Handwerk Special Nr. 176 vom 25. Januar 2014 - page 9

Ofenbau: Mit Heizstätten Wohnräume gestalten
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Nr. 176
25. Januar 2014
Da knistert es . . .
Egon Wolf, der 64-jährige
Handwerker aus Meudt
im Westerwald, steht
nicht nur für schöne und
funktionelle Öfen. Wolf ist
auch ein Paradebeispiel
für Lebensentwürfe, die
„ankommen“.
Mit der richtigen Vorbereitung,
jahrzehntelangen Erfahrungen,
Fleiß und einem ausgefeilten
Konzept ist auch eine erfolg-
reiche Betriebsgründung in
Lebensjahrenmöglich,„indenen
andere bereits an die Rente den-
ken“. Da knistert und lodert es,
versprüht Wärme – persönlich
wie auch durch die Öfen, die er
zu Tausenden gebaut hat.
Jahrgang1949,Bauschlosservon
Beruf, nach der Lehre als ange-
stellter Fliesenleger gearbeitet,
aus gesundheitlichen Gründen
1980 in den Bereich Ofenbau
gewechseltundinverschiedenen
Unternehmen gearbeitet – sogar
als Abteilungsleiter. Soweit der
Telegrammstil. Etwas ausführ-
licher gestalten sich die Dinge
mit der Entscheidung, ein Un-
ternehmen zu gründen. Das war
1998. „Wer mit fast 50 Jahren
so etwas plant, kann nicht vom
Idealweg träumen“, weiß Wolf
mit Blick auf die Rahmenbedin-
Ofenbau Wolf: Verbindung aus Design, Heizleistung- und kosten
Wolf Kachelöfen, Meudt (Ww.)
Gegr. 1998 | 4 Mitarbeiter | Beratung, Planung und Bau von Öfen für Alt-
und Neubauten | Tel. 06435 / 96 66 69 |
Wenn Ralf Kreis seine Kunden
aufklärt, bringt er immer die
Erfahrung aus drei Generati-
onen mit. Er kommt aus einer
bekannten Ofenbauerfamilie.
SeinHandwerk erlernte er inden
späten 70er-Jahren im Betrieb
des Vaters. Aber trotz seines
reichen Erfahrungsschatzes er-
lebt selbst ein Meister manche
Enttäuschung. Der „Klassi-
ker“ war, dass „preisbewusste“
Kunden kostenfreie Beratung,
Voranschlag, und Vorentwürfe
gerne angenommen haben, den
Auftrag dann aber an einen Bil-
lig-Anbieter vergeben.
„Zeichnungen und Visualisie-
rungen gebe ich heute erst bei
Auftragsvergabe raus“, sagt
der Koblenzer, der aber darauf
hinweist, dass Interessenten
die Werke jederzeit einsehen
können. Die unverbindliche
Beratung am Einsatzort und
das Aufmaß gibt es weiterhin
gratis. Das hört sich selbstver-
ständlich an, ist es aber nicht.
Denn Erstberatung heißt auch,
Kunden von verhängnisvollen
Entscheidungen abzubringen.
„Oft gibt es völlig falsche Vor-
stellungen von der richtigen
Dimensionierung eines Ofens
oderKamins“, erklärt derHand-
werker, der auch gegen ein altes
Vorurteil ankämpft: Dass indi-
viduelle Lösungen teuer sind.
„Das muss nicht sein“, macht er
deutlich, zumal aus seiner Sicht
das direkte Beauftragen eines
Fachbetriebs Kunden vor bösen
Überraschungen bewahrt.
Wer einen Ofenbauer einschal-
tet, weiß, dass der Chef in der
Regel selbst kommt. Denn die
Betriebe sind meistens nicht
sehr groß. So ist es auch bei Ralf
Kreis, der übrigens schon an eine
mögliche Nachfolgeregelung
denkt. Seinen letzten Lehrling
Daniel Cremanns hat er in eine
Festanstellung übernommen.
