Handwerk Special Nr. 117 vom 2. Juni 2007 - page 9

Individuelle Wohnraumgestaltung durch das Tischlerhandwerk
Nr. 117
2. Juni 2007
Roentgen-Preis
Die Stadt Neuwied zählt Abraham (1711-1793) und David
(1743-1807) Roentgen zu ihren berühmten Söhnen und hält
die Erinnerung an ihr Erbe lebendig. Vater und Sohn gehörten
in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Herrnhuter Brü-
dergemeine in der Deichstadt an und setzten als Kunsttischler
und Kabinettmacher Akzente, die bis heute nachwirken.
Mit dem „Abraham und David Roentgen Preis“ erinnern der För-
derkreis der Abraham und David Roentgen Stiftung – ihm gehört
die HwK Koblenz an – und die Stadt Neuwied einerseits an deren
handwerkliches, gestalterisches und unternehmerisches Potenzial.
Entsprechend ihrer außergewöhnlichengeschichtlichenBedeutung
fördernundhonorierensieandererseitsLeistungen,diezeitnaheFor-
menund zukunftsweisende neue Ideen erkennen lassen sowiemate-
rial- und funk-
tionsgerecht
k o n s t r u i e r t
und ausgeführt
sind. Auch die
Vertriebsideen
als wesentliche
Grundlage für
den wirtschaft-
lichen Erfolg
einesProduktes
sollen erkenn-
bar sein.
Der Preis, der
imJahrdes200.
Todestagesvon
David Roent-
gen verliehen
wird,istmit10.000EurodotiertundkannaneinePerson,eineGruppe
oder ein Unternehmen vergeben werden. Die Verleihung erfolgt
durch den Förderkreis der Abraham und David Roentgen Stiftung,
den Oberbürgermeister der Stadt Neuwied und das Fürstenhaus zu
Wied. Eine Auswahl der Arbeiten wird in einer Ausstellung und in
einer Publikation der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Ausschreibung richtet sich an die Bereiche Handwerk, Gestal-
tungundDesign insbesondere imHolzgewerbe;Voraussetzung sind
einMeisterbrief, Staatsexamen oder Diplom. Die Ausschreibungs-
unterlagen stehen im Internet unter
r
Verfügung oder können beim Förderkreis der Abraham und David
Roentgen Stiftung e.V., c/o Stadtverwaltung Neuwied, Engerser
Landstr. 17, 56564 Neuwied, angefordert werden.
Informationen auch im HwK-Kompetenzzentrum für Gestal-
tung, Fertigung und Kommunikation, Tel.: 0261/ 398-585, Fax:
-986,
Gestaltung: Material, Form & Funktion
Ausstellung
24.6.: Tischlermeisterstücke
Am 24. Juni prä-
sentieren von
11 bis 17 Uhr 15
Tischler in der
Mensa des HwK-
Bauzentrums ihre
Meisterstücke.
Zu sehen sind u. a. eine Lounge Ecke mit
Liege und integriertem Korpusmöbel,
ein Doppelbett in Ahorn und Nussbaum,
dessen Nachtische durch einen Elektro-
motor bewegt werden können sowie ein
Barschrank mit 3-seitig asymmetrischer
Frontaufteilung in Zebrano und Wenge.
I
nfos
Es ist zu einer guten Tradition geworden, dass die Tischler, die
bei der HwK Koblenz einen Vollzeitfachkurs absolviert haben,
ihre Meisterstücke der Öffentlichkeit präsentieren.
... im HwK-Bauzentrum, Tel.: 0261/ 398-
602, E-Mail:
Meisterkurs
Tischler
Info-Tel.: 0261/ 398-415
Die nächsten Meisterkurse
für Tischler beginnen am
31. Januar 2008 in Vollzeit
und am 7. Dezember 2007
in Teilzeit. Beide Kurse
werden in Koblenz und
Rheinbrohl angeboten.
Infos & Anmeldung bei der
HwK-Meisterakademie:
E-Mail:
Ideen beim Sonnenbaden
„Ich bin 25 Jahre, Tisch-
lermeister, seit Sommer
letzten Jahres selbst-
ständig und bilde aus“,
antwortet Roger Nengel
aus Lahnstein selbst-
bewusst auf die Frage,
was ihn auszeichnet.
