Handwerk Special Nr. 85 vom 30. Januar 2002 - page 15

Neue Märkte erschließen - Die HwK-Exportberatung hilft dabei
30. Januar 2002
Nr. 85
Fenster zur Welt
Erst waren es Weinbergpfäh-
le, dann, in der ersten Nach-
kriegszeit,Holzkisten fürWein-
und Bierflaschen. Die Brüder
AntonundHeinrichWies schu-
fen sich damit in Spabrücken
eine Existenzgrundlage. Als zu
Beginn der 60er Jahre Geträn-
kekisten aus Kunststoff aufka-
men, orientierten sie sich um
undverwendetendieneuenMa-
terialien auch im Fensterbau.
DieWege der Brüder Anton und
Heinrich trennten sich 1983.
Heinrich Wies und seine Nach-
kommen blieben dem Holz treu
und bauen daraus bis heute
Wintergärten und Pergolen.
Antons Tochter Margit und ihr
Mann Willi Gäns, Maschinen-
baumeister und -techniker, spe-
zialisierten sich auf
Fenster, Fassaden
undWintergärten aus
Metallen und Kunst-
stoffen.
Mit Sohn Timo Gäns, Glaser-
meister und Betriebswirt, be-
findet sich das Unternehmen
bereits in der dritten Generati-
on. Hier sind heute 44Mitarbei-
ter, darunter ein Schreinermeis-
ter sowie mehrere Maschinen-
bau-, Schreiner- und Dachde-
ckergesellen, in der Produktion
und in der Montage beschäftigt.
„Wir sind es unseren Kunden
schuldig, Leute zur Montage zu
schicken, die unsere hochwerti-
gen Produkte auch fachgerecht
einpassen“, erläutertWilli Gäns
seine Personalpolitik. „Wir sind
von unseren Mitarbeitern und
der Produktion her so ausge-
stattet, dass wir auch kompli-
Wies Fensterbau aus Spabrücken exportiert nach China
@
zierte Projekte bewältigen kön-
nen.“ Die Investition lohnt sich:
Während seit 1995 der Fenster-
bau inDeutschland einen Rück-
gang um ein Fünftel verzeich-
nen musste, profitiert Wies
Fensterbau von strengerenAus-
schreibungskriterien und weist
Steigerungsraten auf.
„Wir sind groß genug, um ex-
klusive und umfangreiche Auf-
träge an Land ziehen zu kön-
nen. Wir sind aber auch klein
genug, um nicht auf den Aus-
stoß von Massenware angewie-
sen zu sein oder als verlängerte
Werkbank der industriellen
Fensterproduktion nur noch bil-
lige Standardware zu montie-
ren“, umschreiben Gäns senior
und junior ihre Marktposition.
Ins Reich der Mitte
Dem Fleißigen hilft gelegent-
lich auch der Zufall auf die
Sprünge. So wurde durch einen
Bekannten der Familie eine chi-
nesische Wirtschaftsdelegation
bei einem Deutschlandaufent-
halt zufällig auf das Unterneh-
men aufmerksam. Nach ersten
Kontakten reiste man nach Chi-
na, schloss erste Geschäfte ab,
schulte anschließend chinesi-
scheKräfte imSpabrückerWerk
und schickte eigene Leute zur
Überwachung der Montage mit
in das „Reich der Mitte“.
Mittlerweile verhandeln die
Hunsrücker Handwerker über
ein Joint-venturemit einemchi-
nesischen Partnerunternehmen.
„Es gibt in den großen Städten
Chinas einenMarkt, in demsich
der Kommunismus mit dem
Kapitalismus arrangiert hat.
Dort entstehen Villenparks, in
denen viel Wert auf Äußeres,
am liebsten ‘made inGermany’,
gelegt wird“, gibt Willi Gäns
seine Erfahrungen aus Mittel-
asien wieder.
Über den Hunsrück hinaus
Neue Märkte erschließen - das
war bereits vor zehn Jahren der
Motor, als Wies Fensterbau ein
Schwesterunternehmenbei Prag
gründete. Nicht die Produktion
für Deutschland in einem
Niedriglohnland war das Ziel,
sondern der kürzereWeg zu den
aufstrebenden Volkswirtschaf-
ten imOsten. Ähnlich die Grün-
dung in der Nähe von Leipzig,
einUnternehmenszweig, der auf
Brandschutzfassadenund -türen
spezialisiert ist. „Für hervorra-
gende heimische Produkte von
heimischen Handwerkern gibt
es auch inwirtschaftlich schwie-
rigenZeiten überall auf derWelt
einen Markt“, lautet das Credo
von Willi Gäns.
