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Handwerk in der HwK-Winterausstellung / Integrationshilfen

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Nr. 195

5. Dezember 2015

www.handwerk-special.de

Stahl und Silber formen

„Ich bewundere den

Werkstoff, seine Schön-

heit treibt mich immer

wieder an“, sagt Silber-

schmiedemeister und

Metallbildhauer Bern

Hardt aus Vallendar. Bei-

nahe liebevoll streicht der

72-Jährige den Damas-

zener Stahl auf seinem

Arbeitsplatz. Er schwärmt

von der wunderbaren

Ausstrahlung, die durch

die schillernde Oberflä-

chenstruktur eine beson-

dere Faszination erhält.

„Bei derHerstellungvonDamas-

zener Stahl müssen mindestens

zwei Stahlsorten mit einer spe-

ziellenTechnikverschweißt und

im glühenden Zustand mehrere

Hundert Mal gefaltet werden.

Je mehr Lagen, umso höher die

Qualität desStahls“, erklärt er. In

die Winterausstellung der HwK

Koblenz hat er seine Messer aus

Damaszener Stahl mitgebracht

und Becher aus Silber.

Glänzender

Auftritt

„Silber hat von allen Metallen

die besten antiseptischen Ei-

genschaften. Es tötet Bakterien

und Pilze ab. Zwei Gramm Sil-

berionen sterilisieren 1.000.000

Kubikmeter Wasser. Auf der

Oberfläche von Silber befinden

sich 1.000 Mal weniger Keime

als auf Edelstahl“, weiß der

Silberschmiedemeister. Und er

ist sicher, dass ein Silberbecher

Silberschmiedemeister Bern Hardt in der Winterausstellung

Als die ersten Kreuzfahrer

am Ende des 11. Jahrhun-

derts in den Orient ein-

drangen, erlebten sie nicht

selten eine schmerzhafte

Überraschung: Die Schwer-

ter ihrer Feinde waren

allem überlegen, was aus

europäischen Schmieden

bekannt war. Die Säbel mit

dem typischen Wellenmu-

ster im Metall waren bieg-

samer und bruchfester und

blieben länger scharf. Das

Geheimnis der gefürchteten

Klingen war Damaszener

Stahl, benannt nach der

syrischen Stadt Damaskus.

Die berühmte Schmiede-

technik wurde allerdings

nicht in Damaskus, sondern

in Indien erfunden.

Geheimnis

gelüftet

einem Drink einen besonderen

Glanz gibt und ihn adelt. „Es

ist nicht alles Gold was glänzt.

Nein, Silber glänzt umso stärker.

Es ist Symbol vollendeter Gast-

lichkeit“, betont er. Ein guter

Becher Wein will geteilt sein,

sagt einchinesischesSprichwort.

Harmonie von Form

und Funktion

„Bei der Silberschmiedearbeit

beeindruckt mich immer wieder

der Verwandlungsprozess der

Silberplatte, von der Zweidi-

mensionalität ins Volumen“,

sagt Hardt. In der „Gold- und

Silberstadt“SchwäbischGmünd

war er nach Gesellenzeit und

Meisterprüfung als Silber-

schmied Student an der dama-

ligen Werkkunstschule und

Fachhochschule und bildete

sich zum Gestalter weiter. Bei

all seinen Objekten fasziniert

die Harmonie von Form und

Funktion. Schwerpunkt sei-

ner Arbeit ist die Fertigung

von sakraler Kunst, auf die

er sich durch jahrzehntelange

Erfahrung spezialisiert hat. Als

„Kunsthandwerk im Dienst der

Kirche“ bezeichnet er die von

ihm geschaffenen Altarleuch-

ter, Kelche, Hostienschalen,

Monstranzen, Kreuze und Ro-

senkränze. „Die Kirche gab mir

immer einen Rahmen, den ich

mit Inhalten ausfülle“, sagt er.

Bern Hardt denkt noch nicht

an den Ruhestand. Er kennt

viele Kunsthandwerker und

Künstler persönlich und weiß

um die gemeinsame Suche nach

Ausdrucksform für Gefühle und

Gedanken, die den Menschen

bewegen. „Unsere Arbeit ist

immer Ausdruck einer expres-

siven Schaffenskraft und des

Bedürfnisses, sich mitzuteilen.

