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Wettbewerb und Projekte für mehr Gesundheit im Handwerk

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Nr. 190

13. Juni 2015

www.handwerk-special.de

Den Lärm ausschalten: BG Bau und HwK arbeiten im präventiven Bereich zusammen

Lärmschwerhörigkeit ist laut Bundesanstalt für Arbeits-

schutz und Arbeitsmedizin die am häufigsten anerkannte

Berufskrankheit in Deutschland. Um bereits Lehrlinge aus

Bauberufen für das Thema zu sensibilisieren, haben die

Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) und die

Handwerkskammer (HwK) Koblenz gemeinsam einen „Tag

gegen Lärm“ durchgeführt, der in Vorführungen nicht nur in-

teressante, sondern auch so nicht zu erwartende Ergebnisse

zum Lärm lieferte.

WieweitmusssichderStraßen-

bauerlehrling mit Schallmess-

gerät von der Kreissäge entfer-

nen, bis auf der Skala ein Wert

von 85 dB erscheint, der nicht

mehr gesundheitsschädigend

ist? Meter um Meter trennen

Lärmquelle und Messege-

rät und keiner unter den 30

Lehrlingen aus verschiedenen

Bauberufen hatte mit einer Di-

stanzgerechnet, die schließlich

knapp 15 Meter beträgt. So

wird nicht nur über Fakten,

sondern auch sehr anschaulich

auf das Problem Lärm hinge-

wiesen, „das nicht immer als

das wahrgenommen wird, was

es ist: Der Auslöser für eine

ernsthafteBerufserkrankung“,

macht ChristophZeilinger von

der Präventionsabteilung der

BG Bau in Koblenz deutlich

und ergänzt: „Wenn das Ge-

hör massiv geschädigt ist, ist

das kein temporäres Ereignis,

sondern dauerhaft! Hier gibt es

keine Heilung“.

Insofern gilt es, zu sensibili-

sieren und zu schulen. Dabei

verlassen sichBG-Experten und

HwK-Ausbildungsmeister nicht

nur auf gute Worte, sondern

hinterlegen das Wissen um die

Gefahr, die sich aus Lärmergibt,

auch in praktischen Versuchen

direkt vor der HwK-Ausbil-

dungshalle. Kreissäge, Rüt-

telplatte oder Bohrhammer

kommen zum Einsatz und

verschiedene Möglichkeiten,

dasGehör vor dementstehenden

Lärmzuschützen,werdenerklärt

und ausprobiert. Das Messgerät

beschreibt ungeschönt Zahlenzu

dem, was hier akustisch in der

Luft liegt und auf dasGehör wir-

ken würde, wenn entsprechende

Schutzmaßnahmen vernachläs-

sigt werden. Dabei wird eine

Baustellensituation simuliert,

wie sie alltäglich ist: Mehrere

Geräte laufen zeitgleichundver-

ursachen Lärm, in das Szenario

fällt eine große Metallplatte auf

denBetonbodenund liefert quasi

das Infernal an Lärm.

„Schulungen wie diese führen

wir seit Jahren mit der Berufs-

genossenschaft durch“, erklärt

und handfesten Tatsachen,

was Schutzmaßnahmen ein-

schließt. Denn auch hier gibt

es, dank ständiger technischer

Weiterentwicklung, immer

bessere Methoden, den Lärm

auszuschalten.

Mehr Informationen zur

Prävention bei Lärmbeläs-

tigung auf Baustellen gibt

die BG Bau unter Tel. 0800/

8020 100 (kostenlos).

Gesundes Handwerk

Dem Gesundheitsma-

nagement am Arbeits-

platz kommt – auch im

Handwerk – immer mehr

eine Schlüsselrolle bei

der Unternehmens- und

Personalplanung zu. Die

Handwerkskammer (HwK)

Koblenz unterstützt ihre

Mitgliedsbetriebe beim

Aufbau entsprechender

Angebote für Mitarbeiter

und bei der Einführung

ganzheitlicher Projekte.

Wie sich das Handwerk für das

Wohl der Mitarbeiter engagiert,

zeigte sich auch in der neuen

RundedesWettbewerbs„Gesun-

de Betriebe“, bei der auch zwei

Handwerksunternehmen auf

dem Siegertreppchen standen:

derBetriebvonFriseurmeisterin

Petra Eifler (Mülheim-Kärlich)

und das Autohaus Andre (Edi-

ger-Eller).

Die Aktion geht auf eine Idee

der InitiativeRegionMittelrhein

zurück, indie sich auchdieHwK

einbringt.DierichtigeErnährung

ist dabei einBausteineines ganz-

heitlichen Konzepts, das inzwi-

schenauch invielenHandwerks-

unternehmen angekommen ist.

Und wenn sich wegen der oft

überschaubaren Betriebsgrößen

nicht lohnt, eigene Systeme

zu entwickeln, hilft die HwK

Koblenz – beispielsweise mit

ihren Kontakten zum Mainzer

Gesundheitsministerium oder

durchdieOrganisationvonNetz-

werken, in denen sich Betriebe

gegenseitigunterstützenkönnen.

