Beiträge bleiben stabil
Die Vollversammlung der Handwerkskammer (HwK) Koblenz
hat dem Etat für das kommende Jahr zugestimmt. Dieser hat
ein Volumen von rund 31,3 Millionen Euro und liegt damit
knapp 4,2 Millionen Euro über dem Vorjahr. Grund hierfür ist
die geplante Erweiterung der Mensa des Metall- und Techno-
logiezentrums. Die Höhe des Kammerbeitrags bleibt für die
Mitgliedsbetriebe unverändert.
HwK-Vollversammlung stimmt für Etat in Höhe von 31,3 Mio. Euro
Nachgefragt
zu aktuellen Themen
Kurt Krautscheid wurde im November
2014 zum neuen Präsidenten der Hand-
werkskammer Koblenz gewählt. Nach
einem Jahr zieht er Zwischenbilanz und
sagt, dass sich einiges in seinem Leben
massiv verändert hat, andere Dinge so ge-
bliebensind,wiesieimmerwaren.Dieviel-
schichtigen Ereignisse der vergangenen
zwölfMonate,seiesdieGriechenland-Kri-
se oder die aktuelle Flüchtlingssituation,
beschreibt er als gesellschaftspolitische
Herausforderungen,denenmansichstellen
muss.Wegschauenund ignorieren ist nicht
seineSache, sondernÄrmelhochkrempeln
und die Dinge angehen.
Herr Krautscheid, seit einem Jahr sind Sie HwK-Präsident.
Wie haben Sie diese Zeit wahrgenommen?
Eswar ein tolles Jahr, dass sehr kurzweiligund spannendwar. Ichwar
positiv überrascht von der Wahrnehmung der Politik, die sowohl auf
Landes-wie auchBundesebene einen sehr offenenundkonstruktiven
Umgang mit der Kammer und mir als Präsidenten führt. Was wir
sagen, wird nicht nur wahr, sondern auch ernst genommen. Mein
Kompliment und Dank gilt der gesamten Kammer, die angefangen
von der Geschäftsführung über alleMitarbeiterinnen undMitarbeiter
einenger,sehrguterZusammenhaltverbindet.EinRiesenkompliment
geht auch an dieMitarbeitermeinesBetriebes undmeine Familie, auf
die ich mich hundertprozentig verlassen kann. Dieser Rückhalt ist
Voraussetzungdafür, dass ich als Präsident erfolgreich arbeitenkann.
Gab es Personen oder Ereignisse im letzten Jahr, die Sie als
besonders herausheben möchten?
Nein, da möchte ich nichts herausheben. Was ich erlebt habe, war
insgesamt außergewöhnlich und ein Zugewinn – für mich ganz per-
sönlich und ich denke auch für das Handwerk, dessen Interessen ich
gegenüber der Politik oder derWirtschaft vertrete. Ich war sicherlich
von dem ein oder anderen Politiker überrascht, den ich bis dato nur
aus demFernsehenkannteundvondemmandenkt, er oder sie istweit
weg. Beim persönlichen Kennenlernen war ich dann schon positiv
überrascht, wie normal diese Persönlichkeiten an sich sind und als
Gesprächspartner sehr genau zuhören. Die Werte des Handwerks
zählen etwas, weil wir praktisch orientiert sind. DieseWahrnehmung
spürt man sehr genau bei solchen Begegnungen.
Gibt es Dinge, die sich in den vergangenen zwölf Monaten
nicht verändert haben?
Ja (lacht). Wenn – wie am letzten Wochenende bei Sturm – Notfälle
bei uns imBetriebeingehen, habe ich24StundenBereitschaftsdienst.
WennmanamTelefonmitBetroffenenvonDachschädenspricht,gibt
es den Kammerpräsidenten quasi nicht mehr. Dann ist der Dachde-
ckermeister gefragt, der nicht lange lamentiert, sondern anpackt und
hilft.UndesgibtauchKunden,diewünschen,dassderKurtpersönlich
kommt. Grundsätzlich ist der Betrieb aber so organisiert, dass ich für
die Arbeit als Kammerpräsident den Rücken frei habe.
Beim Blick nach vorn: Was möchten Sie als Präsident mit
der Kammer und im Sinne des Handwerks erreichen?
DieHandwerkskammerwollenwir,Ehren-undHauptamt,zukunftsfest
alsDienstleisterderBetriebemachen.DieeingeleiteteTransparenzof-
fensive ist einwichtigerBausteindabei undwirwerden sie fortsetzen.
Dahinter steckt eine Strategie, die nur funktioniert, wenn wir alle
mitnehmen. Nur wenn bekannt und sichtbar ist, was wir wollen und
wie diese Ziele erreichbar sind, können wir uns weiterentwickeln.
