Handwerk im Frühjahr vom 8. März 2008 - page 3

3
Osterhasen
von Meisterhand
Konditormeister Jens Gassen fertigt bis zu 65 Zentimeter hohe Riesen-Langohren an
Die Größten sind stolze 65 Zen-
timeter hoch, bringen bis zu drei
Kilo auf die Waage und bescheren
Schokoladenfans ein wochenlanges
Naschvergnügen. Ein weiterer
Trumpf von Konditormeister Jens
Gassens Riesenosterhasen: Beim
Ostereiersuchen im heimischen
Garten haben selbst Kinder ohne
ausgeprägte Spürnase sie ziemlich
schnell aus ihrem Versteck gezogen
- jedenfalls flotter als ein Marzipanei.
„Unsere großen Hasen sind natürlich
auch für den Verkauf bestimmt, aber
hauptsächlich dienen sie zu Dekora-
tionszwecken und als Blickfang vor
Ostern“,erklärtJensGassen.Werdie-
ser Tage einen der drei Gassenschen
„Schokoladenstützpunkte“ betritt,
wiederMeisterseineGeschäfteinden
Koblenzer Stadtteilen Arzheim, Nie-
derberg und Immendorf nennt, dem
springen die braunen Giganten und
ihrekleinerenGeschwistertatsächlich
sofort ins Auge. Insgesamt rund 800
Hasen in vielen Größen und Formen,
so schätzt der Bäcker und Konditor,
werden er und seine Mitarbeiter bis
zum Fest hergestellt haben.
Von vielen Kindern getestet
DiefürdieHasen-Produktionverwen-
dete Kuvertüre ist übrigens unlängst
von jungen Schokoladenliebhabern
getestet und für lecker befundenwor-
den. „Wir haben mehr als 50 Kinder
zu uns in die Backstube eingeladen
undsieübereinDutzendverschiedene
„Ich bin stolz, Konditorin zu sein“
Anna Maren Totten verwöhnt Naschkatzen
„‚Was, du möchtest Konditorin wer-
den und nicht studieren?’, wurde ich
nach dem Abitur von Freunden immer
wieder ungläubig gefragt“, erzählt
Anna Maren Totten aus Tönisvorst bei
Mönchengladbach. „Offenbar wurde
nicht verstanden, dass Konditorin mein
absoluter Traumberuf ist. Schon als
Kind habe ich beim Backen geholfen
und meiner Fantasie freien Lauf gelas-
sen“, schwärmt sie. „Ich habe es nie so
gesehen, dass ich einen Beruf erlerne,
den man auch mit Hauptschulabschluss
packen kann. Wichtig sind doch innere
EinstellungundEngagementfürdas,was
man macht. Der Schulabschluss ist oft
zweitrangig und kein Garant für Lehre
und Beruf.“
Kreativität zum Genießen
Im Seehotel Maria Laach hat Anna
Maren Totten jetzt auch ihren Traum-
arbeitsplatz gefunden. „Dafür nehme
ich die zwei Stunden An- und Abfahrt
gern in Kauf“, erzählt die 24-Jährige.
Die junge Meisterin ist die Chefin in
der Konditorei des Vier-Sterne-Hotels
am Laacher See. Im Team mit Geselle
Robert Carls, Lehrling Rafaela und
PraktikantinKatarina zaubert sie täglich
andie zehnunterschiedlicheTorten, ver-
schiedene Kuchen, fünf Sorten Gebäck
und zahlreiche Pralinenspezialitäten.
