Handwerk Special Nr. 146 vom 5. Februar 2011 - page 21

Mit dem Dach fängt’s an: Richtige Dämmung spart Energie
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Nr. 146
5. Februar 2011
Wärmeverluste in Altbauten verringern
Neues HwK-Seminar
für Bau- und Ausbauge-
werke. Start ist am 23.
Februar in Koblenz.
Es muss nicht immer neu
gebaut werden. Auch im
Gebäudebestand lassen sich
Wärmeverluste minimieren.
Wie das mithilfe von Passiv-
hauskomponenten geschehen
kann, zeigt ein neues Semi-
nar des HwK-Zentrums für
Umwelt und Arbeitssicher-
heit, an dem Meister oder
Obenrum mollig warm
Dachdeckermeister sanieren Kirchendach in Nachtsheim
in der Nachtsheimer Gemeinde
einbrachte, verlangte sie nach
Präzisionsarbeit. „Jede Dach-
fläche hat einen anderen Nei-
gungsgrad. Die Neigung betrug
stellenweise über 70 Grad. Da
waren besondere statische Be-
rechnungennötig“,erklärtBernd
Schomer und verweist zumVer-
gleich auf private Wohnhäuser,
die oft nur zwischen 30 und 45
Grad steil abfallen.
Ein Jahr lang arbeiteten Bernd
Schomer und Markus Prieß
an der Kirche, die 1970 ohne
nennenswerten Dämmstoffein­
satz gebaut worden war und
nun von oben bis unten neu und
warm verpackt werden sollte.
„Durch den harten Winter 2009
konnten wir drei Monate lang
nichtweiterarbeiten.Das hat den
Zeitplan nach hinten geworfen“,
erklärt Markus Prieß die lange
Umbauphase, die zunächst mit
dem Entfernen der Asbestze-
mentdeckung begann.
„Zur Dämmung wurden die
Aufsparren-Dämmelemente
ThermoSklent verwendet und
eine neue Rathscheck-Schie-
ferdeckung bildet nun den
Abschluss nach oben“, so die
beiden Dachdeckermeister aus
Polch, die sich für dieses Pro-
jekt erstmals zusammengetan
hatten. „Für einen allein wäre
das Sanierungsprojekt zu groß
gewesen, aber gemeinsamkonn-
te wir die Dachdeckerarbeiten
trotz schlechten Wetters zügig
vorantreiben“, begründet Bernd
Schomerdenunternehmerischen
Schritt, über dessen rundum
erfolgreiches Ergebnis sich die
Nachtsheimer Gemeinde sicher
bei jedem Gottesdienstbesuch
erneut freut, wenn sie statt Ei-
seskälte angenehme Wärme in
ihrem Kirchenraum empfängt.
erfahrene Führungskräfte der
Bau- und Ausbaugewerke,
Energieberater, Architekten,
Bauingenieure oder Techniker
teilnehmenkönnen.Losgehtes
mitdemSeminar„Sanierenmit
Passivhauskomponenten“ am
23. Februar, 15-19 Uhr.
Anmeldung und weitere
Informationen, Tel.: 0261/
398-653, Fax: -992, E-Mail:
-
ternet:
de/umwelt
Steckbrief: Prieß Bedachungen, Polch
Gegr.1994 | 8Mitarb.(1Meister,1Lehrl.) | Kellerabdichtungen,Solar-
thermie,Fotovoltaik |Tel.:02654/3124 |
Die beiden
Polcher Dach-
deckermeister
Bernd Schomer
(l.) und Mar-
kus Prieß (o.)
schlossen sich
für die Sanie-
rungsarbeiten
in Nachtsheim
zusammen. Im
Geschäftsalltag
betreiben bei-
de ein eigenes
Dachdeckerun-
ternehmen.
Steckbrief: Schomer Bedachungen, Polch
Gegr. 1932 | 4 Mitarb. (1 Meister, 1 Lehrl.) | Dach-, Wand-, Abdich-
tungstechnik, Solaranlagen | Tel.: 02654/ 881608 |
Foto: Rathscheck Schiefer
Bei acht Grad Celsius im Winter war Schluss. Die Kirche in
Nachtsheim (Eifel), in der im Winter Temperaturen nahe dem
Gefrierpunkt herrschten, musste von Grund auf saniert und
der Dachstuhl fachkundig wärmeisoliert werden. Ein Auftrag,
den die Dachdeckermeister Bernd Schomer und Markus Prieß
aus Polch gemeinsam übernahmen.
