Handwerk im Herbst vom 30. Oktober 1999 - page 11

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„Ich bin
wieder hier...“
Pelze sind die Favoriten in der Herbst/Wintersaison
„Ich bin wieder hier“ singt Marius Mül-
ler Westernhagen und landete einen
Superhit. Der Titel könnte für der Pelz
stehen. Jahrelang tabu, gibt es jetzt kaum
einen Mode-Designer, der in der Herbst-
Winter-Saison nicht auf Pelz setzt. Er ist
wieder hier, er ist wieder schick. „Er war
niemals weg, sagen die Kürschner. Der
Zentralverband des Deutschen Kürsch-
nerhandwerks Bad Homburg erwartet
auch 1999 ein Umsatzplus. Die Bezie-
hung der Menschen zu diesem Natur-
produkt ist uralt. Höhlenzeichnungen
beweisen, dass Menschen während der
Wintermonate bereits vor Jahrtausenden
Felle trugen. Historiker rechnen den
Kürschner zu den ältesten Handwerks-
berufen überhaupt.
Pelz stimuliert die Sinne
„Wie kein anderes Material stimuliert
Pelz die Sinne. Schon die erste Berüh-
rung weckt Verlangen nach mehr“, er-
klärt Kürschnermeister Werner Führer
vom Koblenzer Pelzhaus Schmidt. Er
hebt den Flauschcharakter und die
Leichtigkeit der Pelzmode in dieser Sai-
son hervor. Feh, Hamster, Samt-Nerz
und Wiesel wiegen nur wenig mehr als
1000 Gramm. Modisch aktuell bleiben
Wendejacken. Fell außen, Fell innen –
stets nach Lust und Laune. Samtwiesel
mit Softsilk.
Sealjacke mit Tibetlammbesatz
Martina Stertz aus Koblenz setzt aus
Überzeugung bevorzugt auf solche Pelz-
materialien, die aus der Fleischproduk-
tion, der heimischen Jagd oder Schäd-
lingsbekämpfung anfallen, wie etwa
Lamm, Kanin, Rotfuchs, Wiesel, Seal
oder Bisam. Die 34-jährige, die von
Kindesbeinen an in der elterlichen Kür-
schnerwerkstatt stand und 1992 ihr Ge-
schäft eröffnete, kombiniert Fell mit
Stoff zu ausgefallenen Kreationen.
Zur diesjährigen Frankfurter Pelz-
messe wurden zwei ihrer Kollektio-
nen ausgezeichnet. Dazu gehören
Sealjacken und –mäntel mit Besatz
aus langhaarigem Tibetlamm und pas-
senden Handtaschen und Kaninjacken
mit Hamsterdruck.
Nobel in Zobel
Kürschnermeister Dieter
Runge aus Koblenz be-
tont, dass sich Kunden
„ihren Pelz wieder et-
was kosten lassen. Der
Trend geht zu edlen
Materialien wie Nerz,
Persianer, Breit-
schwanz
und
Zobel. Die Kombination mit Stoff, von
Seide bis hin zu Hightech-Stoffen mit
Glanzeffekt ist nach wie vor ein Thema“,
erklärt der Koblenzer, der vor fünf Jah-
ren mit seiner Frau Brigitte, ebenfalls
Kürschnermeisterin, sein Ge-
schäft er-
öffnete.
Als
Trend-
farben
nennt er Schwarz, Grau sowie Beige-
töne, vom Wollweiß bis zu mittleren
Holztönen.
Pelzige Accessoires
„Pelzmode erfüllt denWunsch nach Ge-
borgenheit, Wärme, Schutz und Weich-
heit“, so Martin Bosch aus Linz. Der
Kürschnermeister und Diplom-Schnitt-
techniker weiß, dass Pelz sportiv, ele-
gant, puristisch und einfach, aber auch
luxuriös wirken kann. „Der Kunde be-
stimmt seine Mode, alles ist möglich
vom flachen Persianer bis zum volumi-
nösen Fuchs“. Bosch verweist auf das
Angebot an Pelz-Accessoires:
Schals, Manschetten, Stolen,
Boas und sogar Taschen aus
Fell. Große Pelzkragen in
neuen Verarbeitungstech-
niken verleihen schlich-
ten Mänteln und Jacken
einen individuellen
Touch.
Zahlen
rund ums
Kürschner-
handwerk
Die letzte Erfas-
sung des Statisti-
schen Bundesam-
tes Bad Ems da-
tiert vom 31.12.
1997. Danach gab es
1.191 Kürschner-
betriebe, davon 1.021
in den alten und 170
in den neuen Bun-
desländern. Im nörd-
lichen Rheinland-
Pfalz sind 17
Kürschnerbetriebe
in die Handwerks-
rolle der HwK
eingetragen. Zur
Zeit erlernen fünf
junge Leute, darun-
ter drei Mädchen
das Kürschner-
handwerk. Ein Lehrling hat
seine Ausbildung 1999 begonnen.
Nach Regen und Schnee, Pelz auf einen Bügel hängen und trocknen lassen.
Nie in Heizungsnähe aufbewahren, weil das Fell verfilzt
Staub einfach ausschütteln
Vorsicht vor allem, was scheuert
Schnallen an Taschen können Kahlstellen verursachen
Lvendel, Nelken oder Teakholz halten Motten fern
Pelzkosmetik: Exklusive Tipps für unsere Leser
Vom Kürschner
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