Handwerk Special Nr. 178 vom 29. März 2014 - page 3

SchwerpunktthemaMeistertitel:Dialog inBrüssel, Feier inKoblenz
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Nr. 178
29. März 2014
Meister in der EU stärken
DasHandwerksteht zu
Europa. Umgekehrt er-
wartet esvonderPolitik
inEuropa, eindeutig für
Handwerk,Meisterbrief
undBerufsausbildung
einzutreten.
Dies war Schwerpunktthema
politischer Gespräche des Vor-
standes der Handwerkskammer
(HwK) Koblenz unter Leitung
von Präsident Werner Wittlich
und Hauptgeschäftsführer Ale-
xander Baden mit EU-Kom-
missar Günther Oettinger, Eu-
ropaabgeordneten,hochrangigen
ExpertenausGeneraldirektionen
der Kommission sowie Ver-
tretern der Bundesrepublik
Deutschland und des Landes
Rheinland-Pfalz bei der Euro-
päischenUnion (EU).
In der neu in Kraft getretenen
EU-Änderungsrichtlinie zur
Anerkennung von Berufsqua-
lifikationen und in der derzei-
tigen Aufforderung der Euro-
päischen Kommission an die
Mitgliedstaaten, denZugang zu
reglementierten Berufen – also
auch über dieMeisterqualifika-
tion imHandwerk – kritisch zu
hinterfragen, sah der Vorstand
der Koblenzer Kammer eine
schwerwiegende Gefährdung
mittelständischer Betriebe und
HwK-Vorstand vertritt inBrüssel PositiondesHandwerks
Nachgefragt
zur jüngstenMeistergeneration
Für632jungeHandwerksmeisterinnenund
Handwerksmeister bedeutet der Tag der
Meisterfeier auch, nach großem persön-
lichenEngagement sowie zeitlichemund
finanziellemAufwandfürdieMeistervor-
bereitungdenLohndieserMüheinHänden
halten zu dürfen. Der Meisterbrief zählt
etwas. Er ist anerkanntes Qualitätssiegel
– für dieAusführunghandwerklicherAr-
beiten,fürAusbildungundBeschäftigung.
Mit ihm verbindet sichWirtschaftskraft.
ImInterviewgehtHwK-PräsidentWerner
WittlichaufdiejüngsteMeistergeneration
ein, aber auchauf dienationaleund inter-
nationaleBedeutungdesMeisterbriefes.
HerrWittlich,was sagenSie zur jüngstenMeistergeneration?
Ich freue mich für und mit den Absolventen des Meisterjahr-
ganges2013,derausmehrerenGründenaußergewöhnlichist.632
Meisterbriefe stehen für das hohe Interesse des handwerklichen
Nachwuchses, denWegLehrling–Geselle–Meister zuEndezu
gehen. Das steht fürAnsprüche undZiele, denenman sich stellt
unddiemanerfolgreich–zusammenmitFamilien,Freundenund
auchderHandwerkskammerKoblenz – erreicht. Scheuen junge
Menschen denAufwand und die Anstrengungen nicht, um den
Meisterbrief zu erreichen, steht das auch für seine Attraktivität
und Aktualität. Herausragend ist sicherlich die hohe Zahl der
Handwerksmeisterinnen.115Meisterbriefegehen inFrauenhän-
de. Siebenmal erreichtenFrauendiebestenPrüfungsergebnisse!
Darunter sind Berufe, die als typische Männerdomäne galten,
ichnenne stellvertretenddasKfz-Handwerk, dieElektrotechnik
oder den Straßenbau. In der über 100-jährigen Geschichte der
Handwerkskammerhabenwir indiesenBerufenerstmalsFrauen
auf demSiegerpodest. Das spricht für sich – und dieFrauen.
Lässt sichder typischeHandwerksmeister, die typische
Handwerksmeisterinbeschreiben?
Natürlich ist jeder Absolvent anders und es gibt keinen reprä-
sentativenDurchschnittsmeister. Doch dieBefragung der HwK
gibt ein detailliertes Bild und interessante Informationen zum
Meisterjahrgang.DasDurchschnittsalter liegtbei27,5Jahren.70
Prozent planen die Selbständigkeit, sieben Prozent sind bereits
Unternehmer. Für uns auch eine sehr interessante Zahl: Sechs
ProzentplanenmitdemMeisterbriefeinanschließendesStudium.
DiesePerspektivewurdedurchdasHandwerküberJahregefordert
und ist heutemöglich,wasvondenHandwerksmeisterinnenund
-meisternnun auch immermehr genutztwird. Für uns auch sehr
erfreulichund für dieGesellschaftwertvoll: Fast dieHälfte aller
632Meisterinnen undMeister engagiert sich ehrenamtlich. Das
kann gar nicht hoch genug anerkanntwerden.
National genießt derMeisterbrief einhohesAnsehen,
dochdieEUäußert auchkritischeTöne.Warum?
DieRolledesHandwerksunddesMeisterbriefes ist auf nationa-
ler Ebene anerkannt und hoch. Das Handwerk gilt als tragende
Säule der Wirtschaft, der Meisterbrief als Erfolgsgarant eines
leistungsfähigenHandwerks unddesDualenSystems. Daswird
auch durch unsere Politik so eingeschätzt und wurde jüngst
durch eine Resolution imBundesrat bekräftigt. Mit Blick nach
Brüssel müssen wir aber auch feststellen, dass die EU diese
nationale Rolle für Deutschland hinter eigene Einschätzungen
zum Zugang reglementierter Berufe auf den deutschen Markt
stellt. Kurz gesagt: Die EUmöchte denMeisterbrief und damit
verbundene nationale Regelungen zugunsten der Freizügigkeit
bei derAusübungvonTätigkeiten innerhalbderEUaufweichen.