Aktuell steht die Gebäudesanierung unserer Bildungszentren ganz
vorn. Und ganz persönlich: Wenn Eltern glücklich sind, weil ihre
Kinder ins Handwerk gehen, haben wir ein wichtiges Ziel erreicht.
Hier sehe ich kein inhaltliches, sondern ein Image-Problem. Ich
würdemich auch freuen, wennwir in zehn Jahren sagen können, dass
der Flüchtlingsstrom 2015 ein Zugewinn war und das, was jetzt als
Problemwahrgenommen wird, sich zu einemVorteil entwickelt hat.
Auchhiergilt:Dasklapptnur,wennwiralledieÄrmelhochkrempeln!
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
Kurt Krautscheid
eine gesamtgesellschaftliche He-
rausforderung, bietet aber auchzahl-
reiche Chancen. „Das Handwerk
lamentiert nicht, sondern handelt.
Den Integrationsnetzwerkern der
HwK gelangen bereits 74 Vermitt-
lungenvonFlüchtlingen inLehrver-
hältnisse, und wir erfahren sehr viel
Dankbarkeit von Zuwanderern und
auchHandwerksbetrieben. Wir set-
zen hiermit deutlich Signale: Nicht
ausgrenzen, sondern gemeinsam
Lösungen findenunddieGestaltung
einer Win-Win-Situation für beide
Seiten – das ist unser Ansatz!“
Die richtigen
Entscheidungen treffen
DerKammerpräsident thematisierte
auch an die jüngstenTerroranschlä-
ge, vor deren Hintergrund sich
die Diskussion um den Zustrom
verschärft hat. „Die Anschläge
treffenDeutschland ineiner ohnehin
aufgeheizten Stimmung. Politische
Gruppierungen am linken wie auch
rechtenFlügel versuchendas für ihre
Zwecke zu nutzen. Auch wenn es
vermeintlich schwerfällt, in einer
sich gefühlt schneller drehenden
Die „Nachrichten aus dem Hand-
werk sind durchweg positiv: Die
Konjunkturwerte liegen auf einem
Allzeithoch, die Beurteilung der
weiteren Entwicklung stimmt opti-
mistisch. Und selbst das Sorgenkind
Nachwuchssicherung meldet ein
leichtes Plus bei den neu eingetra-
genen Lehrverträgen – zum wie-
derholten Mal“, begrüßte Präsident
Kurt Krautscheid die Mitglieder
der HwK-Vollversammlung. Die
Kammerwerde ihreTransparenzof-
fensive fortsetzen und führt mit dem
einstimmig verabschiedeten Haus-
halt 2016 eine neue Struktur ein,
die transparent und nachvollziehbar
und die Beitragszahler gleichmäßig
belastend die Instandhaltung und
Sanierung oder den Neubau von
Kammerimmobilienbeplant,soKurt
Krautscheid weiter.
Integration wird viel
Kraft und Geld kosten
Kurt Krautscheid ging auch auf
aktuelleHerausforderungen ein und
nannte an erster Stelle die Flücht-
lingssituation: Die Integration wird
viel Kraft und Geld kosten und ist
Transparenzoffensive im Handwerk / HwK-Vollversammlung
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Nr. 195
5. Dezember 2015
www.handwerk-special.deWelt richtige Entscheidungen zu
treffen:Analyse, Sachlichkeit, Ruhe
und auch ein Stück Gelassenheit
werden helfen, auch diese Situation
zumeistern!“DasHandwerkunddie
HwKKoblenz werden hierbei ihren
Beitrag leisten, „was insbesondere
durch die rheinland-pfälzische Po-
litik hohe Anerkennung erfährt.
Unsere Einschätzungen und Hin-
weise werden ernst genommen und
ich sage es gern: Die HwK Koblenz
genießt einen guten Ruf!“
Transparenzoffensive
setzt neue Maßstäbe
„Wir dankendemHandwerkundder
Handwerkskammer für die erfolg-
reiche,gemeinsameAnstrengungbei
der Integration von Flüchtlingen“,
lobte Uwe Hüser, Staatssekretär im
MainzerMinisteriumfürWirtschaft,
Klimaschutz, Energie und Landes-
planung wie er auch den Schritt zur
Öffnung der Kammer hervorhob.
„Das war mutig, auch weil sich die
HwK Koblenz mit den Kritikern
des Kammerwesens konstruktiv
auseinader gesetzt hat.“ Hüser
nannte die Transparenzoffensive
der Handwerkskammer Koblenz
beispielhaft undverbindet damit den
Wunsch nach einer bundesweiten
Signalwirkung.
Mehr Informationen zur Vollver-
sammlung der Handwerkskam-
mer Koblenz lesen Sie auf Seite 4.
Die Mitglieder der Vollversammlung der Handwerkskammer Koblenz haben unter
anderem den Kammerhaushalt 2016 und die Einführung einer neuen Haushalts-
struktur einstimmig verabschiedet.