Handwerk Special Nr. 134 vom 4. November 2009 - page 11

Für die Interessen des Handwerks: Ursula Jachnik vorgestellt
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Nr. 134
4. November 2009
Offen, ehrlich, manchmal kantig …
„Was Frauen auch tun,
für halb so viel Ansehen
müssen sie es doppelt
so gut machen, wie Män-
ner. Glücklicherweise
ist das nicht schwer.“
Gerne zitiert Ursula Jachnik die
kanadische Frauenrechtlerin
Charlotte Whitton - und lebt es
selber vor. Dabei ist „doppelt
so gut machen“ eigentlich un-
tertrieben. Wo die Koblenzerin
auch auftaucht: Sie strahlt vor
Energie, lebt ihrePhilosophie als
Unternehmerfrau im Handwerk
aus, ackert aus Leidenschaft
für das Unternehmen und für
bundesweit rund 300.000 mitar-
beitende Unternehmerfrauen in
den Handwerksbetrieben ihrer
Männer. Offen, ehrlich, manch-
mal kantig und unbequem, aber
hundertprozentig auf das Ziel
fixiert - das ist Ursula Jachnik,
bis vor Kurzem Bundesvorsit-
zende der Unternehmerfrauen
im Handwerk. 1985 trat sie in
den Koblenzer Arbeitskreis
„Unternehmerfrauen im Hand-
werk“ ein - der Auftakt für ein
einzigartiges Engagement, das
ihr viel Achtung und Beachtung
brachte.
Die 67-Jährige hat einen bemer-
kenswerten Weg zurückgelegt.
1965 gründete Ehemann Lothar
Jachnik, Kfz-Mechanikermeis­
ter, das familiär geführte Auto-
haus inKoblenz. VonAnfang an
Im Portrait: Ursula Jachnik, Unternehmerfrau und engagierte Lobbyistin
Der Experten-Tipp
Wo man rot sieht, geht Wärme verloren
Der Winter kommt, die
Temperaturen sinken
und die Heizkosten
steigen – oftmals mehr
als sie müssten. Denn
in vielen Häusern wird
buchstäblich zum Fenster
hinaus geheizt. Grund
dafür ist in vielen Fällen
eine mangelhafte Iso-
lierung von Fenstern,
Außenwänden und Co.
I
nfos
werden mit einer Infrarotkamera gemacht – bei
Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ein idealer
Zeitpunkt ist der Januar. Die Aufnahme ist an
den Stellen rot und gelb, wo das Haus außen
warm ist – also Energie verloren geht. Wo keine
Wärme verloren geht, zeigt das Bild blau-grüne
Farben. Die Farbbilder decken so Wärmever-
luste an Fenstern und Türen auf, zeigen man-
gelhafte Wärmedämmung und Wärmebrücken.
Durch die Wärmeaufnahmen – auch Thermo-
grafie genannt – wird auf einen Blick klar,
welche Maßnahmen zuerst in Angriff genom-
men werden sollten, um möglichst viel Energie
zu sparen. „Thermografie ist deshalb auch
ein optimaler Anfang, um sein Haus für gute
Noten beim Energieausweis fit zu machen“,
so Katharina Gardyan, Pressereferentin der
Energieversorgung Mittelrhein GmbH (EVM).
Den Energieausweis brauchen Eigentümer,
wenn sie eine Wohnung vermieten oder ein
Gebäude verkaufen wollen. Dieser wird von
immer mehr Gebäudebesitzern nachgefragt.
Seit der gesetzlichen Einführung der Ener-
gieausweise im Juli 2008 haben allein bei
der EVM über 10.000 Eigentümer Energie-
ausweise für ihre Häuser ausstellen lassen.
Wer eine Thermografieaufnahme seines
Hauses durch die EVM machen lassen
möchte, kann sich unter der kostenlosen
Rufnummer 0800/ 386-5555 melden.
… zu Gebäude-Energieberatern des Handwerks auf S. 9 und beim HwK-Um-
weltzentrum, Tel.: 0261/ 398-655, Internet:
Thermografie: Rot-gelb
zeigt an, wo viel Wärme
verloren geht.
