Handwerk Special Nr. 163 vom 29. September 2012 - page 15

Alte Handwerkstechniken mit neuem Leben erfüllt
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Nr. 163
29. September 2012
Das bessere Fenster ist undicht
Nein, „undichte“ Fenster
erhebt er nicht zum Prin-
zip. Mehrfach isolierte
aber auch nicht. Als Fen-
sterhandwerker hat sich
Tischler Frank Nischik
auf die Restaurierung
und Konservierung der
„Augen eines Hauses“ im
historischen Bestand spe-
zialisiert – und lenkt den
Blick auf das Ganze.
„Was bei der energetischen
Sanierung älterer Häuser als
denkmalgerecht umgesetztwird,
wird noch lange nicht jedem
Denkmalgerecht“,machtder51-
Jährige aus Diez deutlich. Denn
beihistorischenGebäudenmüsse
eineinzelnesBauelementwiedie
Fenster im Gesamt der Bauphy-
sik und insbesondere in Verbin-
Fensterhandwerker Frank Nischik arbeitet nach historischen Methoden
Steckbrief: Fensterhandwerker Nischik, Diez
Gegr.2003 | Einzelunternehmer | Restaurierungu.Konservierunghisto-
rischerFensteru.Türen | Tel.:06432/8009740 |
Höhepunkte im Programm
Die Liste der
Höhepunkte
zur 7. Nacht der Technik bei der HwK in Koblenz am
Samstag, 3. November, ist lang. Zwischen 13 Uhr
und 1 Uhr nachts erwarten die Besucher spannende
Shows, Vorträge, Events zum Schauen und Mitmachen
sowie Infostände zu Technik, Aus- und Weiterbildung.
aufgegriffen. Im Fokus
steht der Einsatz moder-
ner, umweltfreundlicher
und energieeffizienter
Lösungen für die Strom-
und Wärmeversorgung
von Gebäuden sowie die
energetische Optimie-
rung von alten und histo-
rischen Gebäuden. Da-
rüber hinaus beschäftigt
sich ein weiterer Bereich
mit der hocheffizienten
Nutzung von fossilen
Energien.
Infos zur Nacht der Technik,
Tel.: 0261/ 398-512, E-Mail:
Ein eigener Flyer mit allen
Veranstaltungen des Ener-
gieforums im Internet:
Energieforum:
Im Rah-
men der öffentlichen Dis-
kussion um die Gefahren
des Klimawandels sind
Ideen für eine zukünftige
Energieversorgung ge-
fragt. Wie sehen Experten
zurzeit die technische
Umsetzung, wo stehen wir
und wie sehen die Alter-
nativen aus. Innerhalb des
Energieforums wird diese
Thematik durch verschie-
dene Vorträge, Präsenta-
tionen und Ausstellungen
Hier geht’s mit dem
Smartphone zu einem
Film des Fensterhand-
werkers Frank Nikisch unter
Fensterhandwerker
Frank Nischik weicht
alte Farbaufträge und
den Fensterkitt mit
Leinöl und Infrarot-
wärme auf. So kann
er die Holzoberfläche
schonend reinigen
und das historische
Glas für die Wieder-
verwendung sichern.
Die Konvektions-
wärme eines heute
üblichen Heizkör-
pers dagegen führe
zueinerZirkulation
der Luft, die deut-
lichmehr Feuchtig-
keit aufnehme und
im Raum verteile.
„Beim Einsatz von
Isolierglas ineinem
historischen Ge-
bäude besteht die
Gefahr, dass der
kälteste Punkt des
Raumes und damit
die Kondensation
der Luftfeuchtig-
keit beispielswei-
se hinter einen
Schrank verlagert
wird. Bei ungenü-
genderLüftung, bei
Fenster als Teil
der Heizung
Frank Nischik redet sich in Be-
geisterung, wenn er auf die un-
terschiedlichen physikalischen
Prinzipien von Heizungen und
ihr Zusammenspiel mit den
Raumfenstern eingeht.
Ein Kachelofen erzeuge Strah-
lungswärme, die nicht die Luft,
sondern Gegenstände und die
Menschen im Raum erwärme;
die in geringerem Maß in der
Raumluft enthaltene Feuchtig-
keit kondensiere bewusst am
Fenster als dem kältesten Punkt
des Zimmers und werde über
Röhrchen im Fensterbrett nach
außen geleitet.
der wiederum Energie verloren
geht, kommt es zwangsläufig
zu Schimmelbildung“, weist
der Fachmann auf die Konse-
quenz hin.
Handwerkszeug
vom Acker
EinweitererBausteinzumErhalt
historischer Fenster ist für Frank
NischikhochwertigesLeinölund
daraus – unter Verwendung na-
türlicher Pigmente –hergestellte
Produkte wie Farben oder Fen-
sterkitt. „Auch hier profitieren
wir vom Vorbild, das Hans und
Sonja Allbäck im schwedischen
Ystad aufgearbeitet, doku-
mentiert und weiterentwickelt
haben.“ Es greift Naturprodukte
auf, die über Jahrhunderte auch
in Deutschland Standard waren
und erst in den 1950/60er Jahren
durch Entwicklungen der Petro-
chemie verdrängt wurden.
Zwei Landwirte in der Region
konnten die Fensterhandwerker
über den Verein „Leinöl im
Handwerk“–erhatsichzumZiel
gesetzt, dieVorteile dieses nach-
wachsenden Rohstoffes für die
KonservierungvonHolz,Metall
und anderen natürlichen Mate-
rialien wieder in Erinnerung zu
rufen – inzwischen zum Anbau
vonÖllein gewinnen. Neben der
Nutzungbewährterschwedischer
Produkte ist Frank Nischik jetzt
in intensive Qualitätstests mit
dem ersten Jahrgang deut-
schen Leinöls eingestiegen ...
dungmit dem
He i z - und
Lüftungssy-
stem betrach-
tet werden.
„Zu einem
Kamin- oder
Kachelofen
i n e i n e m
F a c hwe r k -
haus gehört
einfach das
Holzfenster
mit Einfach-
verglasung!“
Die Beschäf-
tigung mit
historischen
Fensternsieht
derHandwer-
ker, dessen
Werkstatt sich passenderweise
im ältesten Haus des Stadt-
teils Freiendiez befindet, in
Deutschland wenig entwickelt.
„In Schweden ist der Fenster-
handwerker ein eigenständiges
Berufsbild.“ Nach den dort
geübten Grundsätzen hat er ge-
meinsammit Volker Marten aus
Runkel einNetzwerkgegründet,
das sich im Internet unter
rä-
sentiert. „Wir sind nicht einfach
Tischler oder Maler, Glaser
oder Schmied oder Restaurator.
Aber wir wenden historische
Handwerksmethoden all dieser
Gewerkean.“AlsPerson,diealle
Arbeitsschritte eigenhändig aus-
führt, stehen sie für die Qualität
der restaurierten Holzfenstern.
Schadhafte Stellen
werden im geringst
möglichen Umfang er-
gänzt.
Fotos: Nischik
Zahlreiche Kirchenfenster,
wie die aus Alpenrod, hat
Frank Nischik restauriert.
Tor der Stadtmauer Villmar: Viele Aufträge
gewinnt Fran Nischik über das Internet;
dort dokumentiert er für die Kunden auch
den Arbeitsverlauf.
Fotos: Nischik
Foto: Nischik
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