Handwerk im Frühjahr vom 8. März 2008 - page 8

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Steven lernt in
zwei
Betrieben
Fliesenleger Gerd Durben und Thomas Reick bilden gemeinsam ihren ersten Lehrling aus
„Dafür, dass Steven erst im ersten
Lehrjahr ist, kann er schon eine ganze
Menge“, freuen sich Fliesenleger
Gerd Durben aus Neuwied und sein
Mülheim-Kärlicher Kollege Thomas
Reick. Die beiden selbstständigen
Handwerker bilden seit vergangenem
August erstmals einen Lehrling aus.
Die HwK Koblenz mit ihrer Initiative
„ProBeEins“ unterstützt sie dabei.
„Wir investieren viel Zeit in einen
jungen Menschen, bekommen dafür
aber auch sehr viel zurück“, sagt
Die HwK-Initiative „ProBeEins“:
Für mehr Ausbildung in zulassungsfreien Gewerken
„Wir suchen dringend Fachkräfte“,
sagtHelmut Schmidt,Obermeister der
Raumausstatter- und Sattler-Innung
Nahe-Hunsrück.Mittlerweilewerden
fast 90Prozent derRaumausstatterbe-
triebe inderRegionohneMeisterbrief
geführt. Die Ausbildungsbereitschaft
ist dadurch stark zurückgegangen.
Schmidt lobt in diesem Zusammen-
hang die neue Initiative der HwK
Koblenz „ProBeEins“, mit der die
Kammer dem befürchteten Fachkräf-
temangel entgegensteuern will. Um
die Zahl der Ausbildungsverhältnisse
indenzulassungsfreienundhandwerk-
sähnlichen Handwerken zu erhöhen,
stellt ProBeEins ausbildenden Betrie-
ben Zuschüsse in Aussicht.
Informationen zu ProBeEins bei der
Ausbildungsberatung der HwK Ko-
blenz, Telefon0261/ 398-332, Telefax
0261/398-989,aubira@hwk-koblenz.
de, Internet:
Steckbrief: Raumausstatt. Kreuz, Boppard
Gegr. 1983, Meisterbetrieb
|
4 Mitarbeiter
|
Dekoration, Polsterarbeiten, In-
nenraumgestaltung
|
Tel.: 06742/ 4791
|
Meisterkurse für
Fliesenleger
Schwarz-Weiß
voll im Trend
Raumausstatterbetrieb Kreuz: Kompetente Beratung und Hilfe bei allen Einrichtungsfragen
„Der mediterrane Stil wird von den
Kunden gegenwärtig weniger nachge-
fragt. Schwarz-Weiß, sowie Rot- und
Grüntöne sind Farben, die bei der
Raumgestaltung im Kommen sind“,
weiß Raumausstattermeister Michael
Kreuz aus Boppard. Seit 25 Jah-
ren führt der 52-Jährige
seinen Betrieb.
„Die Leute
wollenwieder
mehr Stoff
im Raum.
Die puristische
Gestaltung wird
verlassen, was uns
Raumausstattern zu-
gute kommt“, freut er
sich. Mit vier Mitarbei-
tern, darunter einLehrling,
kleidet er die Wohnräume
seiner überwiegend privaten
Kunden ein.
„Wir sehen uns als klassischer
Zweitausstatter. Die Leute ab Mitte
40 richten sich noch einmal kom-
plett neu ein. Sie legen dabei großen
Wert auf Qualitätsarbeit und schad-
stoffarme Stoffe. Betrachtet man
die vielfältigen Möglichkeiten der
heutigen Raumgestaltung, das fast
grenzenlose Angebot an Materialien
und Farben, versteht man, dass es
gerade im Raumausstatterhandwerk
aufBeratung ankommt. Hier ist unser
Handwerk gefragt“, ist Kreuz über-
Die nächstenHwK-Meistervorberei-
tungskurse für Fliesen-, Platten- und
Mosaikleger beginnen am 25. Okto-
ber (Teilzeit) und am 1. Dezember
(Vollzeit) in Koblenz.
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-415, Fax: -990, E-
Mail:
Zwei Ausbilder, ein Lehrling: Die Fliesenleger Gerd Durben (hinten links)
und Thomas Reick (rechts) bringen Steven Fischer ihr Handwerk bei.
Durben, der sich auf das „Abenteuer
Ausbildung“ nach intensiven Ge-
sprächen mit Ausbildungsberatern
der HwK Koblenz eingelassen hat.