Mit Mousse au Chocolat, Topfensouf-
flé, Limonen-Mango-Tarte mit süßem
Pesto oder warmen Apfelküchlein mit
Vanilleschaum verwöhnt sie Genießer
am Dessertbuffet. Und wenn ein Gast
des Seehotels die Abteikirche Maria
Laach in Kuvertüre mit nach Hause
nehmen möchte, erfüllt sie ihm diesen
Wunsch gern. „Das bedarf sehr viel
Liebe zum Detail. Jedes Element wird
einzeln hergestellt und muss dann zum
Ganzen zusammengefügt werden. Da
zählt nur die Freude, etwas so Schönes
zaubern zu können, das man mit Auge
und Gaumen genießen kann“, hebt die
junge Handwerksmeisterin hervor.
Weiterbildung steht obenan
Weiterbildung hat im Seehotel einen
hohen Stellenwert. Regelmäßig werden
interne Seminare angeboten. Marzipan-
herstellung steht dabei ebenso auf dem
PlanwiebeispielsweiseWarenwirtschaft
undInventur.RobertCarlserwarbbeider
Handwerkskammer Koblenz den AdA-
Schein (Ausbildung der Ausbilder) und
ist damit ausbildungsberechtigt.
Im Sommer beginnt der 28-Jährige mit
dem fachtheoretischen und fachprak-
tischenTeilderMeisterprüfung.Lehrling
RafaelaLaux, die bereitsBäckergesellin
ist und imSommer ihreKonditorenlehre
beendet, besucht imAnschluss ebenfalls
die Meisterschule. Katarina Hülsing
ist Abiturientin und macht derzeit ein
Praktikum. Im Sommer wird sie ihre
Lehre in der Konditorei beginnen. Auch
sie profitiert bereits vor der Lehre von
denWeiterbildungsschulungen. „Als ich
die Geschichte von Anna Maren Totten
hörte, musste ich lachen. ‚Abitur und
Lehre, wie geht das zusammen?’, diese
Frage wurde mir auch immer wieder
gestellt“, erzählt sie.
Lehrlinge beweisen ihr Können
Zweimal im Jahr zeigen die Lehrlinge
und Fachkräfte von morgen, was sie
können. Dahinter verbirgt sich ein
Wochenendangebot für Gäste, das aus-
schließlich von Lehrlingen geplant und
gestaltet wird sowie die jedes Jahr im
Sommer stattfindendeBankettveranstal-
tung zur feierlichenVerabschiedung der
Prüflinge.„ZudiesemEreignisbegrüßen
wir auch herzlich die Eltern unserer
Auszubildenden“, erklärt Birgit Müller-
Leersch, Leiterin des Personalbüros.
Steckbrief: Bäckerei Gassen, Koblenz
Gegr. 1902
|
24 Mitarbeiter (4 Meister, 2 Lehrlinge)
|
3 Geschäfte
|
Back-
waren, Konditorei
|
Tel.: 0261/ 76907
|
Meisterkurse
Bäcker, Konditor
Seit
1637
Brot vom
Scholl
Traditionsreicher Familienbetrieb im Taunusort Miehlen backt bereits in der 13. Generation
Es duftet nach frisch gebackenem
Brot. Landwirt und Bäcker Peter
Scholl aus Miehlen (Taunus) ist mit
dem Handwagen gekommen und
verkauft es auf dem Wochenmarkt
in Katzenelnbogen. „Das Brot ist
sehr schmackhaft und findet viele
Käufer.“ So steht es im Kirchen-
buch der evangelischen Gemeinde.
Aufgeschrieben im Jahr 1637.
Heute wird im Familienbetrieb
Scholl in Miehlen immer
noch Brot gebacken und
das inder inzwischen13.
Generation. Nebenbei
wurde immer Land-
wirtschaft betrieben.
Erst seit 1971 ist die
Bäckerei alleiniger
Broterwerb. Die
handwerklichen
Kenntnisse und die
christlich geprägte
Lebensart wurden vom Va-
ter auf den Sohn übertragen.
