Handwerk Special Nr. 117 vom 2. Juni 2007 - page 14

HwK Koblenz fördert das Handwerk in Südosteuropa
Nr. 117
2. Juni 2007
Vorbild HwK
Was genau Handwerk ist und wodurch es sich von Indus-
trie und Handel unterscheidet, war in Rumänien lange Zeit
unklar. Doch jetzt ist das neue EU-Mitglied kurz davor, eine
Handwerksordnung nach deutschem Vorbild zu verabschie-
den. Die HwK Koblenz hat maßgeblichen Anteil daran.
Rumänien führt Handwerksordnung ein
Die Ost-West GmbH und das Mittelstandsbüro Balkan in Sofia
Zahlreiche Partner-
schaftsprojekte mit Hand-
werks- und Mittelstands­
organisationen in Süd-
osteuropa führt die Hand-
werkskammer Koblenz
mit ihrer Ost-West GmbH
durch. Zentrale Anlauf-
stelle für viele Partner ist
dabei das Mittelstands-
büro Balkan in Sofia.
Mazedonien, Rumänien, Bul-
garien, Montenegro – das
sind nur einige der Länder, in
denen sich die HwK Koblenz
mit ihrer Ost-West GmbH
engagiert. Alle Projekte, die
die Kammer in Südosteuropa
realisiert, dienen der Stärkung
der handwerklichen Selbstver-
waltung und der Verbesserung
der Rahmenbedingungen für
die mittelständische Wirtschaft.
Weitere Ziele sind die Verbes-
serung der beruflichen Bildung
und die Heranführung kleiner
und mittlerer Unternehmen an
die lokalen und internationalen
Märkte. Gefördert werden die
Auslandsprojekte derHwKvom
Bundesministerium für wirt-
schaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung über die SE-
QUAgGmbH.AlsAnlaufstelle
für ausländische Partner, aber
auch für deutsche Betriebe,
die sich in den aufstrebenden
Balkanstaaten wirtschaftlich
betätigen wollen, wurde unter
Federführung der HwK 2001
in Sofia das Mittestandsbüro
Balkan gegründet.
Infos:
Ost-West GmbH, Tel.:
0261/ 398-128, E-Mail: inter@
hwk-koblenz.de, Internet:
Starthilfe für die Partner
Eine ranghohe Delegation
aus Mazedonien besuchte
kürzlich die HwK Koblenz.
Ergebnis des Treffens:
Die beiden Partner besie-
gelten eine noch engere
Zusammenarbeit im
Bereich der Ausbildung
mazedonischer Lehrlinge.
DieHandwerkskammerKoblenz
und die Republik Mazedonien
haben sich auf ein gemeinsames
Pilotprojekt zur Förderung des
mazedonischenHandwerks ver-
ständigt. HwK-Hauptgeschäfts-
führerDr. h. c.mult.Karl-Jürgen
Wilbert und der stellvertretende
mazedonische Bildungs- und
Wissenschaftsminister Jovan
Lazarev unterzeichneten in
Koblenz ein Memorandum,
durch das sich die Regierung
Mazedoniens und die Koblen-
zer Kammer zu einer engen
Zusammenarbeit im Bereich
der Aus- und Weiterbildung
mazedonischer Kfz-Mechatro-
niker verpflichten. Zudem will
die HwK Koblenz über ihre
Ost-West GmbH dabei helfen,
in Mazedonien funktionierende
Handwerkskammern zu etablie-
ren und ein tragfähiges Ausbil-
dungssystem aufzubauen. Die
ersten gemeinsamen Projekte
der beiden Partner begannen
bereits 2000.
Grundlagen für praxisnahe
Ausbildung geschaffen
„Mit dem im vergangenen Som-
mer verabschiedeten Berufsbil-
dungsgesetz hat die Republik
Mazedonien die Grundlagen für
eine moderne und praxisnahe
Ausbildung geschaffen. Es ist
die Voraussetzung für gut qua-
lifizierte Nachwuchskräfte und
ermöglichtHandwerksbetrieben,
HwK Koblenz und Republik Mazedonien besiegeln Pilotprojekt
Verpflichteten sich zu einer engeren Zusammen-
arbeit: HwK-Hauptgeschäftsführer Karl-Jürgen
Wilbert (l.) und der Vize-Bildungsminister Mazedo-
niens, Professor Dr. Jovan Lazarev.
ihre Wettbewerbschancen im
In- und Ausland deutlich zu
erhöhen“, betont Wilbert.
Zu den wichtigsten handwerks-
politischenInhaltendesGesetzes
gehört die Delegation von
Hoheitsaufgaben an die noch
jungen mazedonischen Hand-
werkskammern, von denen die
meisten erst vor kurzem ihre
Arbeit aufgenommen haben.
