Handwerk Special Nr. 153 vom 1. Oktober 2011 - page 19

Handwerk macht Spaß – und ermöglicht (Zweirad-) Sport
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Nr. 153
1. Oktober 2011
Es gehts nichts über
ein gutes Handwerk!
Erzieherin Petra, Kosmetikerin Beate
und Bankkauffrau Edith
Fertig.
Foto!
Ich wär’ so gern
Baggerfahrer.
Matthias Mast
Heute ist
Tag des
Handwerks.
Und an den
übrigen 364
Tagen auch.
Präsident Werner Wittlich und
Hauptgeschäftsführer Alexander Baden
Koblenzer Fahrradparadies
Dass man im britischen Straßenverkehr mit dem Auto auf der „falschen
Seite“ unterwegs ist, das Lenkrad im Auto rechts ist, der Hebel für die
Gangwechsel links neben dem Fahrer – all das ist bekannt. Doch wie ist
das mit einem Fahrrad? Gibt es Unterschiede zwischen einem deutschen
und einem Bike für die Insel? Ein ganzer Stapel schwarzer Transportkis­
ten im Warenausgang des Koblenzer Fahrradherstellers Canyon verrät:
Ja, denn mit großen Lettern ist dort vermerkt „Umgebaut für GB“.
Die Erfolgsgeschichte des Koblenzer Fahrradbauers Canyon
Steckbrief: Canyon Bicycles GmbH, Koblenz
Gegr. 1985 | 250 Mitarbeiter (4 Meister, 20 Lehrlinge) | Entwicklung, Montage,
Vertrieb von Renn- und Triathlonrädern, Mountainbikes |
„Die Bremshebel für die Vorder- und
Hinterradbremse sind seitenverkehrt
am Lenker montiert“, klärt Sebastian
Heinrich auf, bei Canyon zuständig für
die Unternehmensbereiche „Nachhal-
tige Unternehmensentwicklung“. Eine
Beschreibung, diemehr aussagt als nur
etwas zur Aufgabe eines Mitarbeiters:
Canyon arbeitet und denkt in „ande-
ren“ Fahrraddimensionen. Kunden in
Australien, Chile oder China bestellen
hier ihre Räder einfach und bequem
über das Internet. Dabei besetzt das
Zweiradunternehmen eine Marktlü-
cke: Hochwertige Räder „made in
germany“, die auch imSpitzenradsport
eingesetztwerden,lassensichdurchden
Kunden im Internet zu „mein Canyon“
konfigurieren, die Bestellung erfolgt
dannperMausklick.Wasdannpassiert?
Ein Blick hinter die Canyon-Kulissen
gibt Antworten ...
Unterwegs in/m
„Canyon“
250 Mitarbeiter zählt der Koblenzer
Fahrradhersteller (bei der HwK Ko-
blenz eingetragen im Zweiradmecha-
nikerhandwerk) heute, darunter Mar-
kenbotschafter wie Erik Zabel. Vom
Call-Center über die Aufnahme der
Bestellungen, die Zusammenstellung
der benötigten Bauteile, die anschlie-
ßendeMontage bis zur abschließenden
Qualitätsprüfung und den Versand
– all das bietet Canyon unter einem
Dach. Natürlich darf auch eine eigene
Entwicklungsabteilung, der Marke-
tingbereich und eine Servicewerkstatt
nicht fehlen.
Dabei erinnern gerade die Bilder aus
der Montage an die Manufakturen
edler Sportwagen in Italien oder
Zuffenhausen:Alles istHandarbeit und
die Mitarbeiter streicheln fast schon
liebevoll über die Räder, die nach dem
Zusammenbau auf die Teststrecke in
der Montagehalle geschickt werden.
Millimetergenaue Ausrichtung der
Felgen und Tempo 30 auf der Test-
strecke – im Zweischichtsystem des
Unternehmens ist immer Leben in
der Halle.
Entwicklungsabteilung
ist „top secret“
So transparent das Unternehmen über
das Internet weltweit und rund um die
Uhr ist, so zugeknöpft zeigtman sich in
der Entwicklungsabteilung. „Fotogra-
fieren verboten“ heißt es da. In einige
Räume kommen Besucher gar nicht
rein. Verwundernkanndas kaum, denn
Forschung und Entwicklung sind Säu-
len des unternehmerischen Erfolges.
Denn auch, wenn das Fahrrad keine
aktuelle Erfindung ist – es entwickelt
sich ständig weiter, ist heute längst ein
Technologieträger aus Karbon- oder
Basaltfasern im Kampf um jedes
Gramm, um jeden Hundertstelmilli-
meterVerwindungssteifigkeit, umjede
Zehntelsekunde im Profi-Radsport.
Als „Extrembereich“ darf dabei der
gerade einmal 910 Gramm leichte
Rahmen einer modernen Rennma-
schine im Ausstellungsraum gelten.
Auch das steht für die Entwicklung
des 1985 durch Roman Arnold in
einer Koblenzer Garage gegründeten
Unternehmens – wie der Unterneh-
mensneubau in Koblenz-Rauental
auf einem Areal von 11.000 qm, der
2009 bezogen wurde und längst auch
wieder aus allen Nähten platzt. Ein
weiteres Zeichen für den weltweiten
Erfolg. Wer durch die Verkaufsräume
mit ihremmodernen Erscheinungsbild
streift, lässt sich schnell einfangen
vom Mythos Fahrrad, den Heinrich so
beschreibt: „Es ist dieBegeisterung für
Bewegung, für Leistungsbereitschaft,
die Lust, die Natur zu erkunden und
dabei Dinge zu entdecken, die man
aus dem Auto nicht wahrnehmen kann
– das macht die Leidenschaft Radsport
aus“. Das schließt auch die Liebe für
das Rad ein. Für Canyon nicht nur ein
interessantes Geschäftsfeld, sondern
Unternehmensphilosophie,diemanmit
Radsportfans in aller Welt teilt.
Blick in den
Unternehmens-
bereich Montage
(oben).
Mitarbeiter
Alexander
Steinbach über-
prüft nach der
Montage Schal-
tung und Brem-
sen.
Den Großteil
seines Um-
satzes generiert
Canyon über
den Internet-
handel. Doch es
gibt auch einen
Verkaufsraum,
der schon al-
lein wegen der
Produktpräsen-
tation einen Be-
such wert ist.
Der Fahrradher-
steller Canyon
im Film auf
youtube.de, Ru-
brik „Handwerk
Special“
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