Handwerk Special Nr. 170 vom 25. Mai 2013 - page 17

Senkrechtstarter: Zielstrebig zum eigenen
Handwerksbetrieb
17
Nr. 170
25. Mai 2013
Greifbare Ergebnisse schaffen
Gut 120 Jahre ist das
Metallgitter wohl alt, der
Zahn der Zeit hat sicht-
bar an ihm genagt. Nicht
nur eine Auffrischung,
sondern auch eine Er-
gänzung durch weitere
Zaunelemente verpasst
ihm Metallbauermeister
Andreas Schneck – gera-
de 34 Jahre jung und tau-
frisch als selbstständiger
Handwerker.
„Ich habe in diesem Jahr schon
einigeLeuteglücklichgemacht“,
denkt er an seine Kunden und
die Aufträge aus den ersten vier
Monaten als Unternehmer. „Mit
einem Bürojob geht das nicht“,
so jedenfalls seine Erfahrung im
beruflichenVorleben.Dasführte
ihn nach Abitur undWehrdienst
für einige Jahre zu den Fernmel-
deaufklärern der Bundeswehr
in Daun. „Die Ausbildung dort
zum Fachinformatiker war das
Schwerste, das ich bisher ge-
lernt habe, weil ich daran kein
Interesse finden konnte“, gibt
Andreas Schneck freimütig zu.
„Ich stamme aus einerHandwer-
kerfamilie und habe zu Hause
immer mitgearbeitet. Bei dem
Metallbauermeister Andreas Schneck startet erfolgreich in die Selbstständigkeit
Steckbrief: Schneck Metall, Wierschem
Gegr. 2013 | 2Mitarb. | KonstruktiverMetallbau, Kleinserien fürHaus
undGarten, Edelstahl | Tel.: 02605/ 848078 |
Hiz
Beratungsangebot der HwK
Die Experten der Handwerkskammer (HwK) Koblenz bieten im
Rahmen des Projekts „Handwerk: innovativ und zukunftsfä-
hig“ (Hiz) übergreifende Fachberatung und Unterstützung in
zukunftsweisenden Bereichen.
I
nfos
Dazu gehören Informationen zuMarkttrends und -chancen, Inno-
vationspotenzialen im eigenen Betrieb, zielgruppenspezifischen
Dienstleistungen, Netzwerkarbeit und Kooperationsbildung oder
Kommunikations- und Vermarktungsstrategien.
Hiz wird gefördert vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Ge-
sundheit und Demografie Rheinland-Pfalz und aus Mitteln des
Europäischen Sozialfonds.
... beim HwK-Kompetenzzentrum, Tel.: 0261/
398-585, E-Mail:
Bürodienst in der Kaserne hat
mirzumFeierabenddasErgebnis
gefehlt!“
Lehrbeginn innerhalb
drei Tagen
Er wusste um die umfangreiche
Förderung durch die Bundes-
wehr bei der Rückkehr in den
Zivilberuf. Also machte er ein
berufsorientierendes Praktikum
bei einemMetallbauer.Dabei er-
fuhr er vom„SaZ-Modell“, einer
verkürzten Handwerkslehre für
Soldaten (s. Kasten unten). „Ich
habe den Zeitvorteil genutzt, um
innerhalb der Förderzeit auch
meinen Meister zu machen“,
begründet er seineEntscheidung
für diese viel intensivere Vari-
ante. Als Ausbildungsbetrieb
konnte Andreas Schneck Metall
& Elektro Marco Löhr aus Löf/
Mosel gewinnen. „Der Betrieb
war erst skeptisch. Dass ich be-
reits acht Schweißerprüfungen,
die ich dienstzeitbegleitend
abgelegthatte,vorzeigenkonnte,
hat ihn dann überzeugt. Freitag
habe ich angerufen, Samstag
mich vorgestellt, Montag war
Lehrbeginn ...“
Im Juni 2011 hatte er den Gesel-
lenbrief in der Tasche, bis Ende
2012 schloss Andreas Schneck
dievierTeilederMeisterprüfung
ab – als Zweitbester imJahrgang
–und setzteden„Internationalen
Schweißfachmann“ obendrauf.