Diese hatten den beiden Unter-
nehmern die neue HwK-Initiative
„ProBeEins“ vorgestellt, die zu
mehr Ausbildungsverhältnissen in
zulassungsfreien Handwerken und
handwerksähnlichen Berufen führen
soll.„ProBeEinsrichtetsichvorallem
an kleine und mittlere Unternehmen,
die bisher wenig oder nicht ausgebil-
det haben und an Existenzgründer“,
erklärt HwK-Hauptgeschäftsführer
Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert.
Annähernd40neueLehrstellenkonn-
ten Ausbildungsberater im Rahmen
der Initiative, die vom Bundesminis­
terium für Bildung und Forschung,
demBundesinstitutfürBerufsbildung
und aus dem Europäischen Sozial-
fonds der EU gefördert wird, bereits
akquirieren.
Ein Ausbildungsmodell innerhalb
der Initiative, das gerade für kleinere
Betriebe sehr attraktiv ist, ist das der
Verbundausbildung. SiebietetUnter-
nehmern, die einen jungenMenschen
nicht alleine ausbilden können oder
möchten, die Möglichkeit, sich zu
diesem Zweck mit anderen Betrie-
ben zusammenzuschließen. Auch
Fliesenlegerlehrling Steven Fischer
lernt seinen Beruf „imVerbund“. An
einigen Tagen ist Thomas Reick für
ihn zuständig, an anderen hat Gerd
Durben den 19-Jährigen unter seinen
Fittichen.
Meisterkurs nützt Lehrlingen
Im zulassungsfreien Fliesenleger-
handwerk haben sich Durben und
Reick vor drei bzw. vier Jahren ohne
Meisterbrief selbstständig gemacht.
Wie man richtig ausbildet, haben sie
deshalb nicht imMeisterkurs gelernt.
„Wenn Fragen oder Schwierigkeiten
in Sachen Lehre auftauchen, bekom-
men wir viel Unterstützung von der
HwK Koblenz“, betonen sie. Um
künftig jedoch noch qualifizierter
ausbilden zu können, wollen sie von
OktoberangemeinsamdieSchulbank
drücken.„WirwollenunserenMeister
machen, um fachlich noch breiter
aufgestellt zu sein“, verrät Durben.
AuchvondenpädagogischenInhalten
der Meisterausbildung, die die Kurs-
teilnehmer fit für dieAusbildung von
Lehrlingen machen, versprechen sie
sich einiges. „Wenn Stevens Lehre
erfolgreich beendet ist, wollen wir
auf jeden Fall einen neuen Lehrling
einstellen“, so die beiden Fliesenle-
ger. Und der profitiert dann ebenfalls
vom Ausbildungs-Know-how seiner
beiden Lehrmeister.
zeugt. „Man muss sich viel Zeit neh-
men und zuhören können. Wenn der
Kunde eine Deko bestellt, schaue ich
mir, wenn möglich, erst die
Einrichtung
an und lasse den Raum auf mich wir-
ken. Dann spielen wir mit den Ideen.
Manche wollen eine anspruchsvolle
Deko, andere die Polstermöbel
aufgearbeitet oder restauriert
haben, wieder andere die kom-
pletteRaumgestaltung“, betont
der Raumausstattermeister.
Er erzählt, dass er von
Anfang andie komplette
Leistungspalette des
Raumausstatterhand-
werks angeboten hat.
„Früher habe ich näch-
telang durchgepolstert,
weil ich große Aufträ-
ge angenommen habe,
obwohl ich allein war.
Manchmal bin ich auf
dem Bügeltisch einge-
schlafen“, erinnert
er sich.
Die Vielseitig-
keit hat er bei-
behalten. Er ist
stolz auf die eige-
ne Polsterei, in der
sein Sohn Tobias,
ebenfalls gelernter
Raumausstatter, der
„Chef“ ist. Gardinen-
wäsche, Wandbespan-
nung,Sonnenschutzanlagen,
MarkisenundJalousettenge-
hören ebenso zum Angebot
derRaumausstattungKreuz.
„WerStilempfinden,Einfüh-
lungsvermögen und kunst-
handwerkliches Geschick
hat, findet in unserem Beruf
einbreitesBetätigungsfeld“,
erklärt er.
Bringt längst nicht nur Sitzmöbel wieder in
Schuss: Tobias Kreuz leitet die Polsterei.
In einem historischen
Wohnhaus in Boppard ist
der Raumausstatterbetrieb
Kreuz untergebracht.
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