Handwerk Special Nr. 183 vom 04.10.2014 - page 22

Jugendseite: Mit dem Abitur im Handwerk Karriere machen
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Nr. 183
4. Oktober 2014
Fazit: Handwerk und Abitur, das passt!
Die Zahl der Abiturienten
im Handwerk steigt. Denn
die Karrierechancen sind
gut und das Handwerk
sucht Jugendliche im
Rahmen der Fachkräfte-
sicherung.
Die Berufsaussichten für die
ehemaligen Gymnasiasten
im Handwerk werden sich
aller Voraussicht nach weiter
verbessern. Der Bedarf an gut
ausgebildeten Fachkräften
und Spezialisten nimmt kon-
tinuierlich zu. Handwerker
nutzen heutzutage innovative
Techniken und neuartige Ma-
terialien. Zudemschließen sich
Handwerk und akademische
Ausbildung nicht aus.
Infos zur Ausbildung im
Handwerk sowie eine Über-
sicht zu freien Lehr- und
Praktikumsplätzen bei der
HwK-Ausbildungsberatung,
Tel. 0261/ 398-333,
Hobel statt Hörsaal
Immer mehr Abiturienten
entscheiden sich für eine
handwerkliche Ausbil-
dung. Zwar ist die Abituri-
entenquote im Handwerk
insgesamt weiterhin ge-
ring, einige Gewerke sind
unter Abiturienten jedoch
äußerst beliebt und ver-
zeichnen Zulauf.
Im Gespräch mit Abiturienten im Zimmererhandwerk
Im Bezirk der Handwerkskam-
mer(HwK)Koblenzverfügen14
der insgesamt 48 Jugendlichen,
die im Zimmererhandwerk ihre
beruflicheLaufbahnstarten,über
die Fachhochschul- oder Hoch-
schulreife. Im vergangenen Jahr
waren es sechs von 43. Bei den
Kfz-Mechatronikern beginnen
30 Abiturienten von 396 Lehr-
lingen eine Ausbildung. 2013
waren es 11 von 373. Der Trend
geht also klar in eine Richtung:
Abitur und Lehre spielen in den
Lebensentwürfenvieler Jugend-
licher gleichermaßen eineRolle.
Im Gespräch gehen sieben von
ihnen aufMotive einundnennen
persönliche Ziele, die sie nach
der Lehre anpeilen werden.
Marcel Baier
aus Gackenbach
hat sich nach dem Abitur eben-
falls für die Lehre entschieden.
Sein Ausbildungsbetrieb ist die
„Holzbau Kappler“ in seinem
Wohnort. „Dort hatte ichmeinen
ersten Ferienjob mit 15 Jahren
und habe immer wieder dort
gearbeitet. Man kannte sich
und so lag die Ausbildung als
Zimmerer nahe. Studium oder
Meisterbrief? Erst möchte ich
den Gesellenbrief mit guten Er-
gebnissenbestehen.Dannbieten
sich viele Chancen.“
Auch
Jean-Manuel Schulte
aus
Weidenbach/Taunus kennt den
Studienbetrieb. Sechs Semester
Wirtschaftsingenieurwesen lie-
gen hinter ihm. „Ich habe eine
Zeit gebraucht, um herauszu-
finden, was ich nicht möchte.
Jetzt weiß ich es“, lacht er. Der
29-Jährige ist bereits Kaufmann
im Einzelhandel. Nach einem
Praktikum in der Zimmerei
Stefan Bausenwein in Nastätten
entschied er sich für die Lehre.
„Das ist keinesfalls ein Karrie-
reknick, im Gegenteil, abends
zu sehen, was am Tag geschafft
wurde, ist ein gutes Gefühl.“
Mike Braun
aus Mendig lernt
bei „Anton Rosenbaum Holz-
bau“ in Mayen. Der 23-jährige
Abiturient hat ein duales Stu-
dium abgebrochen, die Bau-
zeichnerlehre aber erfolgreich
beendet. „Studieren ist nichts
für mich und das Büro ebenso
wenig.“ Jetzt fühlt sichMike „im
richtigen Beruf“, in dem er es
auch zur Meisterschaft bringen
möchte.
Niklas Over
ausWaldbreitbach
lernt im gleichen Unternehmen.
Der 19-jährige Abiturient trägt
die„Zimmerergene“insich.Sein
Vater führt die Over Holzbau
bereits inder viertenGeneration.
„Ichwollte dieAusbildungnicht
imelterlichenBetrieb,sondernin
einem größeren Betrieb machen
und schauen, wie die Arbeitsab-
läufe dort organisiert sind. Den
Meisterbrief habe ich später im
Visier und dann eventuell die
Betriebsübernahme. Meinen
Vater würde es freuen.“
Michael Filippi
aus Obepleis
(Rhein-Sieg-Kreis) hat Facha-
bitur. Der 19-Jährige wird im
Unternehmen „Adams Holz-
bau-Fertigbau“ in Niederzissen
ausgebildet. Er sieht in der
Handwerkslehre„einFundament
für die Zukunft“. „Ich halte mir
alleOptionenoffen,Meisterbrief
oder Studium, es ist vieles denk-
bar. Es ist gut zu wissen, wenn
man schon eine Ausbildung in
der Tasche hat. Handwerk kann
auch ein Sicherheitsnetz sein.“
Sebastian Kaulhausen
aus
Hachenburg lernt bei „Finger-
hut Haus“ in Neunkhausen.
Der 22-Jährige saß zwei Jahre
in Vorlesungen an einer Fach-
hochschule. „Mir fehlte der
Praxisbezug. Ich hätte mich viel
früher für die duale Ausbildung
entscheiden sollen. Abitur heißt
nicht zwangsläufigStudium.Die
Einsicht war so nicht da“, räumt
er ein. Nach der Lehre möchte
er gern auf Montage gehen und
Kontakte zu den unterschied-
lichsten Kunden pflegen.
Jan Seibel
aus Nastätten hat
einen anderen beruflichen Wer-
degang hinter sich. Nach der
Mittleren Reife und einer abge-
schlossenen Lehre als Energiee-
lektronikergingerneunJahrezur
Bundeswehr.
ImRahmenderBerufsförderung
beim Wiedereinstieg ins Zivil-
leben entschied er sich für das
Handwerk und trat eine Ausbil-
dung bei „Holzbau Fuhrmann“
in Miehlen an. „In den erlernten
Beruf wollte ich nicht zurück,
sondern in eine ganz andere
Richtung gehen, ausprobieren,
was mir sonst gefällt und auch
zu mir passt. Jetzt sehe ich sogar
dieMöglichkeit, einmal alsZim-
merermeister zu arbeiten. Die
Entscheidung für diesen Beruf
habe ich nicht bereut.“
Marcel
Baier
Jean-
Manuel
Schulte
Mike
Braun
Niklas
Over
Michael
Filippi
Sebastian
Kaulhausen
Jan
Seibel
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