Handwerk Special Nr. 129 vom 29. April 2009 - page 3

Wege legen Betriebe ganz real auf der Straße zum Auftraggeber
zurück – auch nicht immer unter optimalen Voraussetzungen ...
Die Quantität und Qualität der Erreichbarkeit über die Straße ist ver-
besserungswürdig und -fähig. Es ist Aufgabe der Kommunen, eine leis-
tungsfähige Verkehrsinfrastruktur zu schaffen. Benötigt wird außerdem
ein leistungsfähigerer Öffentlicher Personennahverkehr. Nicht nur in den
Städten, sondern auch auf dem Land muss eine akzeptable Grundversor-
gung sichergestellt sein.
Das Handwerk hat also klare Vorstellungen – entschieden
wird die Wahl aber durch die Bürgerinnen und Bürger.
Richtig. Deshalb fordern wir alle Rheinland-Pfälzer auf, von ihremWahl-
recht Gebrauch zu machen. Wir haben es selber in der Hand, wie sich
unser Land politisch gestaltet. DieBürgermeister undBürgermeisterinnen
bitten wir, das Handwerk bestmöglich zu unterstützen.
Passivhaus-Traum
Heizkosten? Eine Stromrechnung?
„Die gibt es – mit einem Guthaben,
das uns überwiesen wird“, freuen
sich Petra Seidel und Uwe Diede-
richs-Seidel, Bauherren eines Pas-
sivhauses in Koblenz-Asterstein.
Auf dem Dach ihres Neubaus, bei dem
und in demökologische und ökonomische
Gesichtspunkte eine ganz wichtige Rolle
spielen, sorgen Solarmodule für einen
Energieüberschuss, der ins Stromnetz
eingespeist und vergütet wird. Im Gar-
tenboden ruht ein Wasserspeicher für
8.500LiterBrauchwasser.DankBauweise
und Dämmung des Hauses kann auf eine
Heizung ganz verzichtet werden. „Wird es
richtig knackig kalt, sorgt eine Wandhei-
zung für wohlige Temperaturen“, erklärt
das Ehepaar, Eltern von drei Kindern. Fast
autark schlägt einzig das Trinkwasser zu
Buche.
Wie die Idee für das Passivhaus entstand,
in dem die fünfköpfige Familie seit Som-
mer 2008 lebt? „Wir wollten ein Haus mit
Garten“, erklären die Eltern im Sinne der
Kinder. Hausbaupläne reiften. Ein wich-
tiges Augenmerk galt den Betriebskosten.
Dem setzte man die Idee eines Hauses
entgegen, das weder Strom noch Öl oder
Gas verbraucht.
„Wir haben unsere Ideen mit Handwer-
kern durchgesprochen, die uns erstklassig
beraten haben, uns viele wertvolle Tipps
gaben.“ Mit dem Neuwieder Holzbau-
unternehmen Blum fand man dann den
idealen Partner. „Der Architekt im Un-
ternehmen hat uns zugehört, unsere Ideen
als Herausforderung verstanden, die er
erstklassig umsetzte“, so die potenziellen
Bauherren, die dann innerhalb weniger
Wochen den Traum vom Passivhaus um-
setzten. „VomEntwurf bis zurAufstellung
des Holzständewerkes vergingen sieben
Wochen. Innerhalb eines Tages stand
unser Haus“, berichtet das Koblenzer
Zum Titel: Bauherren „begeistert von Handwerkern!“
T
ipp
Nachgefragt
„Handwerk wählen!“
Am 7. Juni 2009 finden in Rheinland-Pfalz die
Kommunalwahlen statt. Für das Handwerk An-
lass, Gemeinden, Städte und Landkreise im
Sinne einer verlässlichen und vorausschau-
enden Kommunalpolitik anzusprechen. Elf
konkrete Wünsche und Anregungen fassen
das Interesse des Handwerks in Rheinland-Pfalz
zusammen. Im Interview äußert sich HwK-Prä-
sident Karl-Heinz Scherhag zu den Erwartungen
des Handwerks an die Kommunalwahlen.
