Handwerk Special Nr. 164 vom 31. Oktober 2012 - page 4

Dachdecker – Ein Handwerk mit täglichen Aufstiegsmöglichkeiten
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Nr. 164
31. Oktober 2012
Dachdecker
Berufsbildende Schule Mayen „zeigt Flagge“!
Mit einer neuen Fahne zeigt die
Maye­ner Carl-Burger-Schule Flag-
ge für die seit Jahrzehntenbestehen-
de enge Zusammenarbeit mit dem
Dachdeckerhandwerk, nicht zuletzt
im Bereich der überbetrieblichen
Ausbildung der Dachdeckerlehr-
linge am Bundesbildungszentrum
des Deutschen Dachdeckerhand-
werks (BBZ) in Mayen.
Fast 500 Schüler des Dachde-
ckerhandwerkes – nahezu aus
ganz Rheinland-Pfalz – prägen
auch in diesem Jahr einen we-
sentlichen Teil des Schulprofils
der Berufsbildenden Schule
(BBS) Mayen und damit der
Mayener Schulwirklichkeit.
Über den Berufsschulunterricht
in Blockform an der BBS hi-
Anpacken und zum Erfolg führen
Aufstieg – das gehört
zum Alltag im Dachde-
ckerhandwerk. Besondere
Aufstiege kennzeichnen
die Handwerkerkarrieren
von Meister Stefan Hof-
mann und seinem Lehr-
ling Sonja Theisen, die es
über ein Fotoshooting in
den Handwerker-Kalender
GPP (Infos auf Seite 6)
geschafft hat.
Mit einem Augenzwinkern er-
zählt Dachdeckermeister Stefan
Hofmann von „Katastrophen“
in seinem Leben: Die erste er-
eignete sich, als er – frisch von
der Meisterschule – auf seiner
ersten Stelle ständig vor dem
Computer sitzen musste. Büro
und Schreibtisch waren schon
nicht sein Ding, als er eine erste
Ausbildung im Einzelhandel
nach14Monatenschmiss,umins
Handwerk zu wechseln. „Einer
meiner Freunde war von seiner
Lehre bei Dachdecker Weiler
in Polch so begeistert, dass er
mich angesteckt und dorthin
vermittelt hat.“
Später war es sein Lehrherr, der
den heute 47-Jährigen mit dem
Dachdeckerbetrieb Wolfgang
Bludau in Ettringen bei Mayen
in Kontakt brachte. Nach dem
Tod des dortigen Inhabers
übernahm Stefan Hofmann mit
26 Jahren die Chefrolle – und
damit die zweite, „schlimmere
Katastrophe“. Denn nicht alle
wollten sich gleich mit dem
Jungmeister anfreunden. „Das
ist inzwischen 20 Jahre her, wir
Bodenständig auf dem Dach: Meister Stefan Hofmann und Lehrling Sonja Theisen
Steckbrief:St.HofmannBedachungen,St.Johann
Gegr.1992 |10Mitarb. |alleDachtypen,Klempnerei,Fassaden,Bauwerks-
abdichtung | Tel.:02651/6423 |
naus besuchen diese Schüler
in weiteren Blockphasen die
überbetriebliche Ausbildung
an der Mayener Dachdecker-
fachschule, von daher ist die
enge Zusammenarbeit der
beiden Ausbildungsstätten
des Dachdeckerhandwerks in
Mayen seit Jahrzehnten selbst-
verständlich.
haben uns längst gefunden und
noch immer arbeiten bei mir
drei aus der alten Mannschaft.“
Andere Mitarbeiter haben bei
ihm gelernt und bewähren sich
bis heute.
Zwei bis drei Baustellen parallel
bearbeitet der Dachdeckermei-
ster,dermitdemBetriebvorzehn
Jahren nach St. Johann umgezo-
gen ist und im Büro durch seine
FrauPetra unterstützt wird. „Die
Neueindeckungmit Schiefer der
Stallgebäude in der Abtei Maria
Laach gehört zu den mittleren
Aufträgen. Richtig umfangreich
waren zuletzt die Arbeiten am
Isenburg-Karree in Mainz,
wo aus der ehemaligen Justiz-
vollzugsanstalt ein Büro- und
Verwaltungszentrum entsteht.