Deshalb soll eine Analyse zu-
nächst darüber Klarheit bringen,
ob und inwieweit die Kammern
die ihnen vom Gesetzgeber
übertragenen Aufgaben zum
jetzigen Zeitpunkt schon wahr-
nehmen können. Welche aus-
bildungsrelevanten Bereiche
sonst noch zu verbessern sind,
soll mithilfe des Pilotprojektes
ermittelt werden. Zusammen
mit der Handwerkskammer
Skopje, einer mazedonischen
Fachschule für Kfz-Berufe und
ausgewählten Fachbetrieben
führen die HwK Koblenz und
die Republik Mazedonien im
kommenden Schuljahr einen
Modellversuch im Kfz-Bereich
durch, bei dem es darum geht,
mazedonischen Handwerkern
die Ausbildungsbefähigung zu
vermitteln. Das Wirtschafts-
und das Arbeitsministerium
Mazedoniens sind ebenfalls in
die gemeinsame Projektarbeit
eingebunden. „VonderAuswer-
tung des Projektes versprechen
wir uns neue Erkenntnisse, die
uns auch bei der Ausbildung
in anderen Handwerksberufen
zugute kommen sollten“, erklärt
Vizeminister Lazarev.
Nach der Unterzeichnung des
Memorandums besuchten er
und drei weitere Gäste aus
Mazedonien - die Parlaments-
abgeordneten Vladanka Avero-
vic und Vanco Kovec sowie
die Leiterin des Projektbüros
Skopje, Olivija Tasic - verschie-
dene Bildungseinrichtungen der
HandwerkskammerKoblenzund
informierten sich dabei über das
Duale Ausbildungssystem.
ImHwK-BauzentrumstelltendierumänischenGäs­
te ihr handwerkliches Geschick unter Beweis.
Nur nochwenigeWochen, dannwirddieAbgeordnetenkammer des
neuenEU-MitgliedsstaatesRumänienübereineHandwerksordnung
nach deutschem Vorbild abstimmen. Während Experten davon
ausgehen, dass die Gesetzesvorlage verabschiedet wird, herrscht
noch Unklarheit darüber, wie sie in der Praxis umgesetzt werden
soll. Umsich deshalb von erfahrenen PartnernRat undAnregungen
zu holen, besuchten sechs rumänische Parlamentsabgeordnete jetzt
die HwK Koblenz. Die Koblenzer Kammer setzt sich seit 2001
für die Schaffung mittelstandsfreundlicher Rahmenbedingungen
in Rumänien ein und hat daneben auch an der Ausarbeitung der
neuen Handwerksordnung maßgeblichen Anteil.
„Eine Volkswirtschaft ist vor allem dann gesund, wenn sie über
einen starkenMittelstand verfügt. Darum braucht sie Institutionen,
diedieInteressendermittelständischenWirtschaftundinsbesondere
des Handwerks vertreten“, erklärt HwK-Hauptgeschäftsführer Dr.
h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert einen der wesentlichen Gründe für
das Engagement der Kammer in Rumänien. Bessere Bildungsmög-
lichkeiten sowie eine höhere Wettbewerbsfähigkeit rumänischer
Betriebe zu erreichen, sind weitere Ziele bei der gemeinsamen
Projektarbeit, die vom Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird.
„UnserBesuch inKoblenz dient vor allemdemZweck, letzte offene
Fragen hinsichtlich der Gesetzesvorlage mit unseren Partnern von
derHwKzu besprechen“, sagt IoanOltean von derDemokratischen
Partei (PD) Rumäniens. Zwar sei man sich unter den Parteien darin
einig, dass eine Handwerksordnung notwendig ist. Welche Berufe
aber letztlich unter dem Dach einer Handwerkskammer zusam-
mengefasst werden sollen, sei zwischen einigen Fraktionen noch
umstritten, so der Abgeordnete. Voraussichtlich noch im Juni, so
Oltean, werde die Abgeordnetenkammer die neue Handwerksord-
nung verabschieden.
„Für uns ist es sehr wichtig, die Zusammenarbeit mit der HwK
Koblenz fortzusetzen“, betont der Parlamentarier. „Gerade in der
schwierigen Umsetzungsphase sind wir auf Unterstützung ange-
wiesen.“ An einer engen und langfristigen Kooperation mit der
HwK sind auch die Abgeordneten Augustin Zegrean und Daniel
Buda (beide PD), Constantin Petrea und Ioan Bivolaru (beide
Sozial-Demokratische Partei) sowie Antal Istvan von der Partei
der Ungarischen Minderheit interessiert, die die HwK-Berufsbil-
dungszentren imKoblenzerGewerbegebiet besuchten. IhrEindruck
vom gut zweistündigen Rundgang durch die Zentren: „Das Niveau
der beruflichen Ausbildung ist enorm“, betonten die Gäste. Vor
allem die Ausstattung der Lehrwerkstätten für die stark technisch
geprägten Berufe sei beeindruckend.
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