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Handwerk und Betrieb mit Tradition

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Nr. 186

31. Januar 2015

www.handwerk-special.de

Ein Arbeitsplatz dem Himmel so nah

Wenn der 91-jährige

Dachdeckermeister Hu-

bert Löcherbach aus Nie-

derfischbach aus seiner

langen Berufszeit erzählt,

ist das eine Familien- und

Dachdeckergeschichte.

Schon Großvater Johann

war dem Gewerk ver-

pflichtet und gründete

1881 seine Dachdecker-

werkstatt. Clemens Lö-

cherbach, Huberts Vater,

führte das Geschäft mit

Schindel und Schiefer

fort. Auch er selbst ergriff

den Dachdeckerberuf.

„Wir sind anfangs mit dem

FahrradzudenKundengefahren.

Material und Werkzeug wurde

geschultert oder inSeitentaschen

gelagert. Das erste Firmenauto

kam erst 1952. Bis zu 2.000

Ziegel habe ich für eine Neu-

eindeckung aufs Dach getragen.

Aufzug oder Kran gab es nicht“,

erinnertsichHubertLöcherbach.

Sein Meisterstück 1949 war die

Reparatur eines durch Kriegs-

schäden zerstörten Dachs an

einem Gebäude in Mayen.

„DerWiederaufbauhattedamals

oberste Priorität. Heute helfen

Dachdecker durch Wärmedäm-

mung, Energie einzusparen. Sie

müssen durch die Vielzahl der

Materialien auch in stilistischen

Fragen sicher sein. An der

Schönheit des Berufs und dem

alles überragendenArbeitsplatz,

hat sich in den Jahren nichts

Im Dachdeckerbetrieb Löcherbach in Niederfischbach zählt Familientradition

Joachim Löcherbach, Niederfischbach

Gegr. 1881 | 7 Mitarbeiter | Schiefereindeckung, Fassadenarbeiten, Wär-

medämmung | Tel. 02734/ 610 79 |

www.dachdecker-loecherbach.de

geändert. Dachdecken ist mein

Lebenselixier“, zieht der rüstige

Handwerkssenior ein Fazit.

Liebe zum Dach ist

genetisch veranlagt

Die Liebe der Löcherbachs zum

Dach scheint in den Genen zu

liegen. Immerhin hat Hubert

Löcherbach seine Fähigkeiten

und die Liebe zum Dachdecken

andreivonvierSöhnenweiterge-

geben. Hier ist die Dynastie dem

Himmel ganz nah, wenn es gilt,

Kirchtürme oder hoheDächer zu

bauen oder zu reparieren. „Als

ich die maroden Schieferplatten

am 47 Meter hohen Turm der

Pfarrkirche in Niederfischbach

auswechselte, erinnerte ich

mich daran, dass auch mein

Großvater und Vater bereits das

Wahrzeichen reparierten“, sagt

Dachdeckermeister Joachim

Löcherbach. Der 48-Jährige

führt den Betrieb seit 2006 in

der vierten Generation.

Ihm zur Seite steht neben drei

Gesellen und zwei Lehrlingen

auchBruderKonrad,Meisterwie

er. Der 17-jährigeSohnLucas ist

Lehrling und folgt mit der Lehre

im elterlichen Betrieb auch hier

einer Familientradition. „Jeder

Sohn hat beim Vater gelernt

und wurde von ihm geprägt. Ich

selbst habe vor Eintritt in das Fa-

milienunternehmen auch Erfah-

rungenaußerhalbgesammeltund

empfehle dies ebenfallsmeinem

Sohn“, betont der Firmenchef.

Das Weitergeben von Werten

zählt für ihn ebenso wie das

Vermitteln von handwerklichen

Fähigkeiten. Hierfür setzt er

sich auch als Lehrlingswart der

Dachdecker-Innung des Kreises

Altenkirchen ein.

Nicht nur Abdeckungen aus

Schiefer, Ton- und Zementzie-

geln führen die Löcherbachs

fachgerecht aus, Sie verstehen

sichauchimFassadebau.„Schie-

fer ist unsere Leidenschaft. Er

ist ein extrem beständiger Na-

turstein mit langer Tradition als

Dacheindeckung. Ein Schiefer-

dach hat einen ganz besonderen

Charme“, bekennt der Meister.

Beim Gedanken an Schie-

fer leuchten die Augen

Wenn er sich an die 2.000 Qua-

dratmeter Schieferdeckung der

Freusburg inKirchenoder andie

6.000 Quadratmeter Schiefer-

dachamKirchenerKrankenhaus

erinnert, leuchten seine Augen.

„Mir gefällt dieStruktur desMa-

terials und mich reizt es, damit

zu experimentieren.“

So geben seine Schieferbilder

einerHausfassade die besondere

Note. Nach alter Tradition mit

Schieferhammer undHaubrücke

bringt er den Schiefer in Form.

Für die Otter im Bach oder das

Taubenpaar nutzte er Fotos als

Vorlagen. Er fertigt auch auf

Kundenwunsch nach indivi-

duellen Zeichnungen. „Mein

Beruf ermöglicht es, Gestaltung

mit traditionellemHandwerk zu

verbinden.“

Joachim Löcherbach

bei der Arbeit.

Hubert Löcherbach auf

dem Dach der Freusburg.

Joachim und Hubert Lö-

cherbach im Januar 2015.

Das Schieferdach des „Flecker Backes“ in Freudenberg im Siegerland.

Den Familienna-

men „Otterbach“

setzte der Dach-

deckerbetrieb in

Schiefer um.

Fotos: privat