Handwerk Special Nr. 84 vom 21. November 2001 - page 21

Skulpturen und Plastiken nicht nur fürs Auge
21. November 2001
Nr. 84
Ob Champagnertrüffel oder
Marzipanfrüchte und -blumen,
Schokoladeneier zu Ostern,
Zwiebelkuchen zur Federwei-
ßer-Zeit, Baumkuchen zum Ad-
vent oder Marzipanhufeisen als
Glücksbringer zu Silvester, die
leckeren Dinge lassen das Was-
ser im Mund zusammenlaufen.
Vor allemmit seiner Eissplittert-
orte hat sich die vorzügliche
Konditorei in Koblenz einen
Namen gemacht.
Wersichentscheidet,seinenKaf-
fee vor Ort zu genießen, ist ge-
fangen vom Flair des Cafés im
Stil eines „jungen Wiener Café-
Hauses.“ Im vollklimatisierten
Raum mit 120 Sitzplätzen fällt
das von einemKoblenzerKünst-
ler entworfene einzigartige blei-
verglaste Fenster ins Auge. Es
zeigt einen Konditor, der einen
Baumkuchen mit einer Biene
hält, das Wappen des deutschen
Konditorenbundes. Auf der an-
deren Seite bietet ein Mohr Kaf-
fee an.GrünpflanzenundLeuch-
ter sorgen für eine gemütliche
Atmosphäre. Es duftet nach
frisch gebrühtem Kaffee. „Das
Café ist unser Wohnzimmer“,
sagtder70-jährigeKonditormei-
ster Alfons Kruft nicht ohne
Stolz. IndiesemZusammenhang
macht er seiner Frau Margrit ein
schönesKompliment. „EinCafé
steht und fällt mit einer Frau. Sie
ist die Seele. Das spüren die Gä-
ste.“
Bereits die Großeltern von Al-
fons Kruft öffneten 1898 in Ko-
blenz eine Bäckerei, Konditorei
und Café, allerdings im Alten-
graben. Das Café Kruft am heu-
tigen Platz gibt es seit 1926.
Damals begannen die Eltern mit
einemVerkaufsraum und einem
„Das Café ist wie unser Wohnzimmer“
Koblenzer Konditorei feiert 75-jähriges Jubiläum
Betritt man das Café Kruft in der Koblenzer Bahnhofstraße 3, fällt
zunächst die liebevoll dekorierte Theke mit den süßen Gau-
menfreuden auf. Das Auge isst bekanntlich mit, deshalb fällt es
schwer, sich für eine der zahlreichen Köstlichkeiten zu entschei-
den. Geduldig erklärt die „Chefin des Hauses“, Margrit Kruft , die
Zusammensetzung und Geschmacksrichtung der unterschied-
lichen Crème- und Obsttorten. Gern berät sie die Kunden bei der
Auswahl eines passenden süßen Geschenks.
kleinen Tagescafé mit 20 Sitz-
plätzen. Es fiel dem Bom-
benhagel auf Koblenz 1944 zum
Opfer. Die Krufts krempelten
dieÄrmel hoch und bauten 1947
ein neues kleines Café am glei-
chen Ort auf. „In dieser Zeit buk
mein Vater Kuchen und Gebäck
mit einfachstenMitteln“, erzählt
AlfonsKruft. Erst nachderWäh-
rungsunion 1948 konnte die ei-
gentliche Backstube wiederher-
gestellt werden. 1962 übernah-
men er und seine Frau das Ge-
schäft. In den darauffolgenden
Jahren wurden Backstube und
Café immerwiedermodernisiert
und erweitert. „Dumusst mit der
Zeit gehen, sonst gehst du mit
der Zeit“, hat sich Alfons Kruft,
der von 1966 bis 1978 als Ober-
meister seiner Innung ehrenamt-
lich tätig war, zum Leitspruch
gemacht.
Moderne Geräte erleichtern sei-
nem Sohn, Konditormeister
Guido Kruft, und drei Gesellen
und einem Lehrling, die Arbeit
in der Backstube. Dort stellt er
neben den Leckereien für das
Das Café
Kruft am
heutigen
Platz gibt
es seit
1926.
Konditormeister Alfons Kruft mit seiner Frau Margrit hinter der Theke.
Rosen werden aus Speck ge-
formt. Geflochtenes Fleisch,
dekoriert mit Früchten, spricht
auch die Augen an. Ebenso
Zwiebeln und Möhren, die wie
Plätzchen mit Formen ausge-
stochen werden.
Acht zukünftige Fleischermeis-
ter zeigten im fachpraktischen
Teil derMeisterprüfung für Flei-
scher, dass es nicht nur um die
Wurst geht.
Der Kundentrend, brat- und
backfertige Fleischprodukte zu
kaufen, setzt sich fort. Deshalb
liegt ein Schwerpunkt der fach-
praktischen Meisterausbildung
Es geht um mehr als nur um die Wurst
Acht Fleischermeister in spe präsentieren ihre Fleischkreationen
darin, küchenfertige Produkte
von Rind-, Schwein-, Kalb- und
Lammfleisch sowieGeflügel zu
kreieren. Dabei sorgen die Flei-
scher für viel Abwechslung auf
dem Speiseplan. Mit Phantasie
und Geschmack bereichern sie
immer wieder die Angebots-
palette. Höhepunkt der
Meisterprüfungsarbeit ist für die
zukünftigen Fleischermeister
die Kreation einer dekorativen
Fleisch- und Wurstplatte nach
eigenen Ideen.
Dagmar Groß-Mauer aus Kem-
penich ist die einzige Frau im
Meistervorbereitungskurs. Die
23-Jährige hat vor der Flei-
scherlehre bereits eineLehre zur
Fleischereifachverkäuferin ab-
solviert. Mit dem Meisterbrief
legt sie nun den Grundstein für
die Selbstständigkeit im
Fleischerhandwerk. Gemein-
sam mit ihrem Mann Mathias,
ebenfalls Fleischermeister, wird
sie später den elterlichen Be-
trieb übernehmen.
Informationen
zu allen HwK-
Meistervorbereitungskursen:
Tel.: 0261/ 398-400,
Fax: -990, E-Mail:
Dagmar Groß-Mauer mit ihrer dekorativen und appetit-
lichen Fleisch- und Wurstplatte.
CaféauchHochzeitstorteninver-
schiedenen Größen und Ge-
schmacksrichtungen her. „Was
darstellbar ist, wird für denKun-
dendargestellt“,resümierterund
verweist beispielsweise auf aus
Marzipan gefertigte Utensilien
für eine Zahnarztpraxis. Dabei
kommtdemKonditormeistersei-
ne künstlerische Begabung zu-
gute. Der Besuch in einem der
ältestenCafés vonKoblenz lohnt
zu jeder Jahreszeit. Das wissen
nichtnurdiezahlreichenStamm-
gäste zu schätzen.
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