Der junge Tischlermeister er-
zählt, dass er sichmit der Selbst-
ständigkeit einen beruflichen
Traum erfüllt hat. Er sagt auch,
dass er in seinemLehrling seinen
zukünftigen Gesellen sieht. „In
drei Jahrenhabe ich einenMitar-
beiter, derweiß, wasmirwichtig
ist und der sich mit dem Betrieb
identifiziert“, ist er sicher.
Existenzgründer: Gestaltung und unternehmerisches Denken
Schon früh hat Roger Nengel
„Holz geleckt“. Sein Vater
Günter Nengel, Berufsschulleh-
rer für Holzbearbeitung und 16
Jahre im Meisterprüfungsaus-
schuss derHwKKoblenz für das
Tischlerhandwerk aktiv, nahm
ihn samstags hin und wieder ins
Bauzentrumder Kammer zu den
Tischlermeisterkursen mit. „Ich
habe denMeistern in spe einfach
über die Schulter geschaut und
gewusst: Das wird mein Beruf“,
betont der junge Mann.
Er ist überzeugt, dass gute Ideen,
Vielseitigkeit und unterneh-
merisches Denken in seinem
Handwerk das A und O sind.
„Der Kunde muss die Profes-
sionalität spüren und sehen.
Nicht nur das Produkt muss
stimmen. Auftreten, Kleidung
und die Ordnung beim Kunden
gehören dazu. Wenn wir eine
Wohnung verlassen, soll sich
Frischen Wind möchte Roger
Nengel in die Wohnungen von
Privatkunden bringen. „Der
Tischler hat so viele Möglich-
keiten und Speziallösungen, die
keinMöbelhaus bietet“, weiß er.
Eine Freihandzeichnung steht
bei ihm obenan, dann erfolgt
die Darstellung am PC. „Der
Kunde sieht vorher, was er be-
kommt, kann die Veränderung
seiner Wohnlandschaft mit mir
gemeinsam entwickeln.“
Seine berufliche Zukunft sieht
Nengel sehr positiv. Er weiß
aber auch, dass er keinen Acht-
Stunden-Tag hat und auch die
Arbeit am Wochenende für ihn
keine Ausnahme ist. „Selbst-
ständigkeit erfordert großes
Engagement und die Familie
muss mitziehen“, betont er. Für
ihn bedeutet sie auch Selbstver-
wirklichung und allein deshalb
hat er seinen Schritt noch keinen
Augenblick bereut. Am 10. Juni
lädt er ab 10Uhr alle Interessier-
ten herzlich zum Sommerfest in
die Werkstatt ein.
Steckbrief: Tischlerei Roger Nengel, Lahnstein
Gegr. 2006 | 1 Lehrling | Möbel, Innenausbau, Fenster, Tore,
Schallschutz | Tel.: 02621/ 9219297 |
der Auftraggeber nur freuen und
keine Aufräumarbeiten haben“,
so Nengel. „Entwürfe für Möbel
fallenmir oft inungewöhnlichen
Situationenein“,erzählter.Soist
ihm die Idee für den Bau einer
Bibliothek aus Kirschbaum, bei
derzweiDachschrägenintegriert
werden mussten, beim Sonnen-
baden gekommen.
Das Motto des jungen Existenz-
gründers „Alles rund ums Holz“
verrätdiebreiteAngebotspalette.
Neben dem Möbelbau zählen
auch Treppenbau, Fenster,
Türen, Rollläden und Carports
dazu. Für das Altenheim Mari-
enburg in Kamp-Bornhofen und
eine Industriefirma in Lahnstein
ist der junge Mann sozusagen
der „Haus- und Hoftischler“.
„Ich bin immer zur Stelle, wenn
ich gebraucht werde und agiere
sehr kurzfristig“, begründet er
die Kundenbindung.
Tischler-
meister
Roger
Nengel
nutzt
CNC-ge-
steuerte
Maschi-
nen bei
der Her-
stellung
von Ein-
bauwän-
den.
Die Arbeiten von Abraham und Da-
vid Roentgen faszinieren bis heute
durch ihre Gestaltung und hand-
werkliche Verarbeitung.
1,2,3,4,5,6,7,8 10-11,12,13,14,15,16,17,18,19,...20
Powered by FlippingBook