Previous Page  6 / 24 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6 / 24 Next Page
Page Background

Kfz-Handwerker erhalten Werte und automobile Geschichte

6

Nr. 189

9. Mai 2015

www.handwerk-special.de

Die W-100-Herausforderung

Die Entwicklung galt als

technischer Meilenstein

im Automobilbau, der

Kundenkreis war elitär

und reichte vom Papst bis

Elvis Presley. Monarchen,

Scheichs, Könige fuhren

und fahren einen „W

100“ (Wagen 100), wie

Mercedes-Benz seinen

600er werksintern nannte.

Gebaut zwischen 1964 und

1981, gibt es die Edelkarosse in

der Pullman-Variante mit sechs

Türen und sogar als Landaulet.

Selbstdie„normale“Ausführung

mit vier Türen ist länger als die

aktuelleS-Klasse des Stuttgarter

Autobauers. Wer ein unauffäl-

liges Automobil wünscht, das

für Bescheidenheit steht, sollte

sicheher nicht für einen„W100“

entscheiden. Zumal die Preise

bei den wenigen Gebrauchten,

die der Markt bietet, auch nichts

fürsschlankePortemonnaiesind.

Je nach Zustand werden rund

100.000 Euro aufgerufen. Für

richtig gut erhaltene Exemplare

Kfz-Handwerker aus Montabaur und ihre besonderen Fälle

AMS Racing, Montabaur

Gegr. 2001 | 7 Mitarbeiter | Wartung, Reparatur, Rennsport,

Restaurierung | Tel. 02602/ 999 74 01 |

www.ams-racing.de

Für Kfz-Techniker beginnt

am 21.8. ein Teilzeit-Meis-

terkurs in Koblenz, in

Vollzeit am 27.6. 2016 in

Koblenz und am 11.4. 2016

in Wissen.

Infos & Anmeldung bei der

HwK-Meisterakademie:

E-Mail

meister@hwk-koblenz.de

Meisterkurs

Kfz-Techniker

Info-Tel. 0261/ 398-313

kann es schnell das Drei- oder

Vierfache werden.

Für den Mercedes-Oldie bedeu-

t

etdasauch:Selbstinschlechtem

Zustand landen die seltenen

und begehrten Exemplare nicht

auf dem Schrott, sondern beim

Fachhandwerker. Eine Kom-

plettrestaurierungnimmt aktuell

die Mannschaft um Kfz-Me-

chanikermeister Armin Ströder

in Montabaur vor. Hier steht

eine Pullman-Ausführung in der

Werkstatt, die von Grund auf

überarbeitet wird. Dabei hilft

ein Original-Handbuch, in dem

alle (wirklich alle!) Funktions-

prinzipien und Baupläne dieser

technischen Meisterleistung

abgedruckt sind. „Ohne das

Buch wäre es sicherlich auch

möglich, den Wagen einmal

komplettauseinanderzunehmen

und wieder zusammenzubauen,

nur würde es dann viel länger

dauern“, beschreibt Mitarbeiter

Michael Witte die Bedeutung

derMercedes-Lektüre. Er ist der

„W-100-Mann“.

„Restaurierung historischer

Fahrzeuge ist für uns Alltag“,

beschreibt Chef Armin Ströder

und ergänzt, „dass wir natürlich

auchfürganznormaleFahrzeuge

da sind“. Wartung und Repara-

tur, Restaurierung, Tuning…es

gibteigentlichnichts,waskeinen

Platz in derWerkstatt hätte. Und

doch ist der „große Mercedes“

etwas Besonderes: „Wenn man

sich die technischen Innovati-

onen ansieht, die hier damals

verbaut wurden, kann man als

Fachmann nur den Hut ziehen.

Offenbar galt die Divise: Alles,

was es an moderner

Herausforderungen stellt. Ge-

rade das Geflecht an Leitungen,

das die vielen hydraulischen

Helferlein mit Energie versorgt,

zieht sich kreuz und quer durch

dieKarosserie.Auchdiekleinste

Undichtigkeit wird hier nicht

verziehen. Die Arbeit an der

Kfz-Ikone ist auch 50 Jahre nach

ihrerErstauflage einehandwerk-

liche Herausforderung.

Technik gibt, kommt

in dieses Auto“. Fensterheber,

Heckdeckelbedienung und Ver-

schluss oder die verstellbare

Sitzfläche derRückbankwerden

hydraulisch betrieben, die Fede-

rung des drei Tonnen schweren

Pkw wird per Luftkissen re-

guliert. Was die Handwerker

bei der Restaurierung auch vor

Michael

Witte ist

im Unter-

nehmen

von Armin

Strö-

der der

„W-100-

Mann“.

Die Restaurierung eines „großen Mercedes“ in der

Pullman-Ausführung ist nicht nur die Arbeit an

einem automobilen Traum, sondern stellt auch ei-

ne handwerkliche Herausforderung dar.

Bei der Überarbeitung haben viele Handwerker

zugegriffen – vom Sattler über Tischler, Elektri-

Original Handbuch: Allein diese Lektüre wird bei Aukti-

onen für 500 Euro und mehr versteigert und ist wichtige

Arbeitsgrundlage für die W-100-Restauratoren.

ker und natürlich

Kfz-Techniker.

Mercedes-Benz baute

seine „Wagen 100“ zwi-

schen 1964 und 1981.