Nachdem das alte
Dach entfernt und
die neue Däm-
mung angebracht
war, begannen
Markus Prieß und
Bernd Schomer
damit, die zwölf
steilen Dach-
flächen neu mit
Schiefer einzude-
cken.
Seit 16 Jahren ist Markus Prieß
bereits selbstständig. „Über ein
Praktikum bin ich damals zum
Dachdeckerhandwerk gekom-
men. An der frischen Luft zu
arbeitenunddabei handwerklich
richtig zupacken zu können, war
genau mein Ding“, erzählt der
in Polch geborene Handwerks-
meister. Mit seinen sieben Mit-
arbeitern, darunter ein Lehrling,
ist er in einem Umkreis von 200
Kilometern im Einsatz. „Vor
allemimGebiet Bonn-Troisdorf
wirdmomentan viel gebaut.Wir
fahren aber auch in südlicher
Richtung bis nach Heidelberg“,
erläutert Markus Prieß, dessen
Hauptarbeitsgebiet Privathäuser
sind und der als Allrounder alle
Dachdeckerarbeiten anbietet.
Im Sommer steigt er besonders
gerne hoch hinaus und lässt sich
dabeiauchvonTemperaturenum
die 30 Grad nicht abschrecken.
„DasistdochwieUrlaubaufdem
Dach“, lacht er und erinnert sich
an die besonderen Herausforde-
rungen, die die Arbeiten an den
zwölf steilen Dachflächen der
St.-Stephanus-Kirche an ihn
und seinen Kollegen stellten.
„DurchdieverschiedenenHöhen
des Kirchendachs und statische
Probleme konntenwir nur an der
gerade zu bearbeitenden Dach-
seite ein Gerüst stellen. Waren
wir dort fertig, musste das erst
abgebaut und an anderer Stelle
wieder aufgebaut werden.“
Über Umwege
aufs Dach
Auf eine fast 80-jährige Hand-
werkstradition kann Bernd
Schomer zurückblicken. Sein
Großvater Nikolaus gründete
1932 den Betrieb und übergab
ihn1972anseinenSohnLudwig.
„2005 bin ich dann ebenfalls in
die Dachdeckertradition einge-
stiegen und habe meinen Vater
Ludwig abgelöst. Allerdings
habe ich erst über einen klei-
nen Umweg dazu gefunden“,
erzählt er. Zunächst durchlief
er eine Kfz-Mechanikerlehre:
„Doch so recht zufrieden war
ich damit nicht“, und so stieg
er nach dem Wehrdienst in den
Familienbetrieb ein, arbeitete
sich vom Gesellen zum Meister
und zum jetzigen Chef hoch.
„Auf dem Dach finde ich, was
mir inderWerkstatt gefehlt hat“,
schmunzelt er und meint damit
nicht nur die frische Luft. „Hier
kann ichmich auch gestalterisch
ausleben, was beim Kfz-Hand-
werk so nicht möglich war.“
Neben Aufträgen von Privat-
haushalten ist Bernd Schomer
auchregelmäßigauföffentlichen
Dächern zu finden. Aktuell zäh-
len sowohl dieKirche inLonnig,
einem Nachbarort von Polch,
als auch die St.-Josef-Kirche in
Koblenz zu seinen Aufgaben.
„In Koblenz wird auf die alten
Balkone rund umdenKirchturm
einemoderneFlüssigabdichtung
aufgebracht und in Lonnig muss
die Bleiabdeckung am Turm
erneuert werden. Da ist gestalte-
rischesArbeitenvorOrtgefragt“,
freut er sich.
Handwerkliche Herausforde-
rungen brachte auch die Nachts-
heimerKirchemit sich.Mit ihrer
verschachtelten Dachform, die
ihrdenNamen„ZeltdachGottes“
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