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PS-Handwerker im Westerwald seit über 100 Jahren

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Nr. 189

9. Mai 2015

www.handwerk-special.de

Das älteste von ihm res-

taurierte Fahrzeug war

ein Adler von 1916, das

wertvollste ein Horch

von 1936. Wenn er davon

erzählt, leuchten seine

Augen. Kraftfahrzeugme-

chanikermeister Volker

Kämpflein, Geschäftsfüh-

rer von zwei Autohäusern

im Westerwald, weiß vier-

rädrige Kostbarkeiten mit

Geschichte zu schätzen.

Westerwälder Kfz-Experte erhält automobile Vergangenheit

rische Fahrzeuge hat er sich auf

Wanderer, Audi, VWundDKW

spezialisiert. „Gemeinsam mit

Horch bildeten die vier Marken

die Auto Union, den zweitgröß-

tenund einender erfolgreichsten

Automobilkonzerne Deutsch-

lands in den 1930er Jahren. Vier

ineinanderverschlungeneRinge,

wobei jederRing für eineder vier

Marken steht, vereinigt unddoch

selbständigexistierend, sind sein

Markenzeichen“, so Kämpflein.

Mit Leidenschaft und

Herzblut

Ihn fasziniert die im Oldtimer

verbaute Technik, über die es

oftkeineSchriftstückeundschon

gar keinen Reparaturleitfaden

gibt.DannistKämpfleinganzbei

sich. Er grübelt und sucht nach

Möglichkeiten, das Kulturgut

zu erhalten. Er baut selbst Er-

satzteile, die nichtmehr käuflich

sind und recherchiert weltweit

über das Internet.Kämpflein, der

selbst einen Wanderer besitzt,

weiß, was das gute Stück für

seinen Besitzer bedeutet. Immer

wieder geht der Fachmann mit

viel Liebe zum Detail, langjäh-

rigerErfahrungundLeidenschaft

für Oldtimer ans Werk. „Man

musssorgsamundvorallemauch

vorrausschauend arbeiten. Es ist

eine Verpflichtung, Fahrzeuge

mit jahrzehntealter Geschichte

für dieZukunft zu erhalten“, sagt

er. Er sagt es ohne Pathos, aber

mit viel Herzblut und aus inne-

rer Überzeugung. Für ihn ist es

Ehrensache, sich umdie Schätze

seiner Kunden zu kümmern als

wären es die eigenen.

Angefangen hat die Geschichte

desUnternehmens bereits im19.

Jahrhundert. Damals begann der

Urgroßvater vonVolkerKämpf-

lein in Friedewald mit einer

Schmiede und dem Wagenbau.

Sein Sohn Alfred erweiterte die

Angebotspalette umdie Repara-

tur vonZweirädern, 1940kamen

Werkstatt für Automobile und

Fahrzeughandel dazu.

Kraftfahrzeugmechanikermeis-

ter Erich Kämpflein trat in die

Fußstapfen seines Vaters und

auch der heutige Inhaber setzte

die Tradition fort. 1998 erwarb

erzusätzlicheinAutohausinBad

Marienberg, dass der Vorgänger

ausAltersgründenaufgab.Heute

sind seine Söhne, Andre und

David, beide ebenfalls Meister

in ihrem Gewerk, mit im Boot.

Schlägt ihr Herz auch für die

alten Benziner? „Das Gespür

für die Oldtimer muss sich

entwickeln und reifen“, sagt der

Vater. Bei Kämpflein sind auch

Youngtimer an der richtigen

Adresse. Das unterstreicht die

Ausweisung des Betriebes als

„Classic Competence Center“

von Volkswagen. Als Vertrags-

händler für VWPKWund Nutz-

fahrzeuge sowie Servicebetrieb

für Audi und Skoda hat sich das

Autohaus auch für Neuwagen

einen guten Namen erworben.

„Das Kfz-Handwerk ist trotz

aller Technik vor allem Leiden-

schaft.OhnesiebleibtmanAma-

teur. Das gilt für Fahrzeuge aller

Zeiten“, so Volker Kämpflein.

Autohaus Kämpflein, Friedewald, BadMarienberg

Gegr. 1970 | 50 Mitarbeiter | VW, Audi, Skoda, Gebraucht- und Neuwa-

gen, Werkstatt Handel | Tel. 02661/ 9550-0 |

www.kaempflein.de

Für Volker Kämpflein haben

Autos eine Seele. Sie sind wert-

volle Zeitzeugen automobiler

Vergangenheit.

„Wenn ich ei-

nen Oldtimer

restauriere,

geht mir das

Herz auf. Ich

fragemich,wer

hat ihn als Er-

ster erworben,

wer hat ihn

gefahren, was

könntedasAuto

mir erzählen. Mich fesselt sein

Lebenslauf.“

Beinahe liebe- und ehrfurchts-

voll arbeitet der Meister an

einem „Brezelkäfer“, der zurzeit

in seiner Werkstatt steht. „Der

Spitzname entstand imLaufeder

langen Bauzeit des VW Käfers,

weil das zweigeteilte kleine

Heckfenster mit Mittelsteg an

eineBrezel erinnert.DieTeilung

des Fensters war nötig, weil

gebogenes Glas, das sich dem

gewölbtenHeckangepasst hätte,

für einen Kleinwagen damals

zu teuer gewesen wäre. 1953

wurde das Brezelfenster durch

ein einteiliges ersetzt“, erklärt

der 53-Jährige. Mit seinem zer-

tifizierten Fachbetrieb für histo-

Händler und Werk-

statt für Fahrzuge der

Marke Audi NSU in

den 1970er-Jahren.

„Fuhrpark“ von Adolf

Kämpflein im Wester-

wälder Friedewald vor

100 Jahren.

Volker Kämpf-

lein kennt

sich nicht nur

mit moderner

Kfz-Technik

aus; er ist auch

Spezialist für

historische

Fahrzeuge.

Volker Kämpflein an einem

Wagen der Marke Wanderer.

Foto: privat

Foto: privat

Autos erzählen Geschichte

Volker

Kämpflein.