Meisterhaftes Bäcker- und Konditorhandwerk
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Nr. 195
5. Dezember 2015
www.handwerk-special.deTraum von Afrika in Schokolade
„Ich bin fasziniert von
anderen Kulturen. Die
Farben Afrikas, die Land-
schaft und Tierwelt begei-
stern mich. Es ist mein
Traum, den Kontinent
einmal zu bereisen. Jetzt
habe ich diese Sehnsucht
in meinem Meisterstück
thematisiert“, so Surki
Lemke aus Bonndorf im
Schwarzwald.
Die26-JährigehatbeiderHand-
werkskammer (HwK)Koblenz
denMeisterkurs fürKonditoren
besucht. „Der Vollzeitkurs lief
zu meinemWunschtermin nur
inKoblenz“, erklärt siediewei-
te Anfahrt und ihre Unterkunft
in einer Wohngemeinschaft
(WG). Der Meisterbrief ist für
sie die Basis für ihre geplante
Qualifizierung zur Lebensmit-
telkontrolleurin.
Katharina Göbel aus Oberfell
hat die Präsentation ihres
Meisterschaufensters unter das
Motto „Gruß aus dem Garten“
gestellt. Die 27-Jährige, die im
Café Werrmann in Koblenz
ausgebildet wurde und dort
auchalsGesellingearbeitet hat,
träumt in naher Zukunft von
einem„eigenen kleinen, süßen
Café“, in dem sie Naschkatzen
mit ihren Kreationen verwöh-
nen möchte. Martina Rau
ist mit 22 Jahren die jüngste
Teilnehmerin im Meisterkurs.
Sie kommt aus Blaubeuren im
Osten von Baden-Württem-
berg. Auch sie lebt während
der Meisterschule in einer
WG. „AlsMeisterin stehenmir
vieleWege offen“, sagt sie und
präsentiert ihr selbst gewähltes
Thema „Frühlingserwachen“.
Voller Spannung warten alle
auf die Bewertung für ihre
Schaufenstergestaltung. Die
gestellte Aufgabe: Sowohl
das Meisterstück als auch
Formtorte, Anschnitttorte,
Baumkuchen, Marzipanfi-
guren, Pralinen, Petit Fours
und Teegebäck müssen auf ein
Thema abgestimmt sein. Die
jungen Konditoren mussten
in der Backstube im Zentrum
für Ernährung und Gesundheit
(ZEG) der HwK Koblenz ihre
Meisterschaft bei Arbeitspro-
ben nachweisen.
Der nächste Meisterkurs für
Konditoren beginnt am 1.
September2016 inVollzeit und
am 26. September in Teilzeit.
Infos bei der HwK-Meister-
akademie, Tel. 0261/ 398-
311, meister@hwk-koblenz.
de,
www.hwk-koblenz.de.
Stollen-
Weltrekord
Ein Weihnachtsfest ohne
Stollen ist für die mei-
sten undenkbar. Er ist
eines der beliebtesten
Gebäcke. Bäcker und
Konditoren sind darauf
eingestellt und backen
ihn traditionell zur Saison.
Längst haben neben dem
klassischen Christstollen
exotische Sorten wie
Cranberry- oder Scho-
ko-Chilli-Stollen Einzug
ins Backwarensortiment
gehalten.
Um die riesige Stollenvielfalt
im Rheinland und in Nord-
rhein-Westfalen zu präsentieren
und die Fachkompetenz der
handwerklichen Bäcker unter
Beweis zu stellen, fand jetzt
die Aktion „Weltrekord der
Stollenvielfalt“ statt. Unter den
250 Bäckern in traditioneller
Kleidung waren auch mehrere
aus demBezirk der Handwerks-
kammer Koblenz.
Die Mühlenbäckerei Jung aus
Westerburg hatte neun Stollen
und Bäckermeister Alfred Wenz
aus Bundenbach (Hunsrück)
sechs unterschiedliche Stollen-
sortenimGepäck.DerKreishand-
werksmeister der Kreishandwer-
kerschaft Rhein-Nahe-Hunsrück
produziert den Klassiker der
Weihnachtsbäckerei in mittler-
weile 18 Varianten. Klangvolle
Namenwie „Schoko-Wein-Stol-
len“ oder „Kirner Landbierstol-
250 Bäcker präsentieren 550 Stollen in 280 Rezepturen
len“ und „Stollen der deutschen
Edelsteinköngin“ lassen bereits
beimLesendasWasserimMunde
zusammenlaufen. Bei insgesamt
550 Stollen nach mehr als 280
unterschiedlichen Rezepturen ist
fürjedenGeschmacketwasdabei.
