Handwerk Special Nr. 68 vom 5. Mai 1999 - page 9

Die eigeneAktiengesellschaft
Kommt die „HandwerkAG“? Unternehmer, Börsianer, Banker antworten.
Harry Krischer: Der Schrei-
nermeister aus Oberzissen in
der Eifel hat vier Patente
entwickelt, die er auch auf
der Messe am Rhein aus-
stellt, will bundesweit als
Franchise-Geber auftreten
und hat große unternehmeri-
sche Ziele für die Zukunft:
Sein Unternehmen, die
Krischer Fensterbau GmbH.,
will er in eine Aktiengesell-
schaft (AG) umwandeln.
Mit ihrer Einrichtung führen
Häuser nicht nur ein „Innenle-
ben“ - ihre äußereErscheinung
spricht eine ebenso klare Spra-
che. Architektur, Baumateri-
al, Farbe, Putz, Fenster. „Fen-
ster sind die Augen eines Hau-
ses“ sagt man. Schreinermei-
ster Harry Krischer aus Ober-
zissen in der Eifel hat diesen
Augen einenneuenBlick „ver-
paßt“ und dem traditionellen
Baustoff Holzmit neuen Ideen
undmodernstenBearbeitungs-
methoden eine neue Perspek-
tive eröffnet.
Doch nicht nur seine paten-
tierten Produkte - neben den
Fensterngehört dazu auch eine
selbstentwickelte„Design-Tür“
- haben Zukunftspotentiale.
DasganzeUnternehmen„krem-
pelt“ der junge Handwerks-
meister um: Vertriebssysteme
in ganz Deutschland will er
aufbauen, die Mitarbeiter am
Umsatz beteiligen, mit ande-
ren Unternehmen seiner Bran-
che bundesweit zusammenar-
beiten. Idealvorstellung und
Ziel sind die Umfirmierung in
eine Aktiengesellschaft. Da-
mit würde erNeuland imnörd-
lichen Rheinland-Pfalz betre-
ten, denn hierzulande gibt es
nochkein„UnternehmenHand-
werk AG“.
Auf dem Weg dahin hat der
Oberzissener die erstenSchrit-
te getan, ein weites Stück liegt
noch vor ihm. „Doch wir ha-
ben klare Vorstellungen, die
werden jetzt Punkt für Punkt
abgearbeitet.“Die„praktische“
Seite steht jedenfalls: Ein Pa-
tentschützt dasHolzfenster der
Zukunft ausOberzissen. Jüng-
ster Sprößling, ebenfalls pa-
tentgeschützt, ist eine Tür aus
Holz, die wie ein Schiffskör-
per aus einer Außenhaut und
inneren Spanten aufgebaut ist.
Das sieht toll aus, spart Ge-
wicht und isoliert besser.
Daß Harry Krischers Träume
schon in naher Zukunft Wirk-
lichkeit werden können, spie-
geln auf jeden Fall die Unter-
nehmenseckdaten wider: er-
wirtschaftetendie 20Mitarbei-
ter vor zwei Jahren bereits drei
Mio. Mark, konnte das Unter-
nehmen den Umsatz 1998 auf
vier Mio. Mark verdoppeln.
Der durch das 1989 gegründe-
te Unternehmen eingeschlage-
ne Expansionskurs wird sich
fortsetzen - da ist sich Fenster-
bauerKrischersicherundnennt
die Gründe: Die Schwächen
bisheriger Holzfenster hat er
beseitigt,das„ökologischeBau-
zeitalter und die vielfältigen,
individuellenGestaltungsmög-
lichkeiten kommen seinem
Fenstertyp „modul 4“ entge-
gen. „Das Fenster läßt sich ko-
stengünstiger herstellen, ist
qualitativ überlegen und sieht
besser aus“.
Zu sehen auch auf der MESSE
AMRHEIN:Handwerksmesse
Koblenz, in Halle 11, Stand
1156.
Am 8. Mai um 10 Uhr dreht
sich in der Koblenzer Rhein-
Mosel-Halle alles um Aktien,
AG´s und den Mittelstand.
Die Handwerkskammer Ko-
blenz lädt im Rahmen der
Handwerksmesse Koblenz
Handwerksmeister und am
Thema Interessierte zur
Fachveranstaltung „Das
Unternehmen Handwerk
AG“ ein.
