Nach dem Abschluss des Studiums eine Lehre im Handwerk I
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Nr. 192
12. September 2015
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www.handwerk-special.deJapanologe wird Tischler
Georg Kost: Nach dem Bachelor in die Werkstatt
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„
Im Nachhinein ge-
sehen hätte ich mich
nach dem Abitur direkt
für eine Lehre ent-
scheiden können. Ich
habe mich aber von
der damals allgemein
vertretenen Meinung,
nach dem Abi ist eine
akademische Laufbahn
folgerichtig, leiten las-
sen“, so Georg Kost
aus Bonn. Jetzt macht
er eine Tischlerlehre in
Bad Breisig.
Der 29-Jährige schloss sein
Studium der Japanologie an
der Universität Düsseldorf mit
dem Bachelor ab. Jetzt ist er
Tischlerlehrling und wird in der
Holzwerkstätte Kutzner & Ritz-
dorf in Bad Breisig ausgebildet.
„Ich bin Japan-Fan. Mich in-
teressieren die Arbeits- und
Lebensweise der Menschen
sowie ihre Kultur. Bei einem
Auf dem richtigen Weg
Johanna Kremer: Diplom-Geographin lernt Orgelbau
„Ich bin auf dem richtigen
Weg“, ist Johanna Kremer
aus Bonn überzeugt. Sie
möchte Orgel- und Har-
moniebauerin werden. Die
28-Jährige ist im ersten
Lehrjahr und wird von Or-
gelbaumeister Siegfried
Merten in Remagen aus-
gebildet.
Beim Blick in Johanna Kremers
Vita fällt der ungewöhnliche
Lehreinstieg auf. Ein Berufsein-
stieg wäre denkbarer, denn
Johanna Kremer kann auf ein
abgeschlossenes Universitäts-
studium an der Universität in
Bonn verweisen. Sie ist Di-
plom-Geographin.
„Nach dem Abitur habe ich
Praktika inmehrerenTischlerei-
betrieben absolviert. Die Arbeit
mit Holz hat mir gefallen. Letzt-
endlich waren es aber die Rah-
menbedingungenund subjektive
Eindrücke, die ausschlaggebend
für meine Entscheidung gegen
eine Lehre und für die Aufnah-
me des Geographiestudiums
waren“, resümiert sie.
„Geographen erforschen die
Beschaffenheit der Erdoberflä-
che, ihre Nutzung sowie ihre
Bedeutung für den Menschen
und seine verschiedenen Kul-
turen. Sie analysieren System-
zusammenhänge und arbeiten
interdisziplinär“, erklärt sie ihre
Studienwahl. Obwohl sich alles
„spannend anhört“, habe sie sich
„trotzdem nicht wohl gefühlt“.
„Das wissenschaftliche Arbei-
ten, ständige Datenerfassen und
Publizieren waren nicht mein
Ding. Ich bin eher praktisch
veranlagt. Als mir nach Ende
des Studiums eine Promotion
angeboten wurde, habe ich
mein persönliches Stoppschild
gezogen. Ich möchte in einem
Beruf arbeiten, der mich erfüllt
und glücklich macht“, sagt sie.
Aufmerksam auf ihr Handwerk
wurde Johanna Kremer durch
den Bonner Orgelbaubetrieb
Klais, der seit mehr als 100
Jahren den Orgelbau prägt.
„Der Orgelbau ist sehr kom-
plex und erfordert Fertigkeiten
in der Holzverarbeitung, der
Metallverarbeitung, Elektrik,
Pneumatik.Das hatmichgereizt.
Handwerkliches Arbeiten war
mir ja nicht fremd“, bekennt sie.
Für den Remagener Orgelbau-
ermeister Siegfried Merten war
die Bewerbung der Akademi-
kerin nichts Besonderes. „Jeder
bekommt eine Chance. Wer
Interesse am Handwerk hat und
die vielseitigen Anforderungen
mit seinen Vorstellungen in
Einklang bringen kann, wird
in diesem Beruf Erfüllung
finden“, ist er sicher. Siegfried
Trip durchs Land habe ich
mir selbst ein Bild gemacht,
und mein Studienwunsch ist
entstanden“, erzählt er. Er sagt,
dass er während des Studiums
vielmitHolz experimentiert und
sich für japanische Werkzeuge,
beispielsweiseSägen,Hobel und
Stecheisen, interessiert hat.