„Wir sind sehr gläubig, haben
immer redlich unsere Arbeit
getan und alte Tugenden wie Ehr-
lichkeit, Beharrlichkeit und Beschei-
denheit gelebt“, so Bäckermeister
Friedhelm Scholl. Ge-
meinsam mit sei-
Impressum
Idee und Verantwortung: Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert
Die nächstenHwK-Meistervorberei-
tungskursefürBäckerundKonditoren
beginnen am 12. Januar 2009 in
Koblenz (Teilzeit).
Infos und Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie, Tel.:
0261/ 398-415, Fax: -990, E-
Mail:
Redaktion: Jörg Diester, Markus Gaida, Beate Holewa,
Rouven Wangelin; Layout: Jörg Diester, Markus Gaida,
Andrea Petry, Rouven Wangelin; Mitarbeit an dieser Ausgabe: Anne Bach,
Yvonne Neiser, Katja Vogt, Danielle Schmid; Fotos: Piel media, Fotostudio
Baumann, HwK Koblenz, fotolia.com;
Herausgeber: Handwerkskammer Koblenz, Friedrich-Ebert-Ring 33, 56063
Koblenz, Tel.: 0261/ 398-0, Fax: -398, E-Mail:
ternet:
Verbindung mit dem Mittelrhein-Verlag Koblenz
Anzeigen: MRV-Anzeigen, August-Horch-Str. 28, 56070 Koblenz,
Christoph Lind (verantwortlich), Tel.: 0261/ 892-470
Technische Herstellung: rz-Druck GmbH, August-Horch-Str. 28, 56070
Koblenz
Osterhasen“, erzählt Verkaufsleite-
rin Yvonne Gautier, Jens Gassens
Lebensgefährtin.
Lea, Kim, Marlin und Maija, vier
zwischen acht und zehn Jahre alte
Mädchen, die Jens Gassen in der
Backstube beim „Hasenmachen“
zuschauen dürfen, sind jedenfalls
der Meinung, dass sich Kinder die
köstlichenLangohren auf keinenFall
entgehen lassen sollten. Von „sehr
gut“ bis zu „superlecker“ reichen ihre
Wertungen. Unddas, obwohl die ver-
arbeiteteKuvertürenurwenigZucker,
dafür umso mehr Kakao enthält.
Was es „bei Gassens“ in der Oster-
zeit sonst noch alles gibt? Da wären
etwa die erstklassigen Marzipan-
oder Knusperflockenhasen. Oder
die exzellenten Trüffeleier und das
himmlische Osterkonfekt. Alles gute
Gründe, um den rechtsrheinischen
„Schokoladenstützpunkten“ des
mehr als 100 Jahre alten Familienbe-
triebes einen vorösterlichen Besuch
abzustatten.
Steckbrief: Bäckerei Scholl, Miehlen/Ts.
Gegr. 1637, Meisterbetrieb
|
42 Mitarbeiter (1 Lehrling)
|
1 Hauptgeschäft,
3 Filialen
|
Backwaren, Brotspezialitäten, Kuchen
|
Tel.: 06772/ 5095
nem Sohn Markus ist der 61-Jährige
Chef im Betrieb. 42 Mitarbeiter,
darunter 1 Lehrling, bilden das Team
in der Produktion und im Verkauf in
vier Filialen.
„Zuverlässigkeit,
Komp e t e n z ,
Pünktlichkeit
und eine gerechte
P r e i s g e -
staltung“, nennt der Bäckermeister
als weitere Kriterien für die „Lang-
lebigkeit“ seines mittelständischen
Betriebes. „Der Chef muss immer
Vorbild für die Mitarbeiter sein. Und
die Chemie in der Backstube und im
Verkauf muss stimmen“, betont er.
„Die Zeiten sind allerdings härter
geworden.Weitergebenkannich
meine Devise ‚Wer
erfolgreich
sein und
bleiben
w i l l ,
m u s s
sich regen, muss Ideen haben und
umsetzen, Neues kreieren, im Ge-
sprächbleiben.’UnddieFamiliemuss
mitziehen“, fügt er hinzu.