Ich bin zu kreativ, um aufzuhö-

ren“, lacht er.

Bern Hardt, Vallendar

Gegr. 2003 | 1 Mitarbeiter | sakrale Kunst, Messer aus Damaszener Stahl

Tel. 0261/ 642 48 |

bern.hardt@web.de

Bern Hardt in

seiner Vallenda-

rer Werkstatt.

Silberschmiedearbeit von Bern Hardt.

Lotsenhaus hilft

„Machen wir uns gemeinsam auf den Weg!“, so der Appell

von Ulrike Mohrs, Leiterin der Koblenzer Arbeitsagentur. In

Anwesenheit von Staatssekretär Clemens Hoch, Chef der

rheinland-pfälzischen Staatskanzlei, und zahlreichen Gästen

aus Politik und Wirtschaft wurde das erste Lotsenhaus für

Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz eröffnet.

Die Gemeinschaftseinrichtung von Arbeitsagentur, Jobcentern,

Land, Stadt- und Kreisverwaltung, Caritasverband und den

beiden Wirtschaftskammern in Koblenz soll die Integration von

Flüchtlingen erleichtern. Ziel ist es, einen Integrationsplan für

jeden Flüchtling zu entwickeln, um ihm passgenaue Qualifizie-

rungsmöglichkeiten als Ausgangsbasis für den Einstieg in den

Ausbildungs- und Arbeitsmarkt anbieten zu können.

Wer das Lotsenhaus verlässt, soll wissen, wie es für ihn weiter

geht. Möglich wird dies durch das gebündelte Fachwissen aller

Kooperationspartner, die regelmäßig im Lotsenhaus der Arbeits-

agentur ihre Beratungen anbieten. Wichtige Voraussetzung ist,

dass die Hilfesuchenden aus Ländern mit hoher Bleibewahr-

scheinlichkeit kommen müssen.

Zwei Drittel der Flüchtlinge sind jünger als 25 Jahre, sodass

eine duale Ausbildung die beste Grundlage für eine erfolgreiche

berufliche Integration ist. Hier setzt die Arbeit der „Flücht-

lings-Netzwerker“ der Handwerkskammer (HwK) Koblenz an.

In Zusammenarbeit mit dem rheinland-pfälzischen Ministerium

für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung, den

Agenturen für Arbeit und caritativen Einrichtungen erhalten

Flüchtlinge und Asylbewerber die Chance, ihren neuen Lebens-

abschnitt selbstständig zu gestalten und als potenzielle Fachkräf-

te die Arbeitswelt zu bereichern.

Die Flüchtlingsnetzwerker agieren nicht abstrakt, sondern rea-

litätsbezogen. Sie kennen die Chancen und Anforderungen auf

dem Ausbildungsmarkt, wissen, welche Fördermöglichkeiten

es gibt. Sie vermitteln Praktika und betriebliche Erprobungen,

helfen beim Erstellen geeigneter Bewerbungsunterlagen und be-

reiten auf Vorstellungsgespräche vor. Vor allem aber agieren sie

mit Herzblut, Achtung und Unvoreingenommenheit.

Informationen zur Ausbildung von Flüchtlingen bei der

HwK Koblenz, Tel. 0261/ 398-333, Fax -990, aubira@hwk-

koblenz.de

,

www.hwk-koblenz.de

.

Gemeinschaftseinrichtung eröffnet

Beratungsgespräch im neuen Lotenshaus in der

Koblenzer Arbeitsagentur. Die neue Anlaufstelle

ist eine Gemeinschaftseinrichtung von Arbeitsa-

gentur, Jobcentern, Land, Stadt- und Kreisverwal-

tung, Caritasverband und den beiden Wirtschafts-

kammern in Koblenz. Sie soll die Integration

von Flüchtlingen erleichtern. Ziel ist es, einen

Integrationsplan für jeden zu entwickeln, um ihm

passgenaue Qualifizierungsmöglichkeiten als Aus-

gangsbasis anbieten zu können.

Foto: Klaus Herzmann