Handwerk Special Nr. 170 vom 25. Mai 2013 - page 7

Handwerk international: Zusammenarbeit über Grenzen hinweg
7
Nr. 170
25. Mai 2013
Wissenschaft trifft Handwerk: Regionaler Wissenschaftspool Balkan zu Mittelstand und Umwelt gegründet
Die Zusammenarbeit mit
wissenschaftlichen Ein-
richtungen in Südosteu-
ropa (SOE) über die Pro-
jekte der Handwerkskam-
mer (HwK) Koblenz hat
Tradition. Bereits im Jahr
2008 wurde an der zweit-
größten bulgarischen
Universität Plovdiv das
Mittelstandsinstitut Bal-
kan ins Leben gerufen.
Jetzt gründeten die Partner-
organisationen den Wissen-
schaftspool Balkan mit den
Schwerpunkten Mittelstand
und Umwelt. Ursprüngliches
Ziel war, die Themen Hand-
werk und Mittelstand den
Studierendennäher zubringen.
In Vorlesungszyklen wurden
als Ergänzung zum regu-
lären Unterricht betriebs- und
volkswirtschaftliche Themen
behandelt. Referenten waren
Wissenschaftler aus Deutsch-
land, aber auch Politiker und
Ehren- oder Hauptamtsträger
aus den Organisationen der
Wirtschaft. Eine Umfrage zur
Rolle und zu den Perspektiven
des Mittelstandes in SOE wurde
durchgeführtundderenErgebnis
im Dezember 2012 auf einer
Regionalkonferenz in Tirana
vorgestellt und diskutiert.
Als erste Aufgabe stellte sich
der Pool die Erarbeitung einer
Studie zu den Besonderheiten
des Mittelstands in SOE,
deren Ergebnisse auf einer
internationalen Konferenz
unter Beteiligung politischer
Vertreter vorgestellt wer-
den sollen. Veranstaltungen
zum Schwerpunkt Umwelt
mit Erfahrungsberichten er-
folgreicher Unternehmer aus
Deutschland und SOE sowie
Lehrgänge für Unternehmer
und Existenzgründer zu be-
triebswirtschaftlichenThemen
sind in Planung.
Weitere Informationen zum
Engagement der HwK Ko-
blenz auf dem Balkan bei der
Ost-West GmbH der HwK,
Tel.: 0261/ 398-128, Fax:
Es ging um die Wurst . . .
Ihre Heimatstadt Hong
Cheon City liegt knapp 70
Kilometer von der Grenze
zwischen Nord- und Süd-
korea entfernt, 60 Kilome-
ter westlich befindet sich
die Hauptstadt Seoul. Aus
ihrer südkoreanischen
Heimat haben acht Flei-
scher einen weiten Weg
auf sich genommen,
um ihr Land und ihre
Wurst-Spezialitäten auf
der Internationalen Flei-
scherei-Fachausstellung
(IFFA) in Frankfurt/Main
zu präsentieren.
Internationales Wurst-Flair gab
es im Vorfeld im Zentrum für
Ernährung und Gesundheit der
Handwerkskammer (HwK) Ko-
blenz, wo Ausbildungsmeister
Manfred Altmeyer zusammen
mit seinen südkoreanischen
Kollegen asiatische Rezepte
und deutsche Verarbeitungs-
verfahren kombinierten und für
den Messeauftritt in Frankfurt
ganz frische Wurstwaren pro-
duzierten. Die internationale
Fleischer-Partnerschaft war
schließlich von Erfolg gekrönt,
denn zwölf Goldmedaillen
(von 14 möglichen!) verlieh die
Messe-Jurydensüdkoreanischen
Wurstwaren aus Koblenz.
In hauchdünne Scheiben ge-
schnittene Pilze, Chili und
Gewürze, die man eher selten
HwK: Deutsche und koreanische Fleischer arbeiten zusammen
In den Jahren 2011 bis 2013
erfuhr das Angebot eine Aus-
dehnung auf die Region SOE,
Vorlesungen fanden an der
Staatlichen Universität sowie
der Fachhochschule für Wirt-
schaft in der Republik Moldau,
an der Staatlichen Universität
in Podgorica/Montenegro, an
der neugegründeten Universität
in Prizren/Kosovo sowie an
der staatlichen Universität in
Skopje/Mazedonien statt. Das
Interesse der Lehrkräfte und
Studenten sowie die Möglich-
keiten, für Unternehmer und
ExistenzgründerBeratungenund
Lehrgänge anzubietenunddabei
die Zusammenarbeit zwischen
Wirtschaft und Wissenschaft zu
festigen, führten zur Gründung
eines permanenten internationa-
lenArbeitsteams unter demTitel
Wissenschaftspool Balkan.
