Handwerk Special Nr. 126 vom 5. November 2008 - page 19

Handwerksbetriebe im Gewerbegebiet Dörth direkt an der A 61
Nr. 126
5. November 2008
Klassisch „en famille“: Autohaus Gründel in Dörth
Das Autohaus Gründel
ist ein klassischer Famili-
enbetrieb.Gegründet hat
ihn Vater Klaus 1980.
1981, fünf Jahre nach seiner
Meisterprüfung als Kfz-Me-
chaniker, eröffnete er dann
Autohaus und Werkstatt in
Dörth, „weil es hier günstige
Bedingungen und genügend
Platzgab“.Mittlerweileführter
zusammen mit Sohn Michael,
der 1997 die Meisterprüfung
bei der HwK Koblenz ablegte,
den Betrieb. Und Hildegard
Gründel, die Seniorchefin, ist
zuständig fürs Büro, aber auch
für Verkauf und Annahme.
Die Gründels sind eins von
insgesamt fünf Autohäusern
im Gewerbegebiet. Ist es gut,
wenn man die Konkurrenz so
dicht vor der Nase hat? Michael
Gründel: „Das ist sogar günstig,
denn wenn sich die Leute ein
Auto kaufen wollen, dann fah-
ren sie erst mal rum, um sich zu
informieren. Und wennmehrere
Händler an einem Ort sitzen,
bringt das erhebliche Vorteile.“
Rabatten ausgereizt.“ Trotz-
dem, meint der Senior, habe
manvielStammkundschaft,die
Zuverlässigkeit und Qualität
der Arbeit, gesichert durch
ständige Qualifizierungsmaß-
nahmen der Mitarbeiter in
der eigenen Werkstatt, zu
Eine einfallsreiche Familie
Dörth, eine
idyllische
Gemein-
de mitten
im vorderen
Hunsrück, 570
Einwohner klein.
BeimWettbewerb „Unser
Dorf soll schöner werden“
erntete sie mehrfach Lob und
Anerkennungfürihrenhübschen
Ortskern mit den restaurierten
altenFachwerkhäusern.DerBau
derHunsrückautobahn,derA61,
änderte zwar kaum etwas an der
Beschaulichkeit des Örtchens,
eröffnete ihm aber neue und bis
dahin ungeahnte wirtschaftliche
Drei Handwerksbetriebe im Gewerbe- und Industriegebiet Dörth
Möglichkeiten
mit der Ein-
richtungeines
v e r k e h r s -
g ü n s t i g
gelegenen
G e w e r b e -
und Industriegebiets.
Und weil es mit dem alten,
Ende der 70er Jahre aufgelegten
Gebiet „Am Trinkborn“ so gut
lief, weil dort mittlerweile rund
80 Betriebe mit etwa 1.000
Arbeitsplätzen existieren, plant
Dörth eine Erweiterung südlich
der L 206 um rund 18 Hektar.
Die Vorverhandlungen mit dem
Land und anderen Stellen über
möglicheZuschüsseseienbereits
geführt,soderOrtsbürgermeister
Hermann Josef Beres. „Konkret
starten können wir, wenn es
genügend Firmen gibt, die die
Voraussetzung für die Förde-
rung durch das Land erfüllen.“
Angestrebt wird 2010.
Die drei Handwerksbe-
triebe, die Handwerk Spe-
cial besuchte, habenbereits
Erfahrung mit dem Stand-
ort Dörth: Sie waren unter
den ersten, die sich „Am
Trinkborn“ ansiedelten:
das Autohaus Gründel,
die Dachdeckerei Kurt
Reiner und der Steinbe-
arbeitungsbetrieb Kneip.
„On the road“ in Sachen Dach: Kurt Reiner Bedachungen
Ursprünglich, erzählt Kurt
Reiner, hätte er seinen
Betrieb in Hohenroth
ansiedeln wollen, aber da
mangelte es an Fläche.
Mittlerweile ist der 53-jährige
Dachdeckermeister sehr zu-
frieden mit seinem Standort
in Dörth, wo er 1980 zu den
ersten drei Ansiedlern gehörte.
„Ein Betrieb in unserer Grö-
ßenordnung kann nicht von den
Aufträgen in der Region allein
leben, sondern muss überregi-
onal tätig sein. Und da ist für
uns die Lage direkt an der A 61
natürlich optimal.“
ZeitistGeld,besondersfüreinen,
der sich für sein Handwerk so
engagiertwieReiner. Bereitsmit
21 machte er seine Meisterprü-
fung, arbeitete dann 25 Jahre im
Gesellenprüfungsausschuss der
HwK Koblenz mit, ist seit neun
Jahren öffentlich bestellter und
vereidigter Sachverständiger.
Im vorigen Jahr wurde er, nach
jahrelangerArbeitalsstellvertre-
tender Obermeister, zum Ober-
meister der Dachdeckerinnung
Rhein-Hunsrück gewählt.