Seit dem 25. Januar 2013 sind
seine Frau Daniela und er ge-
meinsaminderKoblenzerHand-
werksrolle eingetragen. ImBüro
im Wohnhaus in Wierschem ist
sie die Chefin, er lässt in der
Werkstatt im Münstermaifelder
Stadtteil Lasserg die Funken
sprühen. „Die Werkstattaus-
SaZ-Modell: Soldaten auf Zeit werden Handwerker
DieHandwerkskammer(HwK)
Koblenz und das von ihr vor
mehr als 14 Jahren gegründete
Beratungszentrum Bundes-
wehr-Wirtschaft (BzBwWi)
– daran beteiligt sind seit
2004 auch die Industrie- und
Handelskammern Koblenz
und Limburg – haben in
Abstimmung mit dem Bun-
desministerium der Verteidi-
gung, dem Bundesinstitut für
Berufsbildung (BIBB) undden
Fachverbänden der beteiligten
Handwerke ein Modell der ver-
kürztenAusbildung für Soldaten
auf Zeit (SaZ) entwickelt, das
2008 an den Start ging. Diese
Ausbildungen erfolgen auf der
Grundlage des Berufsbildungs-
gesetzes (BBiG) und der Hand-
werksordnung (HwO).
In nur 15 Monaten werden die
SaZ in einem der folgenden drei
Handwerksberufe ausgebildet:
Koblenz sowie bei beteiligten
Bildungseinrichtungenvermit-
telt. Die Vorbereitung und die
Durchführungder anerkannten
Abschlussprüfung (Gesellen-
prüfung) erfolgt bei der HwK
Koblenz.
Infos beim BzBwWi, Tel.:
0261/ 398-126, Fax: -934, E-
Elektroni-
ker, Fein-
we r kme -
c h a n i k e r
(auch die
I HK - B e -
triestatt.DieUnterweisunginder
BerufsbildendenSchule entfällt.
Der fachtheoretische Unterricht
wird innerhalb fünfMonaten auf
der Grundlage der beruflichen
Rahmenlehrpläne modular in
einer Fachklasse bei der HwK
Dabei finden zehn
Monatefachpraktische
Ausbildung in einem
heimatnahen Aus-
bildungsbetrieb aus
Handwerk oder Indus-
rufe Industriemechaniker, Zer-
spanungsmechaniker, Werk-
zeugmechaniker) und Metall-
bauer Konstruktionstechnik
(auch die IHK-Berufe Anlagen-
mechaniker und Konstruktions-
mechaniker).
Die ersten Aufträge gewann er
im Bekanntenkreis – und die
metallenenProduktewurden zur
Visitenkarte. Mit Sonnensegel-
masten und Wasserzapfsäulen
aus Edelstahl für den Garten,
die er über Internetplattformen
anbietet und die „Interessenten
immer individuell variierenkön-
nen“, ist er in eine Kleinserien-
produktion gestartet. Dabei un-
terstützt ihnMetallbauermeister
ManfredRust stundenweise und
steht dem Jungunternehmer mit
seiner reichen Berufserfahrung
zur Seite. Wenn die Entwick-
lung so weitergeht, möchte er
auch bald seinen ersten Lehrling
ausbilden, damit noch mehr
seiner Ideen greifbare Gestalt
annehmen.
Den Schulterschluss mit seinen
Berufskollegen sucht Andreas
Schneck als Mitglied der Me-
tallhandwerker-Innung Mayen,
ehrenamtlich bringt er sich im
Fortbildungsprüfungsausschuss
der Handwerkskammer (HwK)
Koblenz für die CAD-Fachkraft
ein. BeimWechsel von der Bun-
deswehr in das Handwerk hat er
die vielfältigeUnterstützung der
HwK genutzt. Ob Qualifizie-
rungsberatung bei der Rückkehr
in den Zivilberuf oder Betriebs-
beratung zur Existenzgründung
oder Technologieberatung zur
Produktentwicklungundzucom-
putergestützten Entwurfs- und
Fertigungsmethoden (s. Kasten
„Hiz“): „Die Hilfestellung der
Handwerkskammer war einfach
vorbildlich!“
stattung konnte ich
günstig aus einer
Insolvenzmasse er-
werben, das meiste
Werkzeug habe ich
mir aber bereits
über die Jahre an-
geschafft, wenn ein
wenig Geld übrig
war.“
Ideen zum
Durchstarten
Meister Schneck
schweißt eine Edel-
stahl-Wasserzapfsäule.
Ende 2011,
auf dem
Weg zum
Handwerks­
meister:
Andreas
Schneck
büffelt bei
der HwK
Koblenz
Betriebs-
wirtschaft.
Für die Wiederherstellung und Ergänzung eines Metall-
zaunes greift Andreas Schneck zum Schmiedehammer.
1...,6,7,8,9,10,11,12-13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24
Powered by FlippingBook