Tischlerei feiert 140. Geburtstag
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Nr. 192
12. September 2015
www.handwerk-special.deHandwerk 4.0
Die zunehmende Digitalisierung macht auch vor Kleinbe-
trieben nicht halt. Darüber informierte sich Professor Dr.
Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für
Berufsbildung (BIBB), bei einem Besuch im Kompetenz-
zentrum für Gestaltung, Fertigung und Kommunikation der
Handwerkskammer (HwK) Koblenz.
„Für die Handwerker bringt die Digitalisierung große Chan-
cen“, so Zentrumsleiter Christoph Krause. Er verwies auf den
im Internet verfügbaren Möbelkonfigurator einer klassischen
Tischlerei oder den digitalen internetbasierten Farbberatungs-
service eines Meisterbetriebes aus dem Malerhandwerk. Als
weiteres Beispiel stellte Krause eine Zahnmanufaktur vor, die
mit Hilfe von additiver Fertigung individuelle Zahnimplantate
beim Zahnarzt vor Ort fertigt.
Vor allem bei IT-Kompetenz, Entwicklung von neuen Ge-
schäftsfeldern und der Digitalisierung von Geschäftsprozessen
besteht bei vielen Handwerksbetrieben noch Weiterbildungs-
bedarf. Hier greift eine umfassende Agenda Handwerk 4.0 der
HwK Koblenz, die bundesweit Akzente setzt. Ziel ist es, die
bereits vorhandenen Aktivitäten der Betriebe im Bereich des
digitalen Wandels zu bündeln, zu erweitern und strukturiert
miteinander zu vernetzen. Das HwK-Kompetenzzentrum bie-
tet umfassende Angebote für Unternehmen und verfügt über
Praxislabore, in denen digitalisierte Fertigung vom Wasser-
strahlschneiden bis hin zum 3D-Druck erlebbar wird. Neben
der Begleitung der Unternehmen steht vor allem die Weiter-
entwicklung und Digitalisierung der Berufsbildung im Fokus
der Aktivitäten. Weitere Auskünfte bei der HwK Koblenz,
Tel. 0261/ 398-582,
kompz@hwk-koblenz.deHwK Koblenz unterstützt Betriebe
Wenn Gestaltung nicht nur eine Frage ...
... des Geschmacks ist:
Die HwK-Experten unter-
stützen Handwerksbe-
triebe bei ihrem öffent-
lichen Auftritt und im
Produktdesign.
In Fragen der Erstberatung in
Gestaltungsfragen bietet die
Handwerkskammer Koblenz
mitdemExpertenteamimKom-
petenzzentrum für Gestaltung,
FertigungundKommunikation
für ihre Mitgliedsbetriebe ein
kostenlosesDienstleistungsan-
gebot. Strategieworkshops und
Leitbildentwicklung runden
dieses Basisprogramm ab,
anschließendwird der Kontakt
zu professionellen Agenturen
auf Wunsch hergestellt und
begleitet.
Infos bei der HwK Koblenz,
Tel. 0261/ 398-582, Internet:
hwk-kompetenzzentrum.deSchreinerei Karl Kindler, Bad Breisig
Gegr. 1875 | 7 Mitarbeiter, 3 Meister, 2 Lehrlinge | Beratung, Gestaltung,
Bau von Möbeln, Küchen, Fenster, Türen |
www.schreinerei-kindler.deJahrhundert(hand)werk
Mit 27 Jahren gründete
Karl Kindler 1875 in Bad
Breisig eine Tischlerei,
die auch 140 Jahre spä-
ter noch durch einen
Kindler geführt wird.
Doch wer vermutet, der
Betrieb schwelgt in Ge-
schichte(n), ist auf dem
Holzweg.
Zusammen mit einer Agentur
wird an der aktuellen und auch
künftigen Ausrichtung gefeilt.
Eine interessante Symbiose aus
historischerAufarbeitungundin-
novativer Unternehmensgestal-
tung, eingebettet in kreative und
individuelle Holzbearbeitung.
140 Jahre Geschichte – das
sind nicht nur Vorfahren, unge-
zählte Aufträge, viele Kunden,
Standorte und Betriebsentwick-
lungen. Für Stephan Kindler,
42 Jahre, verheiratet und Vater
von drei Kindern, ist das auch
Verpflichtung für die weitere
Entwicklungdes Familienunter-
nehmens. Er ist seit 2005Chef in
fünfter Generation. „Man kann
dann natürlich sagen: So war
es immer gewesen und soll es
bleiben“, sagt Stephan Kindler
und ergänzt: „Wir blicken auf
eine erfolgreicheVergangenheit
zurück, auf die wir stolz sind!
Was Veränderungen ja nicht
ausschließt“.
In die Beratung zu einer neuen,
modernen Außendarstellung
wird Franz-Josef Gemein ein-
Schreinerei Karl Kindler: Blick in die Geschichte und nach vorn
gebunden, der die Remagener
Agentur Brainfull leitet. Mit
dem Profi für die öffentlich-
keitswirksame Vermittlung
von Inhalten wird analysiert,
Was Wie über Wen dargestellt
wird. Kernbotschaft: „Mit Liebe
gemacht!“ „Hier sind Handwer-
ker täglich für ihre Kunden da
und setzen Wünsche in hoher
Qualität persönlich um“, nennt
Gemein die Kernbotschaft des
Traditionsbetriebes. Dabei ist
dem Werbe-Profi, auf den auch
Verbände,diePolitikoderandere
Unternehmen zurückgreifen,
wichtig, dass es „nicht nur um
bunte Bildchen geht. Das ist
ein ganzheitlicher Prozess, der
alle Bereiche des Unternehmens
einschließt.“
Dabei bietet gerade das Hand-
werk die Möglichkeit einer un-
mittelbaren Rückkopplung und
konkrete Aussagen zum Erfolg
von Außendarstellungen. „Un-
sereKunden sprechen uns direkt
an und geben ein Feedback zum
neuenInternetauftrittoderzuden
neu gestalteten Fahrzeugen“,
nennt Stephan Kindler Erfah-
rungen.Undnatürlichmachteine
solchePR-Arbeit nur Sinn,wenn
der Betrieb auch wirtschaftlich
einen Zugewinn hat. „Die Auf-
tragslage ist gut und wir haben
uns in den letzten drei Jahren
um drei Mitarbeiter verstärkt,
um die Nachfrage zu erfüllen“,
gibt StephanKindler Einblick in
die aktuelle Unternehmenslage.
Die Vorfahren, die ebenfalls bei
der heutigen Außendarstellung
eine präsente Rolle spielen,
wärenmitBlickauf dieEntwick-
lung ihrer Schreinerei sicherlich
stolz gewesen auf das familiäre
Werk.JederhatzuseinerZeitdas
Beste gegeben und ein Satz steht
für alle fünf Generationen: „Wir
machen es mit Liebe!“
„Mit Liebe gemacht!“ lautet der Leitspruch des Unter-
nehmens, der durch alle Mitarbeiter mitgetragen wird.
Werk von
Generation
zu Genera-
tion, oben
Anton Alois
Kindler
(1848-1922),
rechts seine
Nachfahren.
Anton Josef Kindler
(1876-1966)
Karl Mathias Kindler
(1904-1998)
Drei Kindler-Generationen (von links):
Benedict, Herbert, Judith, Hildegard, Justus,
Stephan und Elisa in der Breisiger Werkstatt.