Herr Scherhag, das Handwerk im Land erzielt ei-
nen Umsatz von 29 Mrd. Euro, beschäftigt rund
350.000 Menschen. Eine starke Stimme, die
auch in der Kommunalpolitik gehört wird?
Das Handwerk und seine Interessen werden
grundsätzlich durch die Politik im Land wahr-
genommen. In vielen wichtigen Fragen arbeiten
Politik und Handwerk gut zusammen. Dabei leistet
das Handwerk auf vielfältige Weise seinen Beitrag. Das Handwerk ist ein starker
Wirtschaftsfaktor, neben Umsatz und Beschäftigung bildet es vorbildlich aus – mo-
mentan rund 28.000 Jugendliche. Handwerker engagieren sich persönlich in der
Politik. Und das, was wir als Wunsch und Anregung an die Politik weitergeben, ist
kein Griff nach den Sternen, sondern das sind unsere Verbesserungsvorschläge, die
sich aus der Praxis ergeben.
Was sind die wichtigsten Eckpunkte?
Ich nenne die regionale Verwurzelung. Handwerk ist vor Ort tätig. Mit seiner Bran-
chenvielfalt undGrößenstruktur ist es die widerstandsfähige Basis desMittelstandes.
Das Handwerk ist Teil des kommunalen und regionalen Lebens. Gerade in der aktu-
ellen Wirtschaftslage, geprägt von einer internationalen Krise und ausgelöst durch
Großkonzerne, sind solcheWertebesonderswichtig.Das solltebei derEinbindungdes
Handwerks und seiner Organisationen in Entscheidungs- und Planungsprozesse auf
kommunaler Ebene stärker berücksichtigtwerden. Außerdemerwartet dasHandwerk
als Geschäftspartner der Kommunen die strikte Anwendung der VOB.
Die Vereinfachung des Vergaberechtes ist Teil des Konjunkturpro-
gramms II, von dem ja gerade das Handwerk profitieren soll ...
Es darf aber nicht dazu führen, dass diese Veränderung zum Nachteil des regionalen
Handwerks ausgelegt und zementiert wird. In der Wirtschaftsbeziehung zwischen
kommunalen Auftraggebern und Handwerk fallen auch die Zahlungsmoral und der
UmfangvonGewährleistungsgarantien.Hier drängenwir auf eine schnelleZahlungs-
weise und die Reduzierun von Gewährleistungsgarantien auf das Notwendigste.
Alles andere verklei ert die Liquiditätsreserven der Handw rksbetriebe und erhöht
die Insolvenzgefahr. Mit Blick auf die stabilisierende Wirkung des Handwerks in
der aktuellen Wirtschafts age as falsche Signal. Außer m ist das Handwerk auch
Steuerzahler – also sollte ein esunder Betrie im Interesse d r Kommune sein. Bei
der Umsetzung des Konjunk urprogramms II rwartet das Handwerk eine zeitnahe
V rgabe a Untern hmen vor Ort. Der Sani ru gsstau in Kindergärte , Schulen und
anderen Infrastruktureinrichtungen muss chnell ufgelöst we den.
Stichworte sind auch Dorf- und Stadterneuerung oder
die Errichtung leistung fähig r Datennetze.
Wir setzen uns für eine verstärkte Unterstützung der Dorf- und Stadterneuerung ein.
Der Vorrang der Innen- vor de Außen ntwicklung, der auch imaktuellen Landesent-
wicklungspl n zum Tr gen kommt, ist un rlässlich für die n chhaltige Gesundung
unser kommunalenLebensräum . F dieErhöhung erLebens- undArbeitsqualität
im ländlichen Raum sind leistungsfähigere DSL-Daten etze eine wichtige Voraus-
setzung. Ohne sie haben Unternehmen eindeutig einen Wettbewerbsnachteil.