In den kommenden Jahren will
er ihn auf die Betriebsleitung
vorbereiten.
gungen. Banken fordern ganz
andere Sicherheiten, als wenn
ein junger Handwerksmeister
dieSelbstständigkeit plant. „Der
eigene Kopf muss die Angst vor
demunternehmerischenMisser-
folg ausschalten und sich auf die
positive Denkweise fokussie-
ren.“ Einfach, so Wolf, war der
Weg in die Selbstständigkeit mit
49 nicht. Aber erfolgreich – wie
die weitere Geschichte beweist.
Heute ist das Unternehmen in
Meudt mit einer großen Werk-
halle, Präsentationsbereich und
eigener Fahrzeugflotte bestens
aufgestellt. Vier Mitarbeiter
bringen Feuer in jede Hütte –
salopp ausgedrückt. Dabei ist
Egon Wolf die Ruhe selbst. Er
schaut sich die Wohnsituation
seinerKundenan,berät,wasman
machen kann, und lässt durch
eineZeichnerinEntwurfsskizzen
anfertigen. Die sehen nicht nach
einer sterilen Computergrafik
aus, sondern wie ein Foto der
Kundenwohnung, in der auf
wundersame Weise bereits der
Ofen lodert.
Anschließend wird auf ausge-
druckten Schablonen im Un-
ternehmen handgefertigt. Die
Einsätze mit Brennkammer und
TechnikwerdenvonFachfirmen
geliefert, den Ofenkörper bauen
dieWolfs in allen Details selbst.
„DieKachelndafür kommen aus
einem benachbarten Betrieb.
Made in Westerwald ist uns
wichtig“, stellt Wolf heraus,
der in seinem Leben einige
Tausend Öfen gebaut hat. Das
sorgt für reichlich Erfahrung,
und der Handwerker baut seinen
Kunden nicht nur erstklassige
Heizstätten, die ein Blickfang
sind. Er kann ihnen auch vor-
rechnen, wie lange es dauert,
bis sich ein solcher Ofen mit
allen Betriebskosten gegenüber
einer Öl- oder Gasheizung
amortisiert. „Ein älteres Haus
mit zwei Erwachsenen und drei
Kindern und einem Heizölver-
brauch von 3.500 Liter pro Jahr
haben die Kosten für einen Ofen
mit Wasserdurchlauferhitzung,
Einbau und Anschluss an die
Heizung nach rund fünf Jahren
eingespielt.“ Dabei ist noch
nicht einmal berücksichtigt, dass
Öl oder Erdgas eher teurer als
billiger werden.
Auch die Abhängigkeit von Zu-
lieferern spielt für viele Kunden
eine Rolle, auf Öfen mit Holz-
feuerungumzustellen.Dabeigibt
es im Erscheinungsbild kaum
Grenzen: Gutes Design, ein
hoherWirkungsgradundWärme
für das ganze Haus schließen
sich schon lange nicht mehr
aus und können vom Fachmann
gut vorbereitet, in zwei bis drei
Tagen Zuhause einziehen.
Ofenbauer wie
Ralf Kreis orien-
tieren sich an den
Wünschen ihrer
Kunden, gestalte-
rischen und tech-
nischen Vorga-
ben, beraten, ent-
werfen und bauen
individuell. Das
reicht von traditi-
onell bis modern,
wobei kein Ofen
wie der andere ist
und sich perfekt
der baulichen Vor-
gabe anpasst.
Egon Wolf (links) erfüllt Ofenträu-
me. Dafür nimmt er den Ist-Zu-
stand in der Wohnung seiner
Kunden auf (Foto oben links),
lässt eine Zeichnerin Lösungs-
vorschläge entwerfen (Simulation
oben) und bereitet dann im eige-
nen Unternehmen den Ofen vor
(Foto links an der runden Sockel-
form des künftigen Ofens).
Foto: privat
Foto: privat
Foto: privat
Foto: privat
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