Die private Nachfrage, meint
er, mache nur noch ungefähr
30 Prozent des Auftragsvolu-
mens aus. Für die energetische
Sanierung bestehender Bau-
substanz, beispielsweise durch
ein fachmännisch gedämmtes
In Stein gemeißelt: Kneip Natursteine
Direkt an der Autobahn.
Das sei, erzählt Wilma
Poersch, 1980 auch für
ihren Vater Anton Kneip
das entscheidende
Argument gewesen.
Er zog mit seinem 1958
in Buchholz gegründeten
Betrieb ins Gewer-
begebietDörth
selbst fertigten, jetzt sind 90
Prozent davon Industrieware.“
Damit sei ein wichtiger Teil
der Arbeit für die Steinmetze
weggefallen. Da schwingt
Bedauern in der Stimme
mit, auch wegen der re-
duziertengestalterischen
Möglichkeiten in ihrem
Handwerk. „Die Stein-
bildhauerei tritt jetzt
hinter dem Zuschnei-
den und Verlegen
doch ganz erheblich
zurück“, konstatiert
sie realistisch.
Sie und ihr Mann,
Steinmetzmeister
Willi Poersch, ha-
ben aber bereits
neue Ideen ent-
wickelt. Auf der
Außenanlage des
großzügigen Be-
triebsgeländes prä-
sentieren sie Steine
füreineindividuelle
Gartengestaltung und wollen
damit den Kunden „Appetit“
auf ihr Handwerk machen.
Außerdem zeigen sie seit ei-
niger Zeit in Kooperation mit
einer Hunsrücker Schreinerei,
wie gut sich Stein und Holz zu
ausgefallenen Möbeln verar-
beiten lassen. „MeinMannund
ich probieren gerne mal was
Neues aus und dass es gerade
in Richtung Möbelschreinerei
ging, hängt damit zusammen,
dass er ursprünglich Schreiner
gelernt hat.“ So etwas, meint
sie, mache einfach Spaß, „da
wirdman richtig gefordert und
kann sich und seine kreativen
Fähigkeitenmal wieder richtig
einbringen“. Genau das also
tun,wassiezuihremHandwerk
gebracht hat.
Steckbrief: Autohaus Gründel, Dörth
Gegr.1980 | 8Mitarb.,2Meister,2Lehrl. | Kfz-Handel,Kfz-Reparatur,
Abschleppdienst | Tel.06747/94094 |
Steckbrief: Kneip Natursteine, Dörth
Gegr.1958|6Mitarb.,1Meister|Treppen,Küchen-,Badgestaltungen,Grab-
denkmäler,Gartengestaltung|Tel.06747/8085
schätzen wüssten. „Und das
Familiäre gehört bei uns eben
einfach auch mit zu den spe-
zifischen Leistungen dazu.“
Die Konkur-
renz ist trotz-
dem hart, nicht
zuletzt wegen
des zurückge-
henden Neuwa-
genmarkts und
der zunehmend
schnäppchenbe-
wussten Käufer.
„Irgendwann ist
dieSachemitden
Vater und Sohn Gründel ergänzen
sich bei der Betriebsführung.
Dach oder den Einbau umwelt-
freundlicher Solar-Anlagen,
fehle vielen Hauseigentümern
das Kapital. „Da müsste es mehr
staatliche Förderprogramme
geben.“ Welche Bedeutung
sein Betrieb diesem Sektor
trotzdem einräumt, zeigt
sich auch darin, dass Rei-
ner-Sohn Oliver, der nach
Meisterprüfung, Betriebs-
wirtschaftsstudium und
einigen Jahren in anderen
Firmen wieder in den
Betrieb zurückgekehrt ist,
gerade einen HwK-Lehr-
gangalsEnergieberaterim
Handwerk abgeschlossen
hat. „Wir installieren hier An-
lagen, damit die Leute gleich
sehen, wie das funktioniert.“
Steckbrief: Kurt Reiner Bedachungen, Dörth
Gegr.1980 | 12Mitarb.,4Meister,2Lehrl. | Dachdecker,Bauwerksabdich-
tung,Schnelldienst | Tel.06747/7666 |
um. „Am alten Standort war
nach der Ortserweiterung
ohnehin kein Platz für einen
Ausbau.“ In Dörth aber war
Platz gleichfalls reichlich und
günstig zu haben.
Mittlerweile sei der direkteAu-
tobahnanschluss für die Firma
nicht mehr so wichtig, meint
Poersch, die nach dem Abitur
in den 70er Jahren eine Lehre
als Steinmetz und Steinbild-
hauer in Limburg absolvierte
(„Da war ich in der Berufs-
schule das einzige weibliche
Wesen unter 35!“) und dann
Betriebswirtschaft studierte,
bevor sie 1989 den Betrieb
übernahm. „Früher brauchten
wir einfach mehr Material,
weil wir auch die Grabsteine
Wilma Poersch und ihr Mann
Willi gehen neuen Wege in der
Gartengestaltung.
Dachde-
ckermeis-
ter Kurt
Reiner.
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