„Meine praktische Ader und
das Interesse am Werkstoff
kam durch. Ferienjobs in Büros
haben mir dagegen gezeigt, wo
ich nach dem Studium nicht
arbeiten möchte.“ Deshalb
entschloss er sich nach dem
Abschluss für eine Lehre. „Ich
habe mich in vielen Tischlerei-
en beworben und immer auch
betont, dass ich eine Affinität
für den Möbelbau habe. Eine
Lehrstelle zu finden, war echt
schwierig.“DieGeschäftsführer
der Holzwerkstätte Kutzner &
Ritzdorf luden ihn schließlich
zum Vorstellungsgespräch und
Merten
verfügt über 20 Jahre
Erfahrung als selbstständiger
Orgelbauermeister in den Be-
reichen Neubau, Restaurierung,
Wartung und Stimmung von
Orgeln. An die 15 Lehrlinge hat
er ausgebildet. Während eines
14-tägigenPraktikums konnte er
sich von Johannas Fertigkeiten
überzeugen. „Ein Praktikum ist
für beide Seiten wichtig und
geht dem Lehrvertrag immer
voraus. Man sieht dann auch, ob
es menschlich passt“. Das erste
FazitvonHandwerksmeisterund
Lehrling fällt positiv aus. „Das
Handwerk fasziniert mich. Ich
möchte die während des Stu-
diums gemachten Erfahrungen
aber nicht missen. Vielleicht
habe ich über diesen Umweg
erfahren, was ich wirklich will.
Und die Erfüllung im Beruf,
bringt Harmonie ins Leben“,
betont Johanna Kremer. Sie ist
auf dem richtigen Weg.
Johanna Kremer wird in Remagen von Orgelbauer-
meister Siegfried Merten ausgebildet.
Tischler Mike Kutzner und Lehrling Georg Kost
(rechts) in der Holzwerkstätte Kutzner & Ritzdorf.
einemzweiwöchigenPraktikum
ein. Die 2006 als Zwei-Mann-
Betrieb gegründete Tischlerei
beschäftigt inzwischen neun
Mitarbeiter. „Wirwaren anfangs
auch neugierig, wer sich hinter
dem Japanologen verbirgt“, so
TischlermeisterMartinRitzdorf.
AuftretenundFertigkeitenüber-
zeugten und so wurde aus dem
Praktikanten Kost ein Lehrling.
„Wir sind mit unserem Angebot
breit aufgestellt und zählen
Privatpersonen und Architekten
im Kreis Ahrweiler, der Eifel
und dem Raum Köln-Bonn zu
unseren Kunden. Die Lehrlinge
werden von Anfang an in die
Arbeitsabläufe integriert und
mit anspruchsvollen Aufgaben
vertraut gemacht. Georg Kost
hat während seines Studiums
Kenntnisse erworben, die er
nutzen wird“, ist Mike Kutzner
überzeugt. Auch Kost sieht das
Studium nicht als „verlorene“
Zeit. „Ich habe gelernt, struk-
turiert zu arbeiten und hatte im
Land der untergehenden Sonne
wunderbare menschliche Be-
gegnungen.“
Dass er inzwischen auch Japa-
nisch sprechen kann, erwähnt er
amRande.DieSprachkenntnisse
möchte er festigen und seine
Leidenschaft für Japan pflegen.
Die berufliche Zukunft sieht
er aber im Tischlerhandwerk.
Hier will er es zur Meisterschaft
bringen. „Undwenn Japan einen
deutschen Fachmann sucht, wer
weiß?“
Wer sich nach dem Studium
für eine Berufsausbildung im
Handwerk interessiert oder sich
neu orientieren möchte, kann
sich an die Ausbildungsbera-
tung derHwKKoblenzwenden.
Kontakt: Tel. 0261/ 398-333,
aubira@hwk-Koblenz.de.#
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Egal wie viele Innovationspreise wir gewinnen,
die schönste Auszeichnung bleibt: „Saubere Arbeit!”