Handwerk Special Nr. 146 vom 5. Februar 2011 - page 11

Ehrenamtliches Engagement in Handwerk und Karneval
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Nr. 146
5. Februar 2011
Aus den Katakomben auf die Bühne
Was war zuerst, das Huhn oder das Ei? Handwerk oder Fas-
senacht? Bei Hans-Peter Lewisch lässt sich das nicht so
eindeutig beantworten. Und bei der Frage, was an erster Stelle
steht, funkt auch noch das Ehrenamt dazwischen.
Betrieb – Ehrenamt – Karneval: Die ein bis drei Welten von Friseurmeister Lewisch
Steckbrief:Peter’sFrisurenteam,BadKreuznach
Gegr.1990 | 6Mitarb.(1M.,1Ll.) | Haarverlängerung,-verdichtung,Hei-
ßeSchere,Steckfrisuren | Tel.:0671/27470 |
Bereits im ersten Gesellenjahr
begann der heute 44-Jährige
1986 mit der Meisterprüfungs-
vorbereitung und lernte dabei
Gerhard Schlau als Dozent
für Arbeitsrecht kennen. Der
Friseurmeister Hans-Peter Lewisch an seinem haupt-
amtlichen Arbeitsplatz ...
... und im vergangenen Jahr auf der Bühne der Weisse Fräck als Hofsänger (Mitte).
Geschäftsführer der damaligen
Kreishandwerkerschaft Bad
Kreuznach nahm ihn „an die
kurzeLeine“,wieHans-PeterLe-
wisch schmunzelnd umschreibt,
und so gehörte er ab 1988 als
Arbeitnehmervertreter dem Ge-
sellenprüfungsausschuss an.
Mit bestandenerMeisterprüfung
1990 und der Gründung seines
eigenen Betriebes wechselte er
auf die Arbeitgeberseite, über-
nahm den Vorsitz im Gesellen-
prüfungsausschussundengagiert
sich seit 1997 auch im HwK-
Meisterprüfungsausschuss. Seit
2004 ist der Friseurmeister Stell-
vertreter für dieArbeitgeberseite
in der HwK-Vollversammlung.
EinehrenamtlichesEngagement,
für das ihm die HwK Koblenz
jetzt die Ehrennadel verliehen
hat (s. S. 3).
Ansprechenundeinbinden–die­
se Strategie verfolgt inzwischen
Hans-Peter Lewisch selbst bei
den jeweils Prüfungsbesten.
Mit Erfolg: „Wir schaffen so in
unserer Innung eine kontinuier-
liche Verjüngung.“ Ein weiteres
Argument: „Zum beruflichen
WeiterkommengehörtderErfah-
rungsaustausch. Dazu braucht
man Kollegen, ein Forum für
Fachleute. Dafür steht für mich
die Innung, in der ich echte
Freunde gefunden habe.“
Alteingesessen in
der Jungstraße
Und der eigene Betrieb? Der
findet sich in der Jungstraße,
die früher eine wichtige Ein-
kaufsstraße für die Nahestadt
war. Im Haus Nr. 13 war schon
lange vor der Zerstörung im
Krieg ein Friseurladen ansässig.
Bis heute eine gute Adresse für
langjährige Stammkundschaft.
„Nach der Meisterprüfung
wollte ich erst einmal in die
weite Welt ziehen, bevor ich in
die Selbstständigkeit starte. Als
FriseurmeisterWernerFuchsdas
von meinen Eltern gepachtete
Geschäft 1990 aus gesundheit-
lichen Gründen aufgab und an-
dereKollegen‘meinenLaden’zu
planen begannen, bin ich direkt
selbst eingestiegen.“ Mit dem
Vorteil, dassMeister Lewisch so
dem Handwerk, dem Ehrenamt
undnatürlichauchderBühneder
Kreuznacher Fassenacht durch-
gängig erhalten geblieben ist.
Foto: privat
Der Reihe nach: Zu seinem
Beruf ist der in Mainz als
österreichischer Staatsbürger
geborene BadKreuznacher über
ein Schulpraktikumgekommen,
wobeierdurchseinenVaterHans
ein wenig vorbelastet war. Der
verdiente seinGeldals angestell-
terChemiefacharbeiter,war aber
Friseurmeister imNebenerwerb.
Das Praktikum führte ihn gleich
in die Katakomben der Karne-
valsvereine in der Salinenstadt,
wo er beim Schminken der
Narren half.
Das hat Spuren hinterlassen:
Hans-Peter Lewisch gehört
längst dem Elferrat der Weisse
Fräck
an und bekleidet darin den Pos­
ten des „Verschönerungsrates“.
Außerdem ist der 2. Tenor Chef
der Hofsänger, für deren Ge-
sangsvorträge er fleißig textet,
und er geht gemeinsam mit
Olaf Budde als Nohetrotter ins
Bütten-Zwiegespräch.
Vom Lehrling
zum Prüfer
Einfach mal mitgenommen und
fest eingebunden – so könnte
man auch Hans-Peter Lewischs
Einstieg in das Ehrenamt be-
schreiben. Nach seiner Lehre
gehörte der junge Friseur dem
Betrieb des damaligen stellver-
tretendenObermeistersReinhold
Zumstegan,derihnzurMitarbeit
im Fachbeirat „Modeteam“ der
Friseur-Innung des Kreises Bad
Kreuznachmotivierte.Wodurch
er wiederum mit dem dama-
ligen Obermeister und heutigen
Kreishandwerksmeister Jürgen
Günster in Kontakt kam ...
Styling im Doppelpack – Fantasievoll zum Meisterbrief
„Stylen Sie ein Paar the-
matisch vom Haarschnitt
bis zum Nageldesign“,
so lautete das Thema der
Projektarbeit für die ange-
henden Friseurmeister.
„Das ist die Kür, hier sind
der Fantasie keine Grenzen
gesetzt“, betonte Kreishand-
werksmeister und Prüfungs-
ausschussvorsitzender Jürgen
Günster. „Dann folgenPflicht-
aufgaben wie die Tages- und
Abendfrisur, das Make-up oder
die Verarbeitung von Haar-
teilen.“ Die „sehr persönliche
Dienstleistung“ am Kunden
hob Gabi Berkler für den Fri-
seurverband Rheinland hervor.
„Die Prüflinge müssen sich
individuell am Typ der Modelle
orientieren, aber auch Mut zur
Veränderung zeigen.“
Infos bei der HwK-Meister­
akademie, Tel.: 0261/ 398-415,
So sieht „Hard Rock“
aus: Friseur Salih Baylan
(M.) mit seinen Modellen.
... als „Verschönerungs-
rat“ in den „Katakomben“
vor der Sitzung der Weis-
se Fräck ...
Foto: privat
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