Handwerk Special Nr. 92 vom 12. März 2003 - page 6

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Nachgefragt
Innovatives Handwerk: Sanitär - Heizung - Klima
12. März 2003
Nr. 92
Handwerksmesse Koblenz
MESSE AM RHEIN:
29. April bis 5. Mai
Gerhard Horn: Erfolgreich zwischen Werkbank, Geschäftsführung und Ehrenamt
„Mein Herz schlägt für das Handwerk“
Er packt im Betrieb selbst an,
wenn es gilt, einem Lehrling
notwendige Handgriffe zu
zeigen, er führt seine Mitar-
beiter auch vom Schreibtisch
aus, er beeinflusst die Ge-
schicke des Handwerks durch
die Mitarbeit in den Vorstän-
den von Handwerkskammer,
Kreishandwerkerschaft, In-
nung und Fachverband:
Gerhard Horn ist als Hand-
werksmeister zwischen Werk-
bank, Geschäftsführung und
Ehrenamt erfolgreich. Kurz
vor seinem 60. Geburtstag
würdigte das Land sein En-
gagement mit der Wirt-
schaftsmedaille.
Ein Resümee nach 33 Jahren
Selbstständigkeit inEichelhardt
bei Altenkirchen: „DieBeschäf-
tigungslage war immer gut, die
Umsätze sind kontinuierlich ge-
wachsen, aber die Erträge stei-
gen nicht mehr mit. Wenn die
Lage einmal nicht so gut ist,
müssen wir selbst aktiv etwas
Positives daraus entwickeln.
NeueGeschäftsfelder liegen vor
allem imBereich der Dienstleis-
tung.“
Wegmarken
Seine Lehre durchlief Gerhard
Horn bei Heizungsbauer Otto
Sturm inAltenkirchen und blieb
dort als Geselle bis zur Einberu-
fung in die Bundeswehr. Er ver-
pflichtete sich auf zwei Jahre,
um anschließend seine Ausbil-
dung zum staatlich geprüften
Techniker für Heizung, Klima
und Sanitär finanzieren zu kön-
nen. Nachdem Otto Sturm den
Heizungsbau aufgegeben hatte
- das Unternehmen ist heute im
Metallbauerhandwerk tätig -
und er dorthin nicht mehr zu-
rückkehren konnte, machte er
sich 1970 gemeinsam mit ei-
nem Installateurmeister selbst-
ständig - unterstützt von „Büro-
chefin“ und Ehefrau Waltraud.
Ein Arbeitsunfall verordnete
dem jungen Unternehmer nach
einer „Entwicklung wie im Bil-
derbuch“ 1979 eineZwangspau-
se, die „der Betrieb gut überlebt
hat“. Daraufhinmutete Gerhard
Horn seiner Mannschaft weite-
re „Pausen“ zu und absolvierte
die Meisterprüfungen als Zen-
tralheizungs- und Lüftungs-
bauer (1981) und aus veränder-
ten Erfordernissen in der Ener-
gieversorgung heraus auch die
als Gas- undWasserinstallateur
(1988). „Mein Herz schlägt für
das Handwerk“, so der Doppel-
meister. Die ersteHälfe der 80er
Jahrewar gekennzeichnet durch
eine Konkurswelle bei denAuf-
traggebern von Horn Haustech-
nik.Gelder blieben aus, Prozess-
kosten drückten auf die Bilanz.
„Unsere Mannschaft stand eng
zusammen und wir orientierten
uns auf neue Geschäftsfelder
hin.“ Einerseits prüfte Gerhard
Horn seine Auftraggeber noch
genauer und sagte lieber einmal
„Nein“, als für einen unsiche-
ren Bauträger oder Generalun-
ternehmer zu arbeiten.
Andererseits setzte er sich
bewusst mit neuen Techniken
und Produkten auseinander, um
im Marktgeschehen immer den
entscheidenden Schritt voraus
zu sein. Ob Solartechnik in den
70ern, Holzhackschnitzelhei-
zung in den 80ern oder das erste
Ölwandgerät in Deutschland,
das er 1999 auf der Handwerks-
messeKoblenz präsentierte - das
Westerwälder Unternehmen ist
ganz vorne mit dabei und bietet
seinenKunden in den Ballungs-
räumen Köln-Bonn und Rhein-
Sieg bedarfsgerechte Lösun-
gen an.
Ausbildung
Um Arbeitszeiten und Wege zu
Großbaustellen einzusparen,
errichtete Horn Mitte der 90er
Jahre eine große Lager- und
Vorfertigungshalle in Eichel-
hardt. Komplette Kesselhäuser
kann hier sein Team vor-
montieren, nachdem sie zuvor
am modernen CAD-Arbeits-
platz geplant und gezeichnet
wurden.
