bewerbsfähigkeit des eigenen
Betriebes. Mit dem Blick auf
unsere Nachbarländer lässt sich
aber feststellen, dass diese Ver-
bindung auch jungen Menschen
Perspektiven eröffnet. Die duale
Ausbildung trägtmaßgeblichzur
niedrigenJugendarbeitslosigkeit
in Deutschland bei. Die Mei-
sterqualifikation und ihre Be-
deutung für die Qualität der du-
alen Ausbildung ist aus meiner
Sicht keineRegulierung, sondern
ein Akt volkswirtschaftlicher
Vernunft. Das Handwerk bietet
attraktive berufliche Chancen:
über die berufliche Ausbildung
unddenErwerbdesMeistertitels
kann derWeg in eine Selbststän-
digkeit münden, sei es durch die
GründungeinesneuenUnterneh-
mens oder die Übernahme eines
bestehenden Betriebes, wobei
gerade indenkommendenJahren
viele Betriebe einen Nachfolger
suchen.
Wir wollen die Attraktivität
der handwerklichen Berufe
ins Zentrum der breiten Öf-
fentlichkeit stellen, weil im
Handwerk die Fachkräfte von
Foto: Fotostudio Reuther
Sagt „Ja zum Meister!“:
Volker Wissing, seit 18.
Mai Minister für Wirt-
schaft, Verkehr, Land-
wirtschaft und Weinbau.
morgen ausgebildet werden.
DieAttraktivität desHandwerks
und die Vielfalt seiner Berufe
ist Chance und Verpflichtung
zugleich. Technologische Ent-
wicklungen undVeränderungen
im Wirtschaftsprozess stellen
neue Anforderungen an die Be-
schäftigten. Die Sicherung des
Personalbedarfs wird zukünftig
an Gewicht gewinnen. Mit
Aus- und Weiterbildung bindet
das Handwerk Mitarbeiter an
das eigeneUnternehmen, erhöht
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