Wir pflegenaber auchdiePrivat-
kunden vor der Haustür.“
Klappern gehört
zum Handwerk
VonKatastrophenkann alsokei-
neRedemehrsein.Auchnichtbei
dem Mediengewitter, das Lehr-
ling Sonja Theisen inzwischen
mit der GPP-Aktion ausgelöst
hat. „Mit ihren Superzeugnissen
und ihrer Zielstrebigkeit musste
ich sie einfach einstellen. Sie
hat mich mit ihrer Persönlich-
keit überzeugt“, erzählt Stefan
Hofmann. Ihn und auch seine
„Männer, die an Sonjas erstem
Hingucker im
September
2013: Lehr-
ling Sonja
Theisen zeigt
im GPP-
Kalender
die schöne
Seite des
Dachdecker­
handwerks.
Oben
auf: Das
Team von
Dachde­
ckermeister
Stefan Hof­
mann (r.) deckt
die ehemalige
Stallung der Abtei
Maria Laach mit Schie-
fer neu ein; mit dabei:
Arbeitstag alle
rasiert und mit
frischer Arbeits-
kleidung antra-
ten . . . “ Einen
Mädchen-Bonus
gab und gibt’s
aber nicht, die
heute 21-Jährige
ist in den anfal-
lenden Arbeiten
wie alle anderen
gefordert.
Sie will es auch
gar nicht an-
ders: „Was ich
anfange, bringe
ich zu Ende!“
Di e Vo r a u s ­
setzungen sind
muss im Dachdeckerhandwerk
bleiben!“, lautet Sonjas Kampf-
ansageandieMitbewerberinnen,
die sie bereits bei der ersten
Runde für den Handwerker-
Kalender mit mehr als 190.000
Stimmen distanziert hatte. Eine
große Fangemeinde in den On-
line-Netzwerken hat sie längst
– sogar auf der andere Seite der
Erdkugel –, eine groß angelegte
Kampagne ist in Vorbereitung.
„Soetwasmachtmannureinmal,
das bleibt für das ganze Leben“,
freut sie sich über den Zuspruch,
den sie von allen Seiten erfährt.
„Ich will damit zeigen, dass ein
Bauberuf auch fürMädels geht“,
wird sie ernst.
Undwenn’snichtklappensollte?
Enttäuscht wäre sie schon, gibt
Sonja zu. „Aber ich bleibe, die
ich immer bin, ein fröhlicher
Mensch!“ Außerdem ist da noch
YannickMüller, ihr Freund, den
sie in der Dachdeckerschule
Mayen kennen gelernt hat.
„Nächstes Jahr macht er dann
mit“, schmunzelt sie. Das Zeug
dazuhabeer,schließlichistermit
gerade 22 Jahren bereits Dach-
deckermeister und geprüfter
Energieberater in seinem Hand-
werk. Wenn Sonja Theisen nach
ihrer Gesellenprüfung in dessen
Familienbetrieb in Nesselbrunn
nahe Marburg wechselt, wird
sie ihn mit ihrer GPP-Erfahrung
wohl coachen . . . Und dann
wieder mit ihm gleichziehen:
als Meisterschülerin im Dach-
deckerhandwerk.
Lehrlin­g Sonja Theisen.
bestens: „Ich bin schon die
sechsteGeneration,dieimDach-
deckerhandwerk arbeitet. Mein
Opa, der bis zum Alter von 72
Jahren auf dem Dach war, hat
mich immer wieder in den Be-
trieb mitgenommen. Ich durfte
dann Schieferherzen hauen“, er-
zähltdiejungeFrauausMonreal,
die sich im kommenden Jahr der
Gesellenprüfung stellt.
Und der Wahl zur Miss Hand-
werk – wenn die Jury sie in die
Endrunde beruft. „Der Titel
Foto:
Werbefotografie Weiss
Am Eingang
der Carl-Bur-
ger-Schule in
Mayen weht
die Dachde-
ckerfahne.
Foto: BBS Mayen
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