„Wir sind alle gemeinsam dafür

verantwortlich, dass Prävention

ankommt: bei denArbeitgebern,

den Arbeitnehmern, der Politik,

derMedizin, denKammern, den

Bildungsorganisationen – letzt-

lich bei jedem einzelnen von

uns“, betonte HwK-Präsident

Kurt Krautscheid und verwies

auf das Projekt „Handwerk vital

& demografiefest“, das vom

MinisteriumfürSoziales,Arbeit,

Gesundheit und Demografie

Rheinland-Pfalz gefördert wird

und vielfältige Unterstützung

anbietet.

Außerdemhat dieHwKKoblenz

in Zusammenarbeit mit der IKK

Südwest ein umfassendes Pro-

gramm für Handwerksbetriebe

auf die Beine gestellt: Die Pro-

gramme umfassen die Themen

Rückengesundheit, gesunde

Ernährung, Stressprävention,

gesunde Führung für Betriebs-

Wettbewerb „Gesunde Betriebe“ / HwK unterstützt Betriebe

Die Handwerkskammer

(HwK) Koblenz hat zusam-

men mit dem Versorgungs-

werk des Handwerks einen

Schutzschirm für Auszubil-

dende „gezimmert“. Alle

Lehrlinge und Umschüler,

die sich im ersten Jahr ihrer

Ausbildung befinden und

deren Vertrag bei der HwK

Koblenz eingetragen ist,

sind ab 1. Mai 2015 Mit-

glied einer Gruppenunfall-

versicherung.

Die Versicherung umfasst

Unfälle im privaten und

betrieblichen Bereich und

deckt Invalidität, Bergungs-

kosten oder kosmetische

Operationen ab. Zudem gibt

es ein Krankenhaustage-

geld, sollte eine stationäre

Aufnahme notwendig sein.

Der Schutzschirm bedeutet

Wertschätzung der jungen

Handwerker und die Absi-

cherung einer beruflichen

Entwicklung im und mit

dem Handwerk.

Unfallversicherung

für Lehrlinge

Info-Tel. 0261/ 398-351

inhaber undUnternehmerfrauen

sowie das Thema Suchtpräven-

tion bei Auszubildenden. Rund

30Unternehmen, Einrichtungen

und Behörden aus dem nörd-

lichen Rheinland-Pfalz haben

sich am Wettbewerb „Gesunde

Betriebe“ beteiligt. Demogra-

fischeEntwicklung,Gefahreines

Fachkräftemangels und nach-

haltige Personalentwicklung:

Das sind die Themen, um die

Freuen sich über die Auszeichnungen im Wettbewerb

„Gesunde Betriebe“ (von links): Martin Andre, Mitin-

haber und Werkstattleiter im Kfz-Betrieb Andre aus

Ediger-Eller (mit Sohn), Iris Leisenheimer vom Fach-

beirat, Friseurmeisterin Petra Eifler und HwK-Projekt-

verantwortliche Mareile Wilbert.

MartinGillesvonderHwK.„Wir

vermitteln nicht nur fachliche

Inhalte im Rahmen der überbe-

trieblichenAusbildung, sondern

nutzen auch die Anwesenheit

von Jugendlichen aus verschie-

denen Handwerksbetrieben in

unseren Zentren, um sie hier auf

arbeitsmedizinischeundgesund-

heitliche Aspekte aufmerksam

zu machen und aufzuklären.“

Nicht mit demerhobenenZeige-

finger, sondernmitMessgeräten

Gehörschutz im Ohr und das Messerät liefert kon-

krete Zahlen zur Lautstärke der Arbeit mit dem Bohr-

hammer – so erlebten jüngst Lehrlinge der Baube-

rufe den „Tag des Lärms“ in Theorie und Praxis.

es nicht nur den teilnehmenden

Betrieben immer wieder geht.

Denn Unternehmer sehen ihre

Mitarbeiter immer öfter als

ihre wertvollste Ressource, die

es zu pflegen gilt. Da reicht es

nicht, einen Zuschuss für eine

Mitgliedschaft im Fitnessstudio

zu geben. Das Spektrum reicht

bis zur Mitgestaltung von Maß-

nahmen durch die Mitarbeiter.

Entsprechend hoch war die

Qualität der Bewerbungen und

die elfköpfige Jury aus den Be-

reichen Gesundheitswirtschaft,

Medizin, Wissenschaft und So-

zialversicherung hatte die Qual

derWahl.Ausgezeichnetwurden

dieBewerber indreiKategorien:

kleine Betriebe bis 50 Mitarbei-

ter, mittelgroße Betriebe bis 250

Mitarbeiter und große Betriebe

ab 251 Mitarbeiter.

In der kleinen „Gruppe“ errang

Monte Mare in Andernach den

Sieg, gefolgt von den beiden

Handwerksbetrieben und dem

Sportbund Rheinland.

Infos zum Thema „Gesund-

heit im Betrieb“ gibt die HwK,

Tel. 0261/ 398-327, mareile.

wilbert@hwk-koblenz.de