Handwerk Special Nr. 85 vom 30. Januar 2002 - page 11

Alias „Frau Jaschke“:
Bäckermeister Bernd Opitz begeistert in der Bütt mit Frauenrolle
Handwerker engagieren sich in der 5. Jahreszeit (2)
30. Januar 2002
Nr. 85
Mitglied in einem der ältesten
Karnevalsvereine der Umge-
bung, den „Bemoosten“, ist er
wegen des Onkels seiner Frau
geworden. Der war „Aktiver“
undüberzeugte ihndavon, dass
das Engagement im Karneval
Spaß macht.
Das war vor 20 Jahren und seit
dieser Zeit ist Bäckermeister
Bernd Opitz „aktiv in der Bütt“,
wie er selbst sagt. Bis 1998 war
er 2. Vorsitzender seines 160
Jahre alten Vereins. Mitte der
90er Jahre kam ihmdie Idee, für
die Bütt in eine Frauenrolle zu
schlüpfen, nannte sich von da
an in der närrischen Zeit Frau
Jaschke und wurde auf einen
Schlag in der Koblenzer Region
bekannt.
Seine 25 bis 30 Auftritte wäh-
rend der Sitzungszeit bringen
ihn Jahr für Jahr nach Lahn-
stein, Höhr-Grenzhausen und
andere umliegende Orte. „Das
wichtigste ist, dass man hinter
einer Figur steht“, darin sieht
der Karnevalist Opitz sein Er-
folgsrezept. Das Kennzeichen
von Frau Jaschke ist der etwas
zu klein geratene rote Hut, der,
sei es als „Funkenmariechen“,
sei es als „Miss Germany“, im-
mer dasHaupt der exzentrischen
Dame ziert. In diesemJahr kom-
mentiert sie als Bedienung das
menschliche Miteinander.
Die Ideen für das, was Frau
Jaschke auf derBühne sagt, sam-
melt ihr Erfinder Bernd Optiz
das ganze Jahr über. Immer
dann, wenn er denkt etwas Pas-
sendes gefunden zu haben, no-
tiert es sich der Bäckermeister
in seinemNotizbuch. In die hei-
ße Phase des Schreibens geht es
dann im Spätsommer.
Dennoch würde er sein Tun nie-
mals als „Arbeit“ bezeichnen.
„Es ist einfach mein Hobby und
gibt mir den nötigen Ausgleich
zum Beruf“, so Opitz. Dort al-
lerdings kann er sich von sei-
nem Steckenpferd Fasching
auch nicht ganz lösen: Vor Jah-
ren kamer auf die Idee, Berliner
mit Eierlikör statt mitMarmela-
de zu füllen, um auch kulina-
risch angemessen die „Session“
einzuläuten. Mittlerweile sind
die „beschwipsten Berliner“
auch bei den nicht-karnevalisti-
schen Kunden heiß begehrt.
Frau Jaschke, alias Bäckermeister Bernd Opitz aus Vallendar, macht sich als Bedie-
nung ihre eigenen Gedanken zu den Geschehnissen im alltäglichen Leben.
Karnevalisten mit Leib und Seele
Er ist so etwas wie der Oscar
des Koblenzer Karnevals: der
Orden „Pour le Carneval“ des
Niederberger „Narrencorps
blau-weiß“.
Die Besonderheit an ihm ist,
dass seine Preisträger von den
AktivendesVereins vorgeschla-
gen werden. In geheimer Wahl
bestimmen dann rund fünfzig
Juroren, Persönlichkeiten des
Koblenzer Karnevals und ehe-
malige Preisträger, den Sieger.
Die Kriterien, um dieser Jury
gerecht zu werden, sind hoch
gesteckt.
Dieses Jahr ist es Godehard
Juraschek, der sie voll und ganz
erfüllt. Der 47-jährige Foto-
grafenmeister ist nämlich so et-
was wie der Hausfotograf der
Vereine in und um Koblenz.
Seit 23 Jahren liefert er - für
verschiedene Zeitungen und
andere Auftraggeber - in der
„Session“ Fotos von nahezu al-
len Sitzungen der 35 Koblenzer
Vereine, gehört in dieser Funk-
tion zumInventar der närrischen
Zeit in der Rhein-Mosel-Stadt.
Doch nicht nur das. Der begeis-
terte „Jeck“ ist zudem11er-Rats-
mitglied der „Großen Koblen-
...aber im Koblenzer Karneval kann der närrische Haus-
und Hoffotograf auch einmal vor die Linse kommen.
Über 1.111 Sitzungen fotografisch begleitet:
Orden „Pour le Carneval“ für Fotografenmeister Godehard Juraschek
zer Karnevals Gesellschaft
(GKKG)“, für die er dieFestzeit-
schriften zu den Sitzungen ge-
staltet.
Und er beschäftigt sich auch
außerhalb der „Hochsaison“,
ganz „seriös“ mit dem Thema
Fasching. Der Fotograf ist zu-
ständig für die Chronik des neu-
en Fastnachtmuseums in Ko-
blenz. „Es deckt alle Facetten
desKarnevals, von der alleman-
nischen bis zur rheinischen, von
der badischen bis zur kölnischen
Fastnacht ab und ist damit ein-
zigartig in Deutschland“, so
Godehard Juraschek.
Ihm ist trotz seiner rund 150
Fototermine proSaisonder Spaß
am Karneval nicht vergangen.
ImGegenteil: „Ich finde inmei-
nem vollen Terminkalender
immer noch Zeit für die eine
oder andere Sitzung außerhalb
meines Pflichtprogramms und
bin jedesmal aufs Neue begeis-
tert vom erfrischenden Humor
der Rheinländer.“
Meist steht
Godehard
Juraschek
hinter der
Kamera -
wie hier bei
der Verlei-
hung der
HwK-Eh-
rennadel...
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