Stichwort Datennetze – dazu passt die Forderung nach kostensparenden
und modernen Kommunikationstechniken, sprich E-Government.
Diese Möglichkeiten werden durch die kommunalen Verwaltungen noch nicht voll
ausgenutzt. E-Government ist konsequent einzusetzen, auch für Angelegenheiten
der Wirtschaft. Das ist ein Beitrag zum Bürokratieabbau und auch der kurzen Wege
zwischen Verwaltung und Betrieb.
Das vollständige Interview mit HwK-Präsident Karl-Heinz
Scherhag zur Kommunalwahl unter
HwK-Präsident
Karl-Heinz Scherhag
Zufriedene Hausherren mit ihren Handwer-
kern: Petra Seidel mit Ehemann Uwe (vorne)
mit (v.r.) Thomas Zmelty (Viva Solar), Micha-
el Amstutz (Lüftung/Sanitär), Johann Funk
und Eduard Friesen (Holzbau Blum).
Handwerker und ihre zufriedenen Kunden / Kommunalwahl 2009
Nr. 129
29. April 2009
Ehepaar, das in vielen Bereichen selbst
Hand anlegte. „Auch hier haben uns die
Handwerker erstklassig beraten, viele
nützliche Tipps gegeben.“
So das Andernacher Unternehmen „Viva
Solar“, spezialisiert auf Herstellung und
Vertrieb von Sonnenkollektoren und
über Montage, Wartung und Reparatur
auch bei der HwK Koblenz eingetragen.
Im Fall der Familie Seidel wechselten
die handwerklichen Leistungen aber
mehrheitlich zu den Hausbauern. „Wir
haben die Fotovoltaikanlage geliefert
und bei der Montage beraten“, so Thomas
Zmelty, Viva Solar-Geschäftsführer. Nur
bei sicherheitsrelevanten Arbeiten und
der Endabnahme kamen die Spezialisten
zumZuge. EinModell, von dem jede Seite
profitierte.
Für die Planung und Installation der
Lüftungsanlage, die Sanitärinstallation
oder die Luft-Luft-Wärmepumpe griff
die Familie auf das Unternehmen von
Zentralheizungs- undLüftungsbauermeis­
ter Michael Amstutz zurück. Amstutz
ist quasi Nachbar, betreibt sein Unter-
nehmen auch in Asterstein. „Die Nähe
zum Handwerk war uns wichtig. Man
hat einen Ansprechpartner vor Ort. Das
macht den Hausbau wesentlich einfacher
und schont Nerven und Geldbeutel“,
empfehlen Seidels die Zusammenarbeit
mit dem regionalen Handwerk. Für den
Handwerkerwar dieArbeit amPassivhaus
ein besonderer Auftrag: „Technisch war
das sehr anspruchsvoll. Das gesamteHaus
ist computergesteuert. So lassen sich alle
energetischen Abläufe optimieren“, was
dazu führt, dass man in dem Koblenzer
Passivhaus nur rund40Prozent des errech-
neten Primärenergiebedarfs benötigt.
Das Gesamtkonzept wurde durch die
Energiesparkampagne des rheinland-
pfälzischen Umweltministeriums „Un-
ser Ener macht mit – Unsere beste
Energie ist gesparte
Energie” mit dem 2.
Platz ausgezeichnet.
Petra Seidel und Uwe
Diederichs-Seidel sind
sichtlich stolz auf diese
Auszeichnung. Die
Motivationaber, andas
besondere Hausbau-
projekt heranzugehen,
war die „Überzeugung,
ökologisch und öko-
nomisch das Richtige
zu tun“.
Inzwischen wohnt die
Familie fast ein Jahr
in ihrem Haus und
bekennt:„DerHausbau
hat uns Spaß gemacht
undvonunserenHand-
werkern sind wir noch
immer begeistert!“
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