20 verschiedene Brotsorten, 15
unterschiedliche Brötchenarten und
verschiedene Blechkuchen und
Teilchen werden täglich in Miehlen
gebackenundinSinghofen,Dachsen-
hausen, Holzhausen und Nastätten
verkauft.DreiVerkaufswagen
bringen das Brot der Bä-
ckerei Scholl und die
anderen Backwaren in
die kleineren Dörfer
in der Umgebung.
„Wir backen mit
Natursauerteig aus
eigener Herstel-
lungundverwenden
keine Konservie-
rungsstoffe“, sagt der
Bäckermeister.
Gesund leben vom Bäcker
Allergiker bekommen Dinkelmehl-
brote oder Brote ohne Weizenmehl
oder ohne Hefe. Für die Biovollwert-
brote aus Weizen oder Roggen wird
das Mehl erst kurz vor der Teigzube-
reitunginderMühlegemahlen.Scholl
und seine Mitarbeiter verwenden
ausschließlich Mehle mit hohen
Typenzahlen. „Sie sind aufgrund der
hohen Anteile an Ballaststoffen und
Vitaminen nachweisbar gesünder als
das handelsübliche Mehl.“
Spezialität der Bäckerei Scholl
zum Osterfest ist ein Osterbrot aus
Quarkteig mit Früchten. Osternester
und Osterhasen aus Hefequarkteig
oder Sandteig gehören ebenso zum
Osterangebot. 80 Osterbrote und 30
Osterhasen gehen täglich über die
Ladentheke.
Ach du dickes Ei! Stolze drei Kilogramm wiegt der von Hand gefertigte Rie-
senosterhase, den Verkaufsleiterin Yvonne Gautier präsentiert.
Bäcker und Konditormeister Jens Gassen sorgt für Osterhasen-Nachschub.
Schokoladen- und Kuvertüresorten
probieren lassen. Der Favorit der
Kinder steckt seitdem in unseren
Bäckermeister Friedhelm Scholl (l.) verkörpert
die zwölfte, sein Sohn Markus die 13. Generation
Schollscher Bäcker im Taunusort Miehlen.
Meisterin Anna Maren Totten (2. von rechts) leitet die Konditorei des Seehotels am Laacher See. Tatkräftige Unterstüt-
zung erhält sie von Geselle Robert Carls, Lehrling Rafaela Laux (rechts) und Praktikantin Katarina Hülsing.
Wer über die Osterfeiertage seine
Liebsten mal wieder mit einem
leckerenKuchen verwöhnenwill,
dem empfielt das Konditoren-
Team vom Seehotel am Laacher
See einen Frühjahrs-Klassiker:
Osterlamm.
Und so geht’s: Man gebe 120
Gramm Butter, 20 Gramm Wei-
zenpuder, 120 Gramm Zucker,
eine Prise Salz sowie die abgerie-
bene Schale einer Zitrone in eine
SchüsselundrühredieMassedarin
leicht schaumig. Anschließend
gebe man zwei Eier hinzu und
verrühre diese ebenfalls.
Danach siebe man 140 Gramm
Mehl und vermische dieses mit
einem halben Teelöffel Back-
pulver, bevor man das Mehl und
das Pulver unter die Buttermasse
rührt.
Die Backform für das Osterlamm
mit Margarine einfetten und mit
etwas Mehl bestäuben. Nun fülle
man die Masse in die Form und
backe sie im vorgeheizten Ofen
etwa 45 Minuten bei 180 Grad
Celsius.
Guten Appetit!
Süßes Osterlamm
Steckbrief: Konditorei Seehotel, M. Laach
Gegr. 1954
|
4 Mitarbeiter (1 Meister, 1 Lehrling)
|
Torten, Gebäck, Pralinen,
Außer-Haus-Verkauf
|
Tel.: 02652/ 584-0
|
Ostereier
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12
Powered by FlippingBook