Es wird eine von zahlreichen
Premierender99erHandwerks-
messe in Koblenz sein: Zur
Veranstaltung „Das Unterneh-
men Handwerk AG“ - einer in
dieser Formbisher bundesweit
einmaligenVeranstaltung-wer-
den hochkarätige Referenten
erwartet: Werner Böhnke, Bank-
direktor undMitglied des Vor-
standes der Westdeutschen
Genossenschafts- undZentral-
bank (WGZ), Heiner Kamps,
Handwerksmeister und Vor-
standsvorsitzender der Kamps
AGDüsseldorf sowie Dr. Det-
lef Irmen, Geschäftsführer der
Rheinisch-Westfälischen Börse
Düsseldorf, werden über Per-
spektiven, Erfahrungen und die
künftigeRolle vonMittelstands-
Aktien in der deutschen Aktien-
landschaft sprechen.
Eröffnet wird die Veranstaltung
durchErnst Eggers, Staatssekre-
tärimrheinland-pfälzischenWirt-
schaftsministerium und Karl-
Heinz Scherhag (MdB), Präsi-
dent derHandwerkskammerKo-
blenz. Durch die Veranstaltung
und die zu ihr gehörende Podi-
umsdiskussion führt José Maci-
as, Chefredakteur bei der Ver-
lagsanstalt Handwerk, Düssel-
dorf.
In Deutschland gibt es mehr als
500.000 Unternehmen mit der
Rechtsform „GmbH“, vorzugs-
weise aus dem Mittelstand. Ge-
radezu bescheiden muten dem-
gegenüber die rund 4.000 Akti-
engesellschaften an, darunter
nichtmehralseinDutzendHand-
werksbetriebe. Dieses Bild paßt
sich in die Grundbeurteilung der
deutschen Aktienkultur nahtlos
ein: Hier ruht ein riesiges Poten-
tial. Für die kommenden Jahre
wird, so Banken und Börsen,
Bewegung indie hiesigeAktien-
landschaft kommen.
Mittelstand an die Börse!
MittelständischeBetriebe gehen
an die Börse, Anleger gehen mit
-sodieZukunftsaussichten.„Mit
derAktiengesellschaftbietetsich
den Unternehmen eine ausge-
zeichnete Form der Kapitalbe-
schaffung, betriebswirtschaftli-
che Abläufe werden optimiert,
die Unternehmensübergabe er-
leichtert“, soBäckermeisterHei-
ner Kamps zu seinen Gründen,
mit der Kamps AG an die Börse
zu gehen. Und der Handwerker
weiß, „daß sich hier demMittel-
stand ein riesiges Potential bie-
tet, daß er nutzen muß“. Denn
das Ansehen von Produkten und
Dienstleistungen aus dem hand-
werklichen Bereich ist über die
Grenzen hinaus groß, Handwerks-
arbeit „made in germany“ ge-
nießt weltweites Ansehen - gute
VoraussetzungenfürsolideWachs-
tumstitel, die von Investorenund
Anlegern gesucht sind. Kamps
belegt diese Aussagen mit sei-
ner Erfolgsstory: Seit einemJahr
an der Börse, hat sich der Kurs
vervierfacht, der Umsatz soll
bald eine Mrd. Mark betragen.
„Stimmt die Story, läßt sich jede
Branche verkaufen - ob Friseur,
Fleischer oder Tischler“, so der
erfolgreicheHandwerksmeister.
„Kleine AG“ erfolgreich
Nicht nur börsennotierte, „gro-
ße“ Aktiengesellschaften bedie-
nen sich der Vorteile, die sich
mit dem Kürzel AG verbinden.
GerademittelständischenUnter-
nehmen bietet sich die Rechts-
form einer „Kleinen AG“ an.
Gründe sind die Vereinfachung
bei derGründungundderHaupt-
versammlung, eine Mitbestim-
mung durch den Aufsichtsrat
entfällt. Die prinzipielle Durch-
sichtigkeit und Offenlegungs-
pflicht gilt auch für den „kleine-
ren Bruder“ - jedoch ohne nota-
rielle Aufsicht. Das spart Ko-
sten. Nachteil gegenüber der
GmbH: Die Kapitaleinlage be-
trägt mindestens 100.000 Mark.
Zumumfangreichen Beratungs-
angebot der HwK Koblenz ge-
hört auch die „fachliche Rük-
kendeckung“ auf dem Weg zur
„AG“. Die Vorteile, die sich mit
demKürzelverbinden,sindüber-
zeugend: Betrieben fließt neues
Kapitalzu,dasanKapazitätsgren-
zen eine weitere Expansion er-
möglicht,Mitarbeiter-Aktienschaf-
fen Motivation, die Unterneh-
mensübergabe wird vereinfacht.
Unternehmensanteilewerden an
den Nachfolger übertragen - das
sichert klareVerhältnisse imBe-
trieb und eine Aufbesserung der
Altersvorsorge für den ausschei-
denden Handwerksmeister.
Informationen zur Veranstaltung
gibt die HwK-Betriebsberatung:
Tel.: 0261/398-249, Fax: -994.
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