Das ist wedermit demHandwerk noch der deutschenPolitik zu
machen, noch demVerbraucher zu vermitteln. Hier solltenwir
selbstbewusst auf das hinweisen,was sichmit demMeisterbrief
verbindet,mit ihmaufgebaut underreichtwurde.Das solltezum
Maßstab für anderewerden, gerne für diegesamteEUundnicht
andersherum.Auchdafürstehendie632Meisterbriefe,vondenen
sogar einer in dieSchweiz geht.
Foto: P!ELmedia
HwK-Präsident
WernerWittlich
ihrer Berufsausbildung. Die
Abgeordneten zeigten sich
zuversichtlich, dass hierfür auf
EU-Ebene eine befriedigende
Lösunggefundenwerdenkönne.
Diese optimistische Einschät-
zung teilte Günther Oettinger
nur bedingt. Sowohl im Pakt
derStaats-undRegierungschefs
für Wachstum und Beschäfti-
gung 2012, als auch in den an
Deutschlandgerichteten länder-
spezifischenEmpfehlungender
Kommissionwerdeschon lange
eine Nachprüfung der Berufs-
zugangsregelungen gefordert.
Mit der aktuellen EU-weiten
Überprüfung qualifikationsbe-
zogener Zugangsregelungen
stelle die Kommission die
grundsätzliche Daseinsberech-
tigung der Handwerksordnung
nicht infrage. Diese sei Sache
der nationalen Gesetzgebung.
DiedurchdenKammervorstand
betonteexistenzielleBedeutung
derMeisterqualifikationkönnte
aber ausgehöhltwerden.
KarinRögge,Geschäftsführung
der ZDH-Vertretung Brüssel,
wiesaufeinintensivesNetzwerk
mitalleneuropapolitischenInsti-
tutionenundGesprächspartnern
hin.Siebetonte,dass ihrBüro in
einemumfassendenSystemvon
Monitorings versuche, hand-
werksrelevante Gefährdungen
frühzeitig zu erkennen und
diesen zusammen mit Partnern
zubegegnen.Diesseiangesichts
desDrucksaufdenMeisterbrief
inderEUerforderlicherdenn je.
Direktorin JoannaDrake, inder
Generaldirektion Unternehmen
undIndustriederEU-Kommissi-
onfürKlein-undMittelunterneh-
menzuständig,betontediegroße
Bedeutungkleinerundmittlerer
Betriebe fürWirtschaft und Ju-
gendbeschäftigung in Europa.
DiesunterstützedieKommission
mit zahlreichen Projekten. Die
AbgeordnetenimEU-Parlament
Birgit Collin-Langen (CDU),
Jürgen Creutzmann (FDP), Dr.
WernerLangen(CDU)undJutta
Steinruck (SPD) tragen durch
dieunmittelbareVerbindungzu
ihrenWahlkreisen zu praxisge-
rechteneuropäischenLösungen
gerade für die mittelständische
Wirtschaft bei.
ImHinblick auf dieEnergiepo-
litik sprach sich Oettinger für
ein „gebremstes“ Vorgehen
Deutschlands aus. Vor allem
müsseEnergiefürUnternehmen
und Haushalte erschwinglich
sein. IndiesemZusammenhang
unterstrich der HwK-Vorstand
dieBedeutungderenergetischen
Gebäudesanierung.
HwK-Vertreter umPräsidentWernerWittlichundHauptgeschäftsführer Alexander
Badenbei Gesprächenmit EU-Vertretern, linksKommissarGüntherOettinger.
7. Mai: „ErfolgsfaktorGesundheit“mit Sternekoch JohannLafer
GroßeEreignissewerfen
ihreSchattenvoraus:Am
7.Maiwirkt JohannLafer
aktivmit,wennsichbei
derHandwerkskammer
(HwK)Koblenz imZen-
trum fürErnährungund
Gesundheit allesumdas
ThemaGesundheit dreht.
Alexander Schweitzer, MdL
und Minister für Soziales,
Arbeit, Gesundheit und De-
mografie Rheinland-Pfalz,
Professorin Dr. Jutta Rump,
FachhochschuleLudwigshafen
und Dr. med. Werner Mölders,
ehemaliger leitender Betriebs-
arztbeiThyssenKrupp,sprechen
mit weiteren Akteuren der Ge-
sundheitsbranche im Rahmen
einer Podiumsdiskussion, wie
Unternehmen ihre Mitarbeiter
bei der Gesundheitsförderung
aktivund tatkräftigunterstützen
können. In Vorträgen, Work-
shops,DiskussionenundimAus-
stellungsbereichaufdem„Markt
der Erfahrungen“ informieren
Fachleute über Möglichkeiten,
gesundheitlichen Problemen
vorzubeugen. Außerdem gibt
esAngebotezurStressbewälti-
gung,zurgesundenErnährung,
aber auch zuWellness für den
Alltag. Ein Highlight ist das
Kochduell zwischenStarkoch
Johann Lafer und Lehrlingen
imWettstreit mit HwK-Aus-
bildern – einschließlich Ver-
köstigung.
Die Teilnahme an der Ver-
anstaltung am 7. Mai ist kos­
tenfrei. Um Anmeldung bis
zum 17. April wird gebeten:
Tel. 0261/ 398-327, mareile.
Foto: FabianUebbing
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