Handwerksbetriebe setzen auf Integration
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Nr. 189
9. Mai 2015
www.handwerk-special.deKleine Geschichte des Audi-Zentrums
Das Audi-Zentrum
Koblenz gehört zur
Löhr-Gruppe und ist
gleichzeitig als eigenstän-
diges Unternehmen orga-
nisiert. Dieses Zentrum
war seinerzeit das erste
seiner Art in Deutschland.
Es wurde am 1. Juni 1988
eröffnet.
Die Historie der Löhr &
Becker AG reicht bis 1892
zurück. Und auch der heutige
Standort des Audi-Zentrums
in der Friedrich-Mohr-Straße
hateinelängereVorgeschichte.
Denn die Löhr-Gruppe hatte
das Areal bereits 1972 erwor-
ben. Weil das „Mutterhaus“
Volkswagen Löhr & Becker
nur 800 Meter entfernt liegt,
dachte man frühzeitig über
ein Konzept für den neuen
Standort nach, der auch heute
nochorganisatorisch,personell
und räumlich eigenständig ist.
Das frühere Autohaus wurde
1987/88 zu einem Hochleis-
tungszentrum umgebaut, das
heute noch bundesweit einen
guten Ruf hat. So wurde der
Service bereits mehrmals von
Audi prämiert.
Immer wieder prämiert
Große Freude im Au-
di-Zentrum Koblenz:
Erst kürzlich wurde der
Handwerksbetrieb zum
zweiten Mal als Top-Ser-
vice-Partner des Ingol-
städter Premiumherstel-
lers ausgezeichnet. Ein
Schlüssel zum Erfolg ist
das große Engagement
der Koblenzer für die Aus-
und Weiterbildung.
Die Liste der Auszeichnungen
fürdas1988eröffneteAudi-Zen-
trum ist lang. Geschäftsführer
Holger Maria Schwarz verweist
exemplarisch auf einige Prämie-
rungen der vergangenen Jahre,
darunter der erste Platz beim
Werkstatttest der Audi AG, die
Auszeichnung als bestes Audi
Audi-Zentrum Koblenz: Neue Wege auch in der Ausbildung
Svenja Backhaus ist die erste Gesellin im Audi-Zen-
trum. Sie schätzt das familiäre Miteinander.
Lucas Lorenz wird sein Praktikum bald beenden und
am 1. August seine Ausbildung im Zentrum beginnen.
Blick in das Audi-Zentrum Koblenz, das nach seiner Eröffnung am 1. Juni 1988
neue Maßstäbe setzte und auch heute noch immer wieder ausgezeichnet wird.
Zentrum bei der NormDIN ISO
9002, die doppelte Ehrung mit
demAudi ProfessionalManager
Cup. Mehr als Plaketten und
Pokale freut sich der Holger
Maria Schwarz über die Leis-
tungen seiner Auszubildenden.
Erst kürzlich hat wieder ein
Lehrling seine Ausbildung zum
Kfz-Mechatroniker als Prü-
fungsbester abgeschlossen. Der
erfolgreiche junge Geselle will
nun eine Ausbildung zum Au-
tomobilkaufmann dranhängen,
damit er beide Seiten desAlltags
ineinemmodernenAutozentrum
beherrscht – die handwerkliche
und die betriebswirtschaftliche.
Doppelt qualifizieren und schon
in der Ausbildung eigenverant-
wortlich arbeiten: Mit diesen
GrundsätzenfolgtdasAudi-Zen-
trum einem bewährten Prinzip
der Löhr-Gruppe, zu der das
Autohaus gehört. Dazu kommt
derVorzug,dasgrundsätzlichfür
den eigenen Bedarf ausgebildet
wird. Das heißt: Wer Leistung
bringt, hat eine Chance auf
Übernahme. Svenja Backhaus
hat diese Chance genutzt. Seit
dem Abschluss ihrer Lehre vor
vier Jahren arbeitet die Kfz-Me-
chatronikergesellin nun in der
Werkstatt. „Das Audi-Zentrum
ist wie eine große Familie“,
betont sie.
Intensiv auf das
Berufsleben vorbereiten
Diese Familie funktioniert und
nimmt auch Mitglieder auf,
die mit Beeinträchtigungen
zurechtkommen müssen – vo-
rausgesetzt, die Einstellung
stimmt. Und genau das ist bei
Lucas Lorenz der Fall. Der
heute 23-Jährige kam gehörlos
zur Welt. Eine Operation schuf
die Voraussetzungen für den
Einstiegineinfastganznormales
Leben. Ein sogenanntes Coch-
lea-Implantat macht es möglich.
„Er schafft das“, ist Torsten
Sehl überzeugt. Der Leiter des
Teilelagers hat den jungenMann
unter seine Fittiche genommen,
denn derzeit bereitet sich Lucas
Lorenz über ein Praktikum auf
seine Lehre im Audi-Zentrum
vor, die am 1. August beginnt.
Schon jetzt erledigt er vieles,was
einmal zu den Hauptaufgaben
des künftigen Lageristen im
Teiledienst gehören wird. Dazu
Audi-Zentrum Koblenz GmbH
Gegr. 1988 | Verkauf und Werkstatt | 65 Mitarbeiter
Tel. 02630/ 808 040 |
www.audizentrumkoblenz.degehört unter anderem auch das
Verwalten und Bestellen von
Ersatzteilen am Computer. Was
sichsoselbstverständlichanhört,
wäre früher ein kleines Wunder
gewesen. Und auch heute noch
müssenbesondersMenschen,die
von Geburt an gehörlos sind, ein
enormes Durchhaltevermögen
aufbringen. Denn sie müssen
die Sprache von Grund auf neu
lernen. „Es wird immer besser“,
freut sich Lucas Lorenz, der
im Rahmen einer sogenannten
Einstiegsqualifizierung Jugend-
licher (EQJ) auf seine künftige
Ausbildung vorbereitet wird.
EQJ ist ein betriebliches Lang-
zeitpraktikum. Dabei sollen
Kenntnisse und Fähigkeiten
vermittelt werden, die auf einen
anerkannten Ausbildungsberuf
vorbereiten. Im Rahmen des
Ausbildungspakts haben die
Spitzenverbände der Wirtschaft
zugesagt, jährlich25.000Prakti-
kumsplätze für Jugendliche, die
als noch nicht ausbildungsreif
gelten, zu schaffen. Und die
Löhr-Gruppe steht zu dieser
Zusage und arbeitet deshalb
mit dem Heinrich-Haus in Neu-
wied-Engers zusammen, das
gerade bei der Betreuung von
Gehörlosen eine große Erfah-
rung hat.
Drei bis vierTage imBetrieb, ein
Tag in der Schule, so das Wo-
chenprogramm, das veranschau-
licht, wie groß die Verantwor-
tungdesAusbildungsbetriebsist.
EineVerantwortung, dieman im
Audi-Zentrumsehr ernst nimmt,
wo man den Eifer des künftigen
Lehrlings zu schätzenweiß. Und
Lucas Lorenz hat die Chance, in
familiärer Atmosphäre richtig
aufzublühen.