An der Gründung in Plovdiv
beteiligtensichnebendemMittel­
standsbüroBalkanauchdeutsche
Hochschulen und südosteuro­
päische Universitäten in Bulga-
rien,Mazedonien, Albanien, Ko-
sovo, Montenegro und Moldau,
außerdem das Institut für ange-
wandtesStoffstrommanagement
auf dem Campus Birkenfeld
sowie das HwK-Zentrum für
Umwelt und Arbeitssicherheit.
Die Gründungsversammlung für den Wissenschaftspool
Balkan erfolgte Anfang Mai in der Universität Plovdiv.
Foto: Mittelstandsbüro Balkan
indeutschenFleischereien sieht:
Die Zusammenarbeit mit den
südkoreanischen Fleischern in
Koblenz ist nicht nur wegen
der sprachlichen Verständigung
etwas Besonderes, auch die Re-
zepturen oder dasAbschmecken
derWurstmassesindallesandere
alsnormal.„Scharf“–mitdiesem
einen Wort fasst HwK-Ausbil-
dungsmeisterManfredAltmeyer
die geschmackliche Ausrich-
tung asiatischer Wurstrezeptur
zusammen. Insgesamt zwölf
verschiedene Sorten wurden für
die IFFA vorbereitet. Die sehen
lecker und appetitlich aus, haben
es aber in sich. „Eine interessante
Mischung, wenn man asiatische
Rezepte und deutsche Zutaten
mischt, und sicherlich hätte das
Endprodukt auch hierzulande
schnell seineAnhänger“, spricht
Altmeyer seinen asiatischen
Kollegen und ihren Rezepturen
einKompliment aus, macht aber
auch klar: „Der Europäer mag es
aber eher mild.“
Für die acht Fleischer, darunter
einer sogar mit deutschem Mei-
sterbrief, ist Deutschland quasi
die Wiege guter Wurstkultur.
Im Umgang mit den Maschi-
nen zeigen sie sich geübt, sie
produzieren im Unternehmen
„K-Well Food“ in Hong Cheon
City nach deutschem Standard.
„Die Rahmenbedingungen hier
in Koblenz sind ausgezeichnet
und wir können uns optimal auf
dieMesse in Frankfurt vorberei-
ten“, übersetzt der mitgereiste
Dolmetscher die Antwort von
Fleischer Roh Shin Sup, der
die Wurstabfüllanlage bedient.
Dabei kombiniert er asiatische
Freundlichkeit und Ausdauer
mit deutscher Gründlichkeit:
Jeder Abschnitt Naturdarm mit
der eingefüllten Wurstmasse
wird am Lineal abgemessen.
Das dauert zwar etwas länger,
doch im Ergebnis dominiert
Maßgenauigkeit.Mit Choi Sung
Shin steht auch eine von zwei
Frauen am Produktionstisch des
HwK-Zentrums. Auch sie ist
begeistert von der technischen
Einrichtung in der Werkstatt
und dem Können der deutschen
Kollegen. „Die Atmosphäre ist
sehr freundlich und die Zusam-
menarbeit ausgezeichnet. Wir
sindzwarnichtlangeinKoblenz,
fühlen uns hier aber sehr wohl
und auch bereits heimisch“, sagt
sie begeistert.
Neben den handwerklichen As-
pektengeht es indenGesprächen
mit deutschenKollegen auchum
Fleischer aus Südkorea im Zentrum für Ernährung
und Gesundheit der HwK Koblenz.
die weltpolitische Einschätzung
imVerhältnis zumNachbarland
Nordkorea – was die Gäste aus
Südkorea aber etwas entspannter
sehen, als die ein oder andere
Nachrichtensendung vermuten
lässt. Seit 50 Jahren lebt man im
Spannungsfeld und die Phasen
aus Annäherung und Eskalation
wechseln sich ab. Das Säbelras-
seln des Nachbarn imNorden ist
momentan gut zu hören, Grund
zuwirklicher Sorge löst das aber
nicht aus. Dem setzen die süd-
koreanischenFleischereinStück
Normalitätentgegen,zuderauch
Messeauftritte in Deutschland
und die Zusammenarbeit mit
deutschen Fleischern gehören.
Infos zur Weiterbildung sowie
Meistervorbereitung für Flei-
scher bei der HwK, Tel.: 0261/
398-325, E-Mail: meister@
hwk-koblenz.de,Internet:
Deutsche Wurstherstellung nach koreanischem Re-
zept im HwK-Zentrum für Ernährung und Gesundheit.
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12-13,14,15,16,17,18,...24
Powered by FlippingBook