Projekt stärkt gestalterisches und handwerkliches Können
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Nr. 190
13. Juni 2015
www.handwerk-special.deEigene Ideen umsetzen
Martin Münch und Alexander Reichling sind, wie die anderen
17 jungen Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Lehrlinge im
zweiten Ausbildungsjahr. Bis zur Gesellenprüfung haben sie
noch einige Ausbildungsinhalte vor sich, doch was die Nach-
wuchshandwerker bereits jetzt können und „draufhaben“,
zeigen sie im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung in
einem Projekt von Handwerkskammer (HwK) Koblenz und Be-
rufsbildender Schule (BBS) Lahnstein: Eigene gestalterische
Ideen sind gefragt, die anschließend handwerklich umgesetzt
werden.
Projekt fördert Fliesenlegerlehrlinge bei Gestaltung und Fertigung
der Bearbeitung und natürlich
auch bei den Ansprüchen der
Kunden“. Auch diesem Aspekt
wurde in der Umsetzung ein-
zelner Wandbereiche im Dünn-
bettverfahren unter dem Einsatz
von großformatigen Fliesen
Rechnung getragen.
Großflächige Fliesenplatten,
einige ein mal einMeter groß (!)
und so schwer, dass sie nur mit
Spezialsaugnäpfen aufgenom-
menundverlegtwerdenkönnen,
liegen imTrend. Und auch beim
Einsatz von Hightech in der
Materialbearbeitung glänzt das
Fliesenlegerhandwerk: Platten
werden mit Wasserstrahl ge-
schnitten – auf den Hundertstel
Millimeter genau und materi-
alschonend. „Bevor dieses Ver-
fahren eingesetzt werden kann,
müssen die Lehrlinge verstehen,
was dabei im Material vor sich
geht, welches Verfahren für
welches Gut eingesetzt werden
kann, wie das Schneiden grund-
sätzlich funktioniert.“ Deshalb
gilt auch hier im Projekt: Flie-
senbearbeitung mit klassischen
Werkzeugen und per Handmüs-
sen zunächst erlernt werden.
SoentstehtunterdenHändenvon
AlexanderReichlingmitgeübten
Handgriffen ein Ausschnitt in
Kreisform, der mehrere Fliesen
einschließt.Gefühl,Kraftundein
gutes Auge / Ohr sind gefragt.
Das alles hat der 23-Jährige, der
im Fliesenlegerfachbetrieb von
Peter Hundhausen (Birken-Ho-
nigsessen, Landkreis Altenkir-
chen) ausgebildet wird. Seine
Arbeit beeindruckt und das in
einer Koje gefertigte Badezim-
mer ist nicht nur handwerklich
ein Augenschmaus, sondern
auch in Gestaltungsfragen. Die
Gesellenprüfung bestehen und
anschließend „noch eins, zwei
Jahre im Betrieb Erfahrungen
sammeln, dann denMeisterbrief
machen“, nennt Reichling seine
Pläne für die Zukunft.
Ganz ähnlich klingt das bei
Martin Münch aus Bad Neuen-
ahr-Ahrweiler. Auch er hat seine
Idee innerhalb des Projektes
in Fakten umgesetzt – hoch-
wertig und gekonnt. „Unsere
Jugendlichen sind fachlich sehr
weit und die von uns gesetzten
Ausbildungsinhalte fördern die
Entwicklung, deren Grundlage
die Betriebe legen“, beschreibt
Sascha Sahli für die Ausbildung
bei der HwK wie auch in der
BerufsschuledenLeistungsstand
des Fliesenlegernachwuchses.
Der 18-jährige Martin Münch
wird imFamilienbetriebmit sei-
nen elfMitarbeitern ausgebildet,
den er später übernehmenmöch-
te – natürlich mit Meisterbrief!
Eltern und Ausbilder werden
an diesem Tag nach Koblenz
zur HwK kommen und sich
ansehen, was unter den Händen
der Jugendlichen entstanden ist.
Verstecken muss sich niemand
und so fördert das Projekt nicht
nur die fachlichen Fertigkeiten,
sondernauchdasSelbstbewusst-
sein und macht stolz.
Die Idee der Projektinitiato-
ren, Christof Wenz (BBS)
und Sascha Sahli (HwK): Die
Lehrlinge sollen sich mit der
Gestaltung eines Bades nach
eigenen Vorstellungen ausein-
andersetzen und anschließend
in einer Arbeitsprobe umsetzen.
Aus der Theorie in die Praxis
in acht Tagen und auf wenigen
Quadratmetern – so lässt sich
das Projekt knapp beschreiben.
Ideale Voraussetzungen bieten
dabei die Ausbildungswerkstät-
tenderHwKKoblenz,woausder
IdeeWirklichkeitwird. Undwas
füreine!„Wirsindbegeistertvon
den Bädern, die hier in wenigen
Tagen sowohl im Dickbett- als
auch imDünnbettverfahren ent-
standen sind“, bringen es Wenz
und Sahli auf den Punkt. Dabei
wurde in Teilbereichen bewusst
auf ein traditionelles Erstel-
lungsverfahren (Dickbett) in
diesem Beruf zurückgegriffen.
„Eine Grundlagenvermittlung
ist wichtig und ohne das Ba-
siswissen wird es auch keine
Spezialisierunggeben“,machen
die Initiatoren deutlich, die
großen Wert auf eine enge und
gute Zusammenarbeit zwischen
Berufsschule und Handwerks-
kammer legen. „Unser Hand-
werk entwickelt sich permanent
weiter – in Gestaltungsfragen
wie auch dem Materialeinsatz,
Martin Münch beim Erstellen seiner Arbeitsprobe, die
er selbst entworfen hat.
HwK-Ausbildungsmeister Sascha Sahli (links) mit
Lehrling Alexander Reichling.
So sind die entworfenen und ge-
bauten Bäder im Bauzentrum
der HwK nicht nur Ausstel-
lungsstücke, sondern regen auch
zum Gespräch zwischen Aus-
bildungsbetrieben, Verantwort-
lichen von Handwerkskammer
und Berufsschule, Prüfungs-
ausschüssen und denLehrlingen
an – in entspannter Atmosphäre
am Arbeitsplatz und bei einer
Tasse Kaffee. „Uns sind nicht
nur die Ausbildungsinhalte in
derVermittlungandieLehrlinge
wichtig, wir erklären sie auch
den Betrieben und das Echo ist
durchweg positiv“, freuen sich
Sahli und Wenz am Ende des
erfolgreichen Projektes, das sie
künftig ausbauen wollen.
Alexander Reichling bei der Fer-
tigstellung seiner Arbeitsprobe.
Lehrlinge des 2. Ausbildungsjahres im Fliesenlegerhandwerk, die im Rahmen eines Projektes Bäder ent-
warfen und dann handwerklich umsetzten, rechts die Projektinitiatoren Christof Wenz und Sascha Sahli.