Handwerk Special Nr. 178 vom 29. März 2014 - page 15

Bäckerhandwerk verbindet Traditionund frische Ideen
15
Nr. 178
29. März 2014
Meistermit 21
Als „Verpflichtungund
Herausforderung“siehtBä-
ckermeister FlorianJakobs
ausHintertiefenbachseinen
Meisterbrief. Der 21-Jährige
gehört zuden fünfBäckern
imMeisterjahrgang2013. Er
arbeitet inderHolzbäckerei
Jost in Idar-Oberstein.
„DieMeisterstellewurdemir
imBetrieb inAussicht ge-
stellt, deshalb stelle ichmein
imMeisterlehrgang bei der
HwKKoblenz erworbenes
Können gern unterBeweis“,
FlorianJakobsholtKrone imTraumberuf
Bäcker seit 1876
IhreFormtortesahaus
wieeinBuch. DenEin-
band zierteeinDrache
ausMarzipan. DieHer-
stellungdieserKöst-
lichkeit sowiedieder
verschiedenenBrot- und
Brötchensortenmit un-
terschiedlicher Formund
Füllung, vonPlunderteig,
Blätterteig-, Flecht-, Kä-
se- undTeegebäckwar
Bestandteil der fachprak-
tischenMeisterprüfung
derBäcker.
Fünf junge Leute sind unter
den 632 Jungmeistern, die von
der Handwerkskammer (HwK)
Koblenz ihren Meisterbrief im
Bäckerhandwerk erhalten. Eine
von ihnen ist SaskiaBrixius aus
Monreal.
Die 21-jährige Jungmeisterin
setzt die Familientradition im
Handwerk fort, denn seit 1876
ist der Name Brixius mit dem
Bäckerhandwerk verbunden.
„Ich tragedasBäckergen inmir
und bin in der Backstube groß
geworden. Frühes Aufstehen
hat mir schon in den Ferien nie
etwas ausgemacht“, sagt die
Jungmeisterin. Sie betont, dass
esnachdemRealschulabschluss
ihre freie Berufswahlentschei-
dungwarund sienicht gedrängt
wurde.GelernthatdiejungeFrau
allerdingsnichtbeimVater.„Ich
wollte neueRezepturen kennen
lernenundschauen,wieanders-
wo gebackenwird.“
ErstmalsFrauamOfen: SaskiaBrixiussetzt Familientradition fort
BäckereiBrixius,Monreal
Gegr. 1876 | 3Mitarbeiter | Café, Speiseeis,Kuchenspezialitäten |
Tel. 02651/ 2498
ErsterMehlsack
war geborgt
Angefangen hat es damit, dass
Bäcker Leonard Brixius 1876
einen Backofen in Monreal
baute. Seinen ersten Mehlsack
musste er sich borgen. Er war
nicht der einzigeBäcker imOrt
und bewirtschaftete zusätzlich
Garten, Feld und Stall, um die
Familie zu ernähren. SeinSohn
Anton tat es ihm 1913 gleich.
Sein Backofen wurde an den
seitlichen Feuerstellen noch
mit Reisigbündeln geheizt. Die
Backwaren wurden eingescho-
ben,wenndieBackhitzeerreicht,
Glut undAsche entferntwaren.
MitdemAusbauderInfrastruktur
nach dem erstenWeltkrieg zog
der Tourismus in den idyllisch
gelegenenOrtein.Immerwieder
wurde die Bäckerei um- und
ausgebaut, dieFassade erneuert
unddieArbeitsgerätedenAnfor-
derungenangepasst. 1954über-
nahmdiedritteBäckergeneration
den Betrieb. Zwei Jahre später
wurdedasCaféBrixius-Eckmit
80Plätzen eröffnet.
Seit 1982 steht Bäckermeister
undKonditorWolfgangBrixius
in der Backstube und verwöhnt
seineGäste.Ehefrau Juttaküm-
mertsichumdenVerkauf.Immer
wieder schauen Touristen nach
ihremRundgangdurchMonreal,
das 2003 als schönstes Dorf in
Rheinland-Pfalz ausgezeichnet
wurde, imCafé vorbei.
„Ich nehme vonmeinemVater
gern praktische Tipps an und
kann von seinen Erfahrungen
lernen“,soSaskiaBrixius.Direkt
imAnschlussandieGesellenzeit
besuchte sie dieMeisterschule.
Nun möchte Saskia als erste
weiblicheBäckerin inderFami-
lie das urige Café weiterführen
undSeiteanSeitemitdemVater
arbeiten. Das Angebot für den
kleinen Hunger soll erweitert
werden, Frühstück und neue
Gebäcksorten sind geplant.
FrischgebackeneMeisterinSaskiaBrixius.
SaskiaBrixiusvor der Familienbäckerei imHerzenMonreals.
sagt er. Der 1905 vonBäckermeister Ferdinand Jost gegründete
und derzeit von seinemUrenkel Ferdinand Jost IV. geführteTra-
ditionsbetrieb bietet dazu besteVoraussetzungen.
ZurBäckerei, die sechs Filialen betreibt, fand er über den ihm
bekanntenBackstubenleiter. „Ich habe einenTag zur Probe ge-
arbeitet undwurde direkt eingestellt“, freut er sich. Knüller im
Backbetrieb ist der in derRegion einzigartige spanischeHolz-
ofen. Er ist Tag undNacht inBetrieb undwirdmit Buchenholz
befeuert. DieTeiglinge undBrotewerden auf die heißePlatte
gelegt. „DieKunden sind immerwieder vom außergewöhnlich
gutenGeschmack derHolzofenprodukte begeistert. GutesBrot
braucht viel Zeit, viel Liebe und vielHitze“, sagt er.
In den „Ferdinand JostGenerationen“ derBäckerei backtman
nach alter Tradition. Brotewerden vonHand abgewogen und
bearbeitet. In einemSteinofenwerden die „schweren“Brote und
dieButterzöpfe gebacken. In derOsterzeit ist dieBäckerei für
ihreOsterhasen ausHefeteig und dasOsterbrot „berühmt“. Auch
dieOsterkränze sind begehrt.
Florian Jakobs arbeitet in seinem „Traumberuf“. „Ich habe nach
demHauptschulabschlussmehrerePraktika gemacht und habe
mich für dieBackstube entschieden.“Bereut hat er dies bisher
nicht. „Ich bin jung und habe so viele beruflicheMöglichkeiten.
Vor allem ist derBäcker ein krisensichererBeruf. Essenmüssen
dieMenschen immer“, schmunzelt er.
FlorianJakobsamHolzofen.
Holzbäckerei Jost, Idar-Oberstein
Gegr. 1905 | 72Mitarbeiter | 6Filialen,Holzofenbäckerei |
Tel. 06781/ 22461 |
1...,5,6,7,8,9,10,11,12,13,14 16,17,18,19,20,21,22,23,24
Powered by FlippingBook