Grafik: EVM
Ob und wo das Haus
Energieschlupflöcher
hat, lässt sich ganz ein-
fach durch Wärmebilder
herausfinden. Diese
dabei: Ehefrau Ursula, die sich
u.a. um die Büroarbeit kümmert
und sogar in derWerkstatt durch
ihren Ehemann ausgebildet
wird. Doch sie stellt schnell
fest, wie wichtig die Weiterbil-
dung in der Buchhaltung ist, im
Management rund um alle be-
triebswirtschaftlichen Abläufe.
Anderen Frauen geht es ebenso
in den Handwerksbetrieben
ihrer Männer - die Geburtsstun-
de eines Zusammenschlusses.
1985 gründete die HwK Ko-
blenz den ersten Arbeitskreis
Unternehmerfrauen - und Ur-
sula Jachnik tritt sofort bei. Das
Motiv? „Wissensdurst. Ich hatte
immer Hunger auf Bildung und
habe mir Gedanken umdie Qua-
lifizierung gemacht.“ Doch die
regionalen Unternehmerfrauen
expandieren. Landesverbände
entstehen, schließlichwird 1988
derBundesverbandUFHgegrün-
det. Über eine Verflechtung mit
europäischen Organisationen
ist man längst auf der interna-
tionalen Bühne angekommen.
„Auf diesem Weg hat uns die
Handwerkskammer Koblenz
vorbildlich unterstützt“, lobt die
Unternehmerfrau.
2006 wird Ursula Jachnik zur
Vorsitzenden des Bundesver-
bandes der Unternehmerfrauen
gewählt. Doch das Gefühl, nun
irgendwo angekommen zu sein
- das gibt es bei ihr eigentlich gar
nicht. Immer denkt sieweiter, ist
nie wirklich zufrieden mit dem
Erreichten. Und wo sie auftritt,
hinterlässt dieKoblenzerinmar-
kanteSpuren.IhrEngagementist
bundesweit anerkannt und selbst
BundeskanzlerinAngelaMerkel
traf sich mit der Unternehmer-
frau. „Die Bundeskanzlerin hat
mich beeindruckt, denn sie hörte
aufmerksam zu, stellte Fragen,
HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag und Haupt-
geschäftsführer Alexander Baden überreichten
kürzlich in Straßburg dem Fraktionsvorsitzenden
der Volkspartei im Europäischen Parlament, Dr.
Werner Langen, MdEP, eine Politische Erklärung,
in der die Forderungen des Handwerks in Süd-
osteuropa an die Politik zusammengefasst sind.
Sie soll den Aufbau eines sich selbst tragenden
Mittelstandes in einem größer gewordenen Europa
unterstützen und damit die Stellung des Hand-
werks als Motor für Innovationen und Schaffer von
Arbeitsplätzen stärken.
aus denen deutlich hervorging,
dass sie mitdachte.“
Als Ziele für die mitarbeitenden
Unternehmerfrauen nennt sie
„einheitliche Bildungskon-
zepte, die auch anerkannte
Berufsabschlüsse einschließen,
ein über alle Handwerkskam-
mern eingeführtes Aus- und
Weiterbildungsprogramm für
Unternehmerfrauen sowie die
Erarbeitung einer Grundlage,
wie viele Frauen in Deutsch-
land an der Seite ihrer Männer
Unternehmen mitleiten und
wie sich dieses Kapital besser
organisieren und erschließen
lässt. Bundesweit haben wir
rund 900.000 Handwerksun-
ternehmen mit geschätzten
300.000 Unternehmerfrauen. In
14 Landesverbänden und 180
regionalen Arbeitskreisen sind
aber nur rund 10.000 Frauen
organisiert - zu wenig, um eine
gemeinsame,kräftigeStimmezu
erheben.“Sagtesundlässtweiter
das rhetorische Staccato erklin-
gen, das die klar geordneten
Gedanken einer Unternehmer-
frau recht passend zu ihrem
Gesamtauftritt verpackt, die seit
über 30 Jahren für die Kunden
des Autohauses da ist, aber auch
für die Verbandsarbeit.
Immer mit großem Engagement bei der Sache – ob beim Besuch bei Bundes-
kanzlerin Angela Merkel (r.) oder am Rednerpult wie beim Treffen mit dem Bal-
kanverband der Frauen im Handwerk in der Ahr-Akademie (l.): Ursula Jachnik.
Foto: Europäisches Parlament
Foto: Bundeskanzleramt
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