„Gute Ausführungsqualität ist
abhängig von gutem Personal“,
betont Gerhard Horn, der seit
Bestehen seines Betriebes im-
mer ausgebildet hat. „Ich lege
Wert darauf, dass meine Lehr-
linge sich einen sicheren Um-
gang mit dem Material, den
Werkzeugen, den Mitarbeitern
und den Kunden aneignen.“
Dafür gibt er klare disziplinari-
sche Vorgaben - und „das funk-
tioniert!“, denn der Ausbil-
dungsvertrag beruht auf Gegen-
seitigkeit. „Wir bilden grund-
sätzlich für den eigenen Bedarf
aus“, so Horn. Von den 23 Mit-
arbeitern sind 19 (darunter ein
Meister) selbst ausgebildet.
Zukunftsperspektiven
Die weitere Entwicklung von
Horn Haustechnik steht bereits
heute auf zwei gesunden Fü-
ßen. Personell steht mit den
Söhnen Mathias, Dipl.-Ing.
Versorgungstechnik (33 J.), der
seit 1996 als „2. Chef“ tatkräf-
tigmitwirkt, undDipl.-Betriebs-
wirt Markus (27), der Berufser-
fahrung im Controlling einer
großen Firma sammelt, die
nächsteGeneration in den Start-
löchern. Tochter Cathrin (25)
studiert nach Abitur und einer
Bauzeichnerlehre Architektur
und konzentriert sich derzeit auf
ihre Diplomarbeit.
Fachlich ist das Unternehmen
unter dem Motto: „Wir bieten
mehr als Wärme, Wasser, Luft“
in denZukunftsmarkt „Energie-
contracting“ eingestiegen. „Nie-
mand kauft sich ein Flugzeug,
wenn er inUrlaub fliegenmöch-
te.Weshalb sollte jemandTech-
nik kaufen, wenn er Wärme
braucht?!“, erläutert Gerhard
Horn den Grundgedanken die-
ses neuen Dienstleistungsange-
botes.
Planung, Ausführung, Finanzie-
rung und Betriebsführung bei-
spielsweise einer Heizzentrale
übernimmt der Installationsbe-
trieb und rechnet dafür einen
vertraglich vereinbartenGrund-
preis zuzüglich der eigentlichen
Energiekosten ab. Der Kunde
als Nutzer der gelieferten Wär-
me hat für alle Fragen nur einen
Ansprechpartner, der den Be-
trieb der Anlage technisch und
wirtschaftlich garantiert. Eine
Perspektive nicht nur für die
leeren Kassen der öffentlichen
Hand...
Die von uns favorisierte neue Bezeichnung „An-
lagenmechaniker/in für Gebäude- und Energie-
technik“ für den Ausbildungsberuf macht deutlich,
dass sich unser Berufsbild gewandelt und erweitert
hat. Entsprechend beschreibt die neue Verordnung
die Ausbildungsinhalte und -ziele offener und trägt
dabei der notwendigen Kundenorientierung Rech-
nung. Aufgabe des Betriebes bleibt je nach eigenem
Betätigungsschwerpunkt die Ausbildung in minde-
stens einem Handlungsfeld aus der Wasser-, Wär-
me-, Luft- oder Umwelttechnik. Die überbetriebli-
che Lehrlingsunterweisung in den Berufsbildungs-
zentren der HwK deckt darüber hinaus die gesamte
Berufsfeldbreite ab. Auch der fachtheoretische Un-
terricht in der Berufsschule ist neu konzipiert.
Installation und Inbetriebnahme von gebäude- oder
energietechnischen Anlagen erfordern heute ein
besonderes Know-how in der Mess-, Steuer- und
Informationen zu den
Lehrberufen bei der HwK-
Ausbildungsberatung:
Tel.: 0261/ 398-323
Fax: 0261/ 398-989
E-Mail:
Internet:
Regeltechnik. Deshalbwidmen die neuenBildungs-
verordnungen dem Elektrobereich ein größeres
Gewicht. Wer seine Gesellenprüfung nach dem
neuen Berufsbild bestanden hat, kann durch den
Betrieb zur „Elektrofachkraft für eingeschränkte
Tätigkeiten im Installateur- und Heizungsbauer-
handwerk“ benannt werden. Darüber hinaus kommt
Sicherheits- und Umweltaspekten eine wesentliche
Bedeutung zu.
Zur neuen Ausbildungsverordnung gehört außer-
demdieVermittlung und Einübung vonHandlungs-
feldern, die sich auf konkrete Projekte und Kunden-
aufträge beziehen. Ziel ist, dass bereits unsere Lehr-
linge lernen, ihren Beruf als ein ganzheitliches
Geschehen von der Beratung, über die Planung und
Kalkulation bis zur Montage und Wartung zu be-
trachten. Das Verhalten beim Kunden gehört in
unseremHandwerk zur Dienstleistungskompetenz.
Neue Ausbildungsordnung wird dem Wandel im SHK-Berufsbild gerecht
Landesinnungsmeister Daniel Löw, Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Rheinland-Rheinhessen
Gerhard Horn erläutert seinem Lehrling Kristin Klin-
kosch (3. Lj.) anhand des Konstruktionsplanes den Zu-
schnitt von Verbindungsrohren.
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