Handwerk im Sommer vom 30. Juni 2000 - page 7

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Weiß, wovon er bei der Ausbildungsthematik spricht: HwK-Präsident Karl-Heinz Scherhag
(MdB), selbständiger Kfz-Mechanikermeister, bildet selbst seit 38 Jahren Jugendliche aus.
Zur Zeit „starten“ in seinemUnternehmen 15 Lehrlinge in ihre berufliche Zukunft, darunter
vier ausländische Jugendliche aus vier unterschiedlichen Heimatländern.
Nikki ist sechs Jahre alt, jung, hübsch und
blondmähnig. Daß sie außerdem einen Pferde-
schwanz trägt, paßt vollkommen ins Bild, denn
Nikki ist – eine Pferdedame. An diesem Nach-
mittag braucht sie mal wieder ein paar neue
„Schuhe“. Keine Massenproduktion, sondern
maßgefertigt. Von Karl Mallmann - Bopparder
Schmiedemeister und einer der wenigen Huf-
schmiede, die es noch gibt. Nikki ist ausgespro-
chen brav; sie kennt die gesamte Prozedur schon,
denn Hufpflege und Erneuerung der Hufeisen
stehen alle sechs bis acht Wochen auf dem Plan.
Auf einem Eisentisch hat sich Karl Mallmann,
die notwendigen Werkzeuge bereitgelegt. Mit
einer Nietklinge biegt er die versenkten Nagel-
enden am Huf hoch und zieht mit der Abnehm-
zange das Eisen vom Huf ab. Dann wird ausführ-
lich „pedikürt“. Hat er nicht Angst, das Tier zu
verletzen? Mallmann lacht: „Man muß halt die
Anatomie des Pferdefußes kennen, ein bißchen
Fingerspitzengefühl und vor allem viel Erfah-
rung besitzen, dann kann kaum etwas passieren.“
Und Erfahrung besitzt er nach über 40 Jahren im
Beruf, den er beim Vater in den 50er Jahren
erlernte.
Rotglühend wird das Eisen auf den Huf
gepreßt. Gearbeitet wird stets nur am abge-
storbenen Horn. Das Aufbrennen sorgt
dafür, daß das Eisen möglichst paßgenau
am Huf sitzt. Ein bißchen paßt Karl Mall-
mann auf dem Amboß das Eisen noch an,
dann kann er es aufnageln.
Die ausführliche Reportage lesen Sie in
Handwerk special am 13. August.
Weitere Adressen von Hufschmieden:
Uwe
Neif
in 56271 Mündersbach;
Albert Lönartz
in 56626 Andernach;
Markus Rickus
in
56290 Beltheim;
Norbert Sander
in 53547
Roßbach;
Robin H. Crofoot
in 56595
Hüffelsheim;
Kay Meckes
in 56242
Marienrachdorf;
Hans Helmut Müller
in
57632 Rott;
Roland Biesenbach
in 56288
Zilshausen;
Friedhelm Strub
in 56244
Helferskirchen;
Ralf Scheibner
in 55469
Rayerschied;
Thomas Ochsmann
in 65558
Flacht;
Dirk Geppert
in 56290 Lütz;
Erhard
Hanz
in 56459 Rotenhain;
Loic Entwistle
in
55595 Wallhausen;
Detlef Werner Voigt
in
56858 Neef;
Lothar Walter
in 55765
Ellweiler;
Richard Nowak
in 56414 Bilkheim
Immer wieder klagen Vereine und Organisationen
heute darüber, daß die Bereitschaft zur Übernah-
me ehrenamtlicher Tätigkeiten stetig abnimmt,
wichtig auch für die Förderung des Nachwuchses,
die sinnvolleArbeit mit Jugendlichen. In einemGe-
spräch äußerte sich Karl-Heinz Scherhag, Präsi-
dent der Handwerkskammer Koblenz und MdB,
über die Situation des Ehrenamts im Handwerk.
G
ibt es im Handwerk vergleichbare Tendenzen?
N
ein, glücklicherweise nicht, denn das Ehrenamt
spielt schließlich im Handwerk eine ganz beson-
dere Rolle. Die Bereitschaft, Ehrenämter zu über-
nehmen, ist erfreulich ungebrochen. Ohne sie funk-
tionierte beispielsweise die Selbstverwaltung des
Handwerks nicht.
W
ie sieht es mit dem Ausbildungssektor aus? Ist
hier das Ehrenamt ähnlich unabdingbar?
N
ehmen Sie nur einmal die Innungen, die an sich
ja völlig ehrenamtlich organisiert sind, bis hin zum
Obermeister. In jeder der rund 170 Innungen gibt
es auch einen Lehrlingswart, der wie die Mitglie-
der des Vorstands in dieses Amt gewählt wird und
es ehrenamtlich ausübt. Er kommt aus der Praxis
heraus, hat einen eigenen Betrieb, bildet selber aus,
kennt also die Probleme, mit denen er es zu tun
hat, aus der unmittelbaren Anschauung.
W
elches ist die wesentliche Aufgabe eines
Lehrlingswarts?
E
r – oder auch sie – ist der geeigneteAnsprech-
partner für alles, was mit Ausbildung zu tun
hat. Als solcher informiert er beispielsweise
über die Ausbildungsmöglichkeiten in seinem
Handwerk, schaltet sich bei eventuell auftre-
tenden Problemen zwischen Betrieb undAus-
zubildenden ein, bleibt in Kontakt mit der Be-
rufsschule, verbindet Praxis und Theorie. Er-
wähnen möchte ich auch den mit den inhaltli-
chen Fragen von Lehre und Ausbildung be-
schäftigten Berufsbildungsausschuß der HwK,
der gleichfalls ehrenamtlich besetzt wird.
S
ind damit alle ehrenamtlichenAktivitäten bei
der Ausbildung im Handwerk angesprochen?
E
inen wichtigen Faktor haben wir bisher noch
nicht angesprochen. Das sind die Prüfungsaus-
schüsse bei Zwischen- oder Gesellenprüfun-
gen. Sie sind zum großen Teil mit ehrenamt-
lich arbeitenden Handwerkern besetzt, die
aus einem großen Erfahrungsschatz schöp-
fen und die Leistungen der Auszubildenden
objektiv und umfassend bewerten können.
W
eshalb engagieren sich die Handwerker
auch ehrenamtlich gerade im Ausbildungs-
sektor so erfreulich stark?
D
ieses Engagement beweist, wie wichtig ih-
nen, durchaus der stets notwendigen personel-
len Erneuerung in den Betrieben eingedenk,
die Verantwortung für die Jugend, für deren
Ausbildung generell und in schwierigeren Zei-
ten speziell ist. Nicht umsonst ist das Hand-
werk ein solch wichtiger Faktor in Sachen
Ausbildung; es braucht selber möglichst gut
und eben auchmit ehrenamtlichemEinsatz aus-
gebildete Kräfte. Da muß man heute schon für
morgen vorsorgen, gerade weil für die kom-
menden Jahren absehbar ist, daß mit schwä-
cher werdenden Jahrgängen die Zahl der mög-
lichen Lehrlinge erheblich zurückgehen wird.
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