HwK-Exportberatung
Info-Tel.: 0261/ 398-244
Außenwirtschaft
Bei Anbahnung undAbwick-
lung IhresAuslandsgeschäfts
hält dieHwK-Exportberatung
eine interessante Angebots-
palette für Sie bereit: Bran-
chen- und Länderinforma-
tionen, Hilfe bei Kontakten
undKooperationen, Abwick-
lung Ihres Zahlungsverkehrs
und Zollformalitäten oder
Angaben zu Repräsentanzen
und Niederlassungen. För-
derprogramme von Land und
Bund ermöglichen das indi-
viduelle Konzept für Ihre
Waren und Dienstleistungen.
Allein die Außenwirtschafts-
förderung des Landes Rhein-
land-Pfalz hält vielfältigePro-
gramme für mittelständische
Unternehmen bereit: Außen-
wirtschaftsberatungen mit
Kontaktgesprächen, Intensiv-
beratungen, Marktstudien
oder Firmenpools, Export-
garantien,Messeförderungen
für Gemeinschaftsstände und
Einzelbeteiligungen sowie
Symposien. 13 Kontaktbüros
und Kontaktstellen stehen
rheinland-pfälzischenFirmen
für denMarkteinstieg imAus-
land zur Seite.
Außenwirtschaftstage undder
Arbeitskreis Export/Import
runden das Angebot der
HwK-Exportberatung ab.
Weitere Informationen bei
der HwK-Exportberatung:
Tel.: 0261/ 398-244
Fax: 0261/ 398-994
E-Mail:
Nicht nur die Fenster aus dem
Unternehmen Wies in Spabrü-
cken - unten der Betriebssitz -
sind ein Exportschlager. Auch
das Know-how zur Montage
vor Ort gab man an den chine-
sischen Partner (r.) weiter.
Beruflich und menschlich ein Gewinn
Die Irin Gillian Foley lässt sich
im Kosmetikstudio der HwK
Koblenz von ihren Friseur-
kolleginnen Caroline O’Mahoy
und Tracey Naughton verwöh-
nen. Die zukünftigen Kfz-Me-
chaniker Thomas Kennedy,
John Cronin und Mary O’Rio-
dan üben in der HwK-Schweiß-
werkstatt das Dünnblech-
schweißen. Die jungen Leute
sind Teilnehmer amAustausch-
programm der HwK und dem
St. John’s College Cork in Ir-
land.
Bereits seit 1997 haben Hand-
werkslehrlinge und junge Füh-
rungskräfte aus dem Handwerk
wechselseitig die Möglichkeit,
Land und Leute kennen zu ler-
nen. Schwerpunkte des Pro-
gramms sind derAustausch über
Irische Handwerkslehrlinge auf Entdeckungstour in Koblenz
neue Technologien, Marketing
undUnternehmensführung. Bis-
her haben 28 Iren und bei Ge-
genbesuchen 25 Deutsche an
den Programmen teilgenom-
men.
Die jungen Leute aus verschie-
denen Handwerksberufen pro-
fitieren dabei mehrfach. Sie ler-
nen unterschiedliche Arbeits-
weisen und Techniken in aus-
ländischen Unternehmen ken-
nen und entdecken land und
Leute. Sie treffen sich als Unbe-
kannte und verabschieden sich
als Freunde. Übereinstimmen-
Vom 13. April bis 4. Mai bietet
die HwK in Zusammenarbeit
mit dem Community College in
Austin/Texas Meistern und Ge-
sellen aus demMetall- undElek-
trobereich die Möglichkeit, ein
Praktikum in Austin zu absol-
vieren. Unterstützt werden die
Austauschprogramme von der
Europäischen Union und den
Partnerorganisationen. Be-
suchsmöglichkeiten für Lehrlin-
ge gibt es auch mit England,
Frankreich und Österreich. Im
Herbst ist der Gegenbesuch in
Cork/Irland geplant.
Informationen zu den
Austauschprogrammen,
Tel.: 0261/ 398-223
Fax: 0261/ 398-994
E-Mail:
ausbild@hwk-
Irische Lehrlinge
schnuppern bei
der HwK deutsche
Handwerksluft.
desFazit der Iren auchdies-
mal: Das Praktikum ist so-
wohl beruflich als auch
menschlich ein Gewinn.
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