Handwerk Special Nr. 85 vom 30. Januar 2002 - page 9

Handwerk spielt auf: Das musikalische Hobby in der Freizeit
30. Januar 2002
Nr. 85
Zwei
Hobbys als Beruf
Holzbildhauer und Musiker in einer Person
Franz Wolf hat zwei Berufe.
Er ist Bundeswehrmusiker im
Heeresmusikkorps 300 in Ko-
blenz. Dort spielt er Waldhorn.
Und er ist Holzbildhauer. Sei-
ne Werkstatt hat er in Stei-
nefrenz im Westerwald.
kennen: „Von ihm habe ich zu-
sätzlich viele praktische Tipps
bekommen.“
Dass seine Arbeiten gut waren,
wurde Franz Wolf vor fünf Jah-
ren mit Brief und Siegel bestä-
tigt. An der Schnitzerschule in
Michelstadt legte er die Holz-
bildhauerprüfung ab. Im prakti-
schen Bereich war er sogar der
Beste. Sein Gesellenstück: Der
Wald, ein Holzrelief. Die ein-
gearbeiteten Noten weisen auf
seinen anderen Beruf hin.
InzwischenwurdendemBerufs-
soldaten mit Hilfe des Bera-
tungszentrums Bundeswehr-
Handwerk der HwK Koblenz
alle Türen für sein zweites be-
rufliches Standbein geöffnet.
Mit einer Ausnahmebewilli-
gung ist er selbstständig.
Wenn es die Bundeswehr-
musiker beruflich in die Ferne
zieht, fertigt er dieGastgeschen-
ke an. So begegnet man seinen
Objekten in England, Weiß-
russland, USAoder auch im fer-
nen Kanada. Neben Gebrauchs-
gegenständen wie Flaschenöff-
ner und einer Garderobe in
Fischform schnitzt er in seiner
Werkstatt auch kirchliche Mo-
tive und Nachbildungen von
Fragt man den 45-Jährigen, was
ihm mehr Spaß macht, kommt
die Antwort ohne Zögern: „Ich
habe meine zwei Hobbys zum
Beruf gemacht. Was kann es
Schöneres geben.“ Er erzählt,
wie alles begann.
Die Liebe zur Musik wurde ihm
in dieWiege gelegt. Vater Wolf
spielte Zither und Jagdhorn.
Franz lernte als Zwölfjähriger
im Musikverein Waldhorn.
NachderAusbildung zumGroß-
und Einzelhandelskaufmann
entschied er sich 1976 Berufs-
soldat zu werden. Er besuchte
die Musikschule der Bundes-
wehr in Hilden. Seit seinem er-
folgreichen Abschluss als Mu-
siker spielt der Stabsfeldwebel
im Heeresmusikkorps.
DieFertigkeiten imUmgangmit
seinem Lieblingsmaterial Holz
hat er sich selbst beigebracht.
Das Talent lag ihm wohl im
Blut. Er lernte autodidaktisch,
indemer zahlreicheBücher über
Holzschnitzkunst studierte. 150
Exemplare besitzt er davon. Oft
schaute er auch seinem inzwi-
schen verstorbenem Bruder, ei-
nem Holzbildhauer, über die
Schultern. Durch Zufall lernte
er den Holzbildhauermeister
Gerhard Otto aus Montabaur
Instrumenten. Sein Spezialge-
biet aber sind Wappen. Er ar-
beitet sie auf Bestellung für
Vereine und Gemeinden. Und
die Stämme für die Arbeiten
von seinen bevorzugten Baum-
arten Linde, Eiche oder Nuss-
baum schlägt Franz Wolf tat-
sächlich selbst. Er macht dies
bei abnehmendemMond. „Dann
lässt es sich besser lagern und
bearbeiten“, so dieBegründung.
Goldene Trompete
von der Loreley
Fleischermeister verzaubert Musikfreunde
Fleischermeister Ulli Theiss ist
ein Könner und das nicht nur
in seinem Handwerk. Er ist
auch Vollblutmusiker und
Meister auf der Trompete. Ge-
rade kam seine dritte CD „Die
goldene Trompete der Loreley“
heraus.
Den Gaumen seiner Kunden
verwöhnt Ulli Theis seit fast 20
Jahren mit hausgemachten
Fleisch- undWurstspezialitäten.
Der Verkaufsladen ist in Bad
Salzig, die Herstellung seiner
hauseigenen Produkte findet in
St. Goar statt. Dort wohnt und
arbeitet er.
Nach einem harten Arbeitstag
in der Wurstküche zieht es den
48-jährigen Fleischermeister
immer wieder unters Dach sei-
nes Hauses. Dort hat er sich
einen Übungsraum zum Musi-
zieren eingerichtet. Auch auf
der Trompete ist er ein Könner.
Die musikalische Grundausbil-
dung bekam er 1963 in der
Knabenkapelle seines Heimat-
ortes St. Goar. Bereits 1970
spielte er als halbprofessioneller
Musiker in Tanz-, Dixie- und
Unterhaltungsbands.
Heute verzaubert der Metzger-
meister alsAlleinunterhalter sei-
ne Zuhörer in ganz
Deutschland und dem
benachbarten Aus-
land.Mit seinen inzwi-
schen sieben Trompe-
ten, Flügelhörnern
und Posaunen bietet er
ein Programm von bis
zu zwei Stunden zu je-
dem Anlass. Seinen
klangvollen Sound er-
arbeitet er sich durch
tägliches Üben und
durch das genaue Stu-
dium von Aufnahmen
bekannter Künstler.
Neben Welthits wie
Gummi Mambo, Mit-
ternachts Blues oder
IL Silencio spielt er
auch eigene Kompo-
sitionen.
„Beim Musizieren
kann ich herrlich ab-
schalten. Nach einem
Liveauftritt allerdings,
wenn dieAnspannung
wegfällt, freue ich mich aber
auch wieder auf die Arbeit in
meinem Betrieb“, bekennt er.
SeineExperimentierfreude kann
er gleich doppelt ausleben, bei
einemneuenWurstrezept eben-
so wie bei einer neuen Ton-
schöpfung.
Am sagenumwobenen
Loreleyfelsen erklingt
die goldene Trompete
von Ulli Theis (l.), der
hauptberuflich eine
Metzgerei in St. Goar
(o.) führt.
Gibt vor seinem Gesel-
lenstück - „Der Wald“ -
ein Ständchen auf dem
Waldhorn: Berufssoldat
Franz Wolf aus Steine-
frenz (l.), der in seiner
Freizeit als Holzschnit-
zer (u.) arbeitet.
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