Ein Weltrekord für die Sinne,
ein Weltrekord, der sich würdig
einreiht und ebenso fürAufsehen
sorgtwiederBrötchenweltrekord
2002 und der Brotweltrekord
2005!
Wissenswertes
zum Stollen
Der Ursprung des heute be-
kannten Stollens ist vermutlich
das roggenhaltige Früchtebrot.
Es wurde mit Weizenmehl,
Schmalz, später Butter sowie
Trockenfrüchten und Mandeln
verändert und verbessert. Im
Mittelalter galt die besinnliche
Vorweihnachtszeit als strenge
Fastenzeit, und Butter war in
dieser ärmeren Zeit als Backzu-
tat verboten. Erst 1650 hob der
Kurfürst von Sachsen dieses
„Butterverbot“ auf undvor allem
dieDresdnerBäckerverfeinerten
denStollenhinsichtlichRezeptur
und Zubereitung. Damit gilt der
Stollen als ein aus Sachsen stam-
mendes Backwerk, das später in
ganz Deutschland Nachahmer
fand und heuteweltweit bekannt
und beliebt ist.
Stollen sind schwere Hefetei-
ge und enthalten viel Fett im
Teig. Das macht sie neben den
zugesetzten Trockenfrüchten
sehr aromatisch und sie bleiben
lange frisch. Der fachgerechte
Anschnitt erfolgt in der Mitte.
Die benötigtenScheibenwerden
entnommen und die Hälften
wieder zusammen geschoben.
Die Schnittstellen trocknen so
nicht aus.
250 Bäcker aus ganz Deutschland
bei ihrem Stollenvielfalt-Weltre-
kord in Köln, darunter auch zahl-
reiche Vertreter aus dem Kammer-
bezirk Koblenz.
Foto: Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks
Hurki Lemke setzte das Thema Afrika in Szene.
Katharina Oerter ist Deutschlands beste Fachverkäuferin
„Ich habe vor Freude ge-
weint“, kommentiert Ka-
tharina Oerter aus Mayen
ihren Sieg. Die Fachver-
käuferin im Lebensmit-
telhandwerk/Bäckerei hat
jüngst den Leistungswett-
bewerb des Deutschen
Handwerks auf Bundes-
ebene gewonnen.
InderAkademiedesDeutschen
Bäckerhandwerks hat sie sich
unter neun Mitstreitern aus
ganz Deutschland durchge-
setzt. Im dreitägigen Wettbe-
werbüberzeugtedie24-Jährige
die Jurorenmit ihremsachkun-
digen Wissen zu Zusammen-
setzung, Bekömmlichkeit und
Geschmack der Backwaren
bei einem Verkaufsgespräch.
Auch beim Anrichten einer
Platte mit Canapés und dem
kunstvollen Verpacken eines
Gugelhupfs konnte sie punkten.
Highlight war das von ihr gestal-
tete Schaufenster zum Thema
„Wein und Brot“.
„MeineChefin, ElkeLenartz, hat
telefonisch als Erste vonmeinem
Erfolg erfahren. Bereits beim
Landeswettbewerb in Koblenz
hatte sie anOrt und Stellemit mir
gefiebert. Jetzt ist sie natürlich
ebensowiemeineElternsehrstolz
auf mich“, freut sich Katharina.
Katharinawurde in der Bäckerei
Lenartz in Mayen ausgebildet
und nach der Lehre übernom-
men. Zurzeit qualifiziert sie
sich bei der HwK Koblenz zur
Verkaufsleiterin im Lebensmit-
telhandwerk. Die fünfmonatige
Fortbildungmit demNiveau des
Meisters im Verkauf, schließt
die Prüfung „Ausbildung der
Ausbilder“ und „Fachkauffrau
für Handwerkswirtschaft“ ein.
Zu diesem Schritt hat sie Elke
Lenartz, die diese berufliche
Qualifikation auch erfolgreich
abgeschlossen hat, motiviert.
„Ich kehre als Verkaufsleiterin
in die Filiale der Bäckerei nach
Mayen zurück und freue mich
auf das, was vor mir liegt!“