Handwerk Special Nr. 153 vom 1. Oktober 2011 - page 5

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Nr. 153
1. Oktober 2011
Süße Früchtchen gebaut
Was macht eigentlich eine
Kirsche zu einer Kirsche?
Dass sie sich einmal mit
dieser Frage auseinan-
dersetzen würden, hätten
sich Frank Hoffmann und
Ralph Göbbel bis vor
einem Jahr nicht träumen
lassen.
Doch für dieBundesgartenschau
in Koblenz wagten die beiden
diesesGedankenexperiment und
gaben sich an den Bau von Ses-
seln in Kirschform: Der Auftakt
zu einer spannenden Zeit.
Stattliche 100 Kilo wiegt so
ein „süßes Früchtchen“, wenn
es einmal fertig ist. Bis auf das
Zuschneiden des Multiplex-
Holzes, das dem Stuhl seine
besondere Stabilität verleiht,
lag jeder Schritt vom Entwurf
über die Polsterung bis zum
Grad der Rückenneigung für
Kirschsessel für die BUGA: Zwei Raumausstattermeister entwerfen Rarität
Steckbrief:FrankHoffmann,Altenahr-Kreuzberg
Gegr. 2002 | 1 Meister | Polsterei, Raumausstattung, Dekoration,
Sonnenschutz | Tel.: 02643/ 2328 |
in Altenahr-Kreuzberg einen
eigenenRaumausstattermeister-
betriebbetreibt, den schwierigen
Produktionsprozess.
Mit Geduld zur
perfekten Kirsche
Als der Auftrag zum Bau von
vierKirschsesseln für dieBUGA
an Ralph Göbbel herangetragen
wurde, ahnte der aus Oberwin-
ter bei Remagen stammende
Handwerksmeister noch nichts
von den zahlreichen Stunden,
in denen er und sein Mitstreiter
Frank Hoffmann vor dem PC
sitzen und knobeln würden.
Wieder und wieder galt es, die
Sesselform zu überarbeiten.
„Eine Biologin stand uns zur
Seite. Sie war unsere schärfste
Kritikerin und überprüfte stets
aufs Neue, ob unser Modell den
Maßen einer realen Kirsche ent-
spricht“, erklärt Ralph Göbbel,
kommen. Schließlich sollen
sich die BUGA-Besucher mit
Genuss auf unsere Kirschen
setzen“, bekräftigen die beiden
Raumausstattermeister, die sich
nach diesem Projekt als wahre
Problemlöser bezeichnen
dürfen. Denn schließlich
gelang es ihnen, alle Vorga-
ben zu erfüllen, die sich im
Verlauf der Arbeiten wie die
Erfindung einer eierlegenden
Wollmilchsau entpuppten.
Noch bis zum BUGA-Ende am
16. Oktober können die Kirsch-
sessel auf dem Festungsgelände
Ehrenbreitstein in der Nähe des
Aussichtsplateaus ausprobiert
werden.Anschließend finden sie
voraussichtlich beim rheinland-
pfälzischenUmweltministerium
ihr neues Zuhause und ein Teil
gehtmit aufWanderausstellung.
Dafür, dass diese vier frechen
Früchtchen – die im Übrigen
eine bequeme Sitzposition in
der Verantwortung der beiden
Raumausstattermeister. „Für das
Holzgestell mussten wir auf die
Spezialkenntnisse der Tischle-
rei Kreuzberg aus Grafschaft
vertrauen. Nur mithilfe eines
CAD-Programms konnten die
Einzelteile angefertigt werden“,
erklärt Frank Hoffmann, der
derfürdiesesProjektGeduldund
handwerkliches Fingerspitzen-
gefühl beweisen musste.
Insgesamt dauerte es ein drei-
viertel Jahr bis die Kirsche
wie eine Kirsche aussah – und
man auch bequem darin sitzen
konnte. „Die Gemütlichkeit
durfte auf keinen Fall zu kurz
viel Potenzial zum Lieblings-
stück haben – nicht die letzten
ihrer Art sind, wollen die beiden
Handwerksmeistergernesorgen.
„Kundenaufträge nehmen wir
gern an. Jetzt wissen wir ja, wie
es geht“, schmunzelndie beiden,
die inGedanken schon dieMaße
eines optimalen Sitz-Pfirsichs
durchgehen.
Sind stolz auf ihr „süßes Früchtchen“: Die beiden Raumausstattermeister
Frank Hoffmann (l.) und Ralph Göbbel entwarfen für die BUGA in Koblenz
Sessel in Kirschform, die allen Anforderungen an Bequemlichkeit und „kirsch-
lichem“ Aussehen gerecht werden.
Zum besseren Trans-
port des fruchtigen
Möbelstücks erdach-
ten Ralph Göbbel und
Frank Hoffmann ein in
der Mitte teilbares Holz-
gestell (l.).
Foto: privat
Foto: privat
Für die BUGA kreiert: Die erste Kirsche zum Sitzen
„E gut Stick!“
Da staunte Jutta Allebrand, Konrektorin der Realschule Plus
Bad Sobernheim, nicht schlecht: Alfred Wenz, ein im Wortsinn
„rühriger“ Bäckermeister aus Bundenbach und Obermeister
der Bäcker-Innung Rhein-Nahe-Hunsrück, machte der Schule
ein Geschenk!
Am 3. September, dem ersten bundesweiten Tag des Handwerks,
hatte der Meister auf der Bundesgartenschau in Koblenz seine
jüngste Erfindung das „Kirner Landbierbrot“ den Besuchern
präsentiert. Die Einnahmen hieraus in Höhe von 221,70 Euro
stiftete Alfred Wenz kurzerhand als Zuschuss zu den Materialkos­
Bäckermeister spendet für Realschule +
ten für die Ganztagsschulprojekte, die die Achtklässler aus Bad
Sobernheim regelmäßig im HwK-Berufsbildungszentrum (BBZ)
Bad Kreuznach absolvieren. „E gut Stick!“ – wie auch die von
Alfred Wenz 2002 auf den Weg gebrachte und mittlerweile in
die Regionalmarke „SooNahe“ überführte Vermarktung von
Hunsrückbrot aus heimischem Getreide, gemahlen in heimischen
Mühlen und von heimischen Bäckern zu Brot gebacken.
Weitere Infos zur Berufsorientierung für Schüler im BBZ Bad
Konrektorin Jutta Allebrand (r.) freut sich über
den Zuschuss zu den Materialkosten für das
Ganztagsschulprojekt, den Bäckermeister Al-
fred Wenz (M.) im Beisein von HwK-Zentrumslei-
ter Dr. Lothar Greunke (l.) überreichte.
Mehr Infos